Gedenken an die Opfer des Holocausts findet in diesem Jahr aufgrund Corona ohne Beteiligung der Bürger statt

Rede von Bürgermeister Henning Schünhof bei der Kranzniederlegung

BARSINGHAUSEN (red/ta). Der diesjährige Holocaust-Gedenktag musste aufgrund der Corona-Krise ohne die sonst übliche Beteiligung der Bürger stattfinden. Bürgermeister sagte bei der Niederlegung eines Kranzes am Gedenkstein: „Ich habe mich in der Vorbereitung auf diese Rede – wie wahrscheinlich jeder, der neu in einem Amte ist – mit den Worten meiner Vorgänger und anderer Persönlichkeiten beschäftigt.

Dabei bin ich oft auf die Wendung gestoßen, dass wir aus den zwischen 1933 und 1945 geschehenen Verbrechen lernen müssen, damit sich so etwas nie wiederholt. Nie wieder solle es dazu kommen, dass Menschen einander wegen anderer Religionen, Weltanschauungen oder Lebensentwürfen töten. Ich habe mich gefragt, ob wir tatsächlich aus diesen grauenhaften Geschehnissen, die im deutschen Namen geschehen sind, gelernt haben. Meine Gedanken haben mich dazu auch zur Corona-Pandemie geführt. Wir führen derzeit immer wieder Diskussionen über die Ausübung der Grundrechte, deren Schutz und die Einschränkungen zum Eindämmen der Pandemie. Wir alle in der Gesellschaft , nicht nur Politikerinnen und Politiker, Gerichte und Verwaltungen, diskutieren oft täglich darüber, wie weit wir die Menschen in ihrem Leben einschränken dürfen. Genau dies zeigt mir, dass wir gelernt haben, dass wir bei niemandem die Grundrechte leichtfertig einschränken dürfen – oder diesen Menschen gar Grundrechte absprechen dürfen. Ich weiß, dass die eben beschriebenen Diskussionen uns oft an Grenzen führen, anstrengend sind und zu Ergebnissen führen können, die wir nicht leicht akzeptieren können. Doch wenn wir diese Diskussionen nicht führen, dann haben wir nach meiner Ansicht nichts aus der Verfolgung Andersgläubiger und Andersdenkender gelernt. Mir zeigen diese Diskussionen auch, dass wir auf die Interessen und Rechte aller gesellschaftlichen Gruppen Rücksicht nehmen, dass wir ihren Ansichten und Meinungen den ihnen gebührenden Platz geben. Anders als zwischen 1933 und 1945 lassen wir sie zu Wort kommen, zeigen ihnen Respekt. Auch das ist etwas, das mir zeigt, dass wir aus der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft unsere Lehren gezogen haben. Zudem halten wir auch in diesen schwierigen Zeiten das Gedenken an die Verbrechen zwischen 1933 und 1945 wach, erinnern an die Verbrechen, die im deutschen Namen geschehen sind. Mir hat diese Beschäftigung mit den Reden der Vorgänger gezeigt, dass wir tatsächlich aus den schrecklichen Verbrechen der nationalsozialistischen Zeit unsere Lehren gezogen haben. Wir dürfen aber nicht nachlassen, diese Mahnungen täglich mit Leben zu füllen. Nur dann, können wir uns sicher sein, dass sich tatsächlich so etwas wie zwischen 1933 und 1945 nicht wiederholt.“

Foto: ta / privat