REGION (red).
Erinnern, verdrängen oder überformen? Wie sich Wissenschaftseliten in der Nachkriegszeit mit der Vergangenheit auseinandersetzen / Vortrag von Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann
Wann: Donnerstag, 7. August, 19 Uhr
Wo: Haus der Region Hannover, Hildesheimer Str. 18, 30169 Hannover
Eintritt: frei
Der Vortrag von Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann widmet sich den Karrieren und der ‚Vergangenheitsbewältigung’ der Wissenschaftseliten nach 1945 am Beispiel der Forscher der Kaiser-Wilhelm- und Max-Planck-Gesellschaft (KWG/MPG). Dort waren seit 1911 bzw. seit 1948 die meisten der herausragenden reichs- und bundesdeutschen Wissenschaftler (Nobelpreisträger) tätig. Zunächst untersucht Hachtmann die Rolle der international renommierten Wissenschaftsgesellschaft und geht auf den Stellenwert der Forschung im „Dritten Reich“ ein. Außerdem widmet er sich der Frage nach Kontinuität und Bruch 1945, aber auch der vielfach verklärenden ‚Bearbeitung’ der NS- Vergangenheit der KWG und der dort beschäftigten Forscher durch die MPG. Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann ist Senior Fellow am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und forscht dort unter anderem zur Geschichte der NS-Gesellschafts- und Herrschaftsstrukturen sowie der Wissenschaften von 1925 bis 1945.
Großonkel Pauls Geigenbogen / Lesung mit Alexandra Senfft und Romeo Franz
Wann: Sonntag, 17. August, 15 Uhr
Wo: Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover
Eintritt: frei
Sinti leben seit mehr als 600 Jahren in Deutschland, Roma seit 200 Jahren. Ihre Kultur reicht viele Jahrhunderte zurück und ist tief mit der deutschen Historie verwoben. Zeitweise als Handwerker, Künstler und Kaufleute hochgeachtet, wurden sie schließlich systematisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen und verfolgt. Bis heute halten sich diskriminierende Stereotype und starke Vorurteile gegenüber der größten Minderheit Europas. Der preußische Sinto Romeo Franz kämpft seit Jahrzehnten für die Rechte von Sinti und Roma. In „Großonkel Pauls Geigenbogen“ erzählt er über sein Leben und seine beeindruckende deutsche Familiengeschichte, in der schillernde Charaktere, starke Frauen außergewöhnliche Schicksale ans Licht treten – aber auch die Erinnerungen an Ausgrenzung, Abwertung im Kaiserreich und schließlich die Vernichtung durch die Nazis und der Neuanfang der Überlebenden eine prägnante Rolle spielen. Romeo Franz ist Musiker und Generalsekretär der Bundesvereinigung der Sinti und Roma BVSR. Von 2018 bis 2024 war er für die GRÜNEN Mitglied des Europaparlaments. Alexandra Senfft ist Autorin. Für ihr Buch „Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte“, in der sie über die NS- Vergangenheit ihrer Großeltern geschrieben hat, ist sie 2008 mit dem Deutschen Biografiepreis ausgezeichnet worden. Senfft ist 2. Vorsitzende des Arbeitskreises für Intergenerationelle Folgen des Holocaust, Mitglied im Präsidium der Lagergemeinschaft Dachau sowie Mitglied im PEN Berlin.
Foto: Stahl, Region Hannover
