Das Bündnis „Barsinghausen ist bunt“ und das Forum für Politik und Kultur hatten heute zum Thema „Asyl“ zu einer Podiumsdiskussion eingeladen

V.li.: Eckard Bretzke vom Forum, Sebastian Rose vom Flüchtlingsrat Niedersachsen, Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk, Sybille Bruchmann-Busse (Barsinghausen ist bunt) und Landtagsabgeordneter Michael Höntsch
KIRCHDORF (ta). Unter der Überschrift „Asyl ist Menschenrecht – gibt es eine Grenze für Menschenrechte?“ hatten heute das Bündnis „Barsinghausen ist bunt“ und das Forum für Politik und Kultur zu einer Podiumsdiskussion in das Gemeindehaus „Die Arche“ nach Kirchdorf eingeladen. Vor knapp 50 Teilnehmern konnten Eckard Bretzke (Forum) und Sybille Bruchmann-Busse (Bündnis) Sebastian Rose vom Niedersächsischen Flüchtlingsrat, den Oberbürgermeister von Goslar, Oliver Junk (CDU), sowie den SPD-Landtagsabgeordneten, Michael Höntsch begrüßen. Aus der Sicht des Flüchtlingsrates dürfe es keine Obergrenze für Asylsuchende geben, er halte diese Debatte auch für gefährlich, so Rose. Momentan sei die Politik dabei, das geltende Asylrecht zu verwässern, wobei teilweise auch in bestehende Grundrechte eingegriffen werde. „Wir erwarten von der Landesregierung, dass das jetzige Asylrecht verteidigt wird“, forderte er. Laut Rose seien derzeit weltweit über 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Menschen, die Deutschland erreichten, seien zuvor zu über 80 Prozent aus Kriegsgebieten geflohen. In 2015 seien 100.000 Flüchtlingen nach Niedersachsen gekommen, wobei eine beträchtliche Zahl noch nicht einmal einen Asylantrag habe stellen können. Rose hob in diesem Zusammenhang die Hilfe von tausenden Ehrenamtlichen lobend hervor. Den Löwenanteil bei der Flüchtlingsaufnahme leisteten die Kommunen. Es handele sich um eine Herausforderung. Andererseits stehe den Kosten für die Aufnahme eine gesellschaftliche Dynamik gegenüber. Zuwanderung stelle für viele Gebiete aber auch eine echte Chance dar, um den bestehenden Bevölkerungsschwund aufzufangen. Wichtig bei diesem Prozess sei eine Vernetzung von Behörden, Vereinen und Institutionen und den verschiedenen Hilfsinitiativen, betonte Rose, der die Brandanschläge in Barsinghausen als schockierend einstufte. Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk erklärte, seine Kommune habe bislang 1000 Flüchtlinge untergebracht und könne auch noch Tausend weitere unterbringen – „es gibt kein Problem“. Junk ordnete den Flüchtlingszuzug eher als große Chance und als Hilfe für die regionale Wirtschaft ein, denn als Kommune im ländlichen Raum leide Goslar seit Jahren an Bevölkerungsschwund und daraus folgend an finanziellen Engpässen, die wiederum zu einer Minderung der Attraktivität der Infrastruktur in Goslar führten. Daher, so Junk weiter, sei man bestrebt, „Leute zu gewinnen“. Und genau das passiere jetzt durch die Aufnahme von Flüchtlingen, die deutsche Gesellschaft werde von der Zuwanderung profitieren, prophezeite Junk. Wichtig sei jetzt, die Neuankommenden schnell in Arbeit zu bringen, das dauere momentan noch zu lange. Landtagsabgeordneter Michael Höntsch nahm die Ausführungen Junks mit sehr viel Wohlwollen auf. Er betonte, dass das Asylrecht für alle Menschen gelte und dass es mit der Landesregierung keine Verschärfung geben werde. Einerseits engagierten sich zur Zeit dermaßen viele Ehrenamtliche für die Flüchtlinge, wie es kaum für möglich gehalten worden sei, andererseits bereite ihm die Stimmung eines Teils der Bevölkerung genauso Sorgen wie der Blick nach Dresden. Wichtig in der Debatte als auch im Alltag sei, auf die Sprache acht zu geben. Menschen seien nun einmal keine Naturkatastrophe, daher sollte man keinesfalls von Flüchtlingslawinen sprechen. Zudem gelte es, gegen fremdenfeindliche, rassistische und rechtsextreme Äußerungen anzuarbeiten. Schlimm seien beispielsweise zahlreiche Kommentare in den sozialen Netzwerken, meinte Höntsch.
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