Freie Kunst ist geistiger Explosivstoff und wird von Diktaturen gefürchtet

Morgen wird die Ausstellung in Gedenken an Hannes Meinhard im Kunstraum Benther Berg eröffnet

Hannes Meinhard wäre in diesem Jahr 85 Jahre alt geworden.

BENTHE/BARSINGHAUSEN (red). Die Gedenk-Ausstellung zu Hannes Meinhard, die morgen von Kristina Henze eröffnet wird, mag vielleicht für viele unwichtig sein angesichts der brutalen Wirklichkeit. Nicht weit von hier wird gekämpft. Auch die Kultur kämpft – mit ihren Mitteln – für Frieden in der Ukraine. Neben den großen wirtschaftlichen Sanktionen und Waffenlieferungen mögen Boykott im Sport und kulturelle Aktionen unbedeutend erscheinen. Aber in ihren massenhaften Darbietungen weltweit können sie schon Wirkung zeigen. Jedes Zeichen der Unterstützung hilft, sagt die Malerin. In allen Diktaturen wird die freie Kunst gefürchtet, weil sie Ausdrucksmöglichkeiten hat, die es sonst nicht gibt. Machtgefüge und Leid werden verhandelt auf nicht vorhersehbare Weise. Musik, Ballett, Literatur, Theater und Kunst haben für Diktaturen eine nicht zu unterschätzende Sprengkraft und werden entsprechend bekämpft. Diktatoren wie auch Stalin verfolgten gnadenlos alle künstlerischen Äußerungen, die sich gegen die Staatskunst stellten. Man denke nur an das Schicksal Dimitri Schostakowitschs, das Aufsehen erregte. Die geknechtete Kunst dient Despoten zu ihrem Ruhm, zu ihrer glanzvollen Erhöhung, in der sie sich sonnen und mit der sie sich schmücken wollen. Aber es gibt auch die vielen ukrainischen und russischen Künstler, hebt Kristina Henze hervor, die sich mutig direkt mit ihrem Namen gegen Putin wenden und damit ihre persönliche Sicherheit gefährden, im Gegensatz zu international berühmten Stars, die Krieg allgemein wohl verurteilen, aber sicherheitshalber Putins Namen nicht nennen. Vor rund 450 Jahren schrieb Jean Baptiste Moliere: Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.

Vor dem Hintergrund unseres seifenblasenhaft kurzen Lebens, das bewusstseinsbegrenzt abläuft, heißt das wohl, dass man Schuld auf sich laden muss, um noch größeres Leid zu verhindern. Aber alles ist besser, als jetzt nichts zu tun. Den Ukrainern im Kriegsgebiet muss weiter geholfen werden. Der Bürgermeister, Herr Kratzke, hat deshalb die Ronnenberger Sammelaktion ins Leben gerufen. Der Freiheitswille der Menschen in der Ukraine ist beeindruckend und berührend. Auch Hannes Meinhard liebte die Freiheit und absolute Unabhängigkeit. Er war ein tief religiöser Mensch. Lothar Feige, der lange Jahre mit ihm arbeiten konnte, wird zu Beginn der Vernissage über ihn und sein Werk berichten. Die Eröffnung findet am 6. März um 11 Uhr im Kunstraum Benther Berg, Bergstraße 3 statt.

Foto: Kunstverein Barsinghausen