Gegner von Agrarfabriken lassen die Muskeln spielen

Zahlreiche Menschen demonstrieren an Rande der „Grünen Woche“ gegen Massentierhaltung

BERLIN (ta). Am vergangenen Wochenende fand in Berlin eine der größten Demonstrationen gegen die fortschreitende Industrialisierung der modernen Landwirtschaft und gegen Massentierhaltung statt. Mit dabei waren zahlreiche Initiativen aus Niedersachsen und aus der Deisterregion. Hierzu hat uns Michael Hettwer, Sprecher vom „Landesnetzwerk Niedersachsen Bauernhöfe statt Agrarfabriken“, seine Rede übermittelt, die Deister Echo in Auszügen abdruckt:

„Es ist ganz toll, dass so viele von euch heute wieder den Weg hierher auf sich genommen haben. Bunt, vielfältig, kreativ, friedlich, couragiert und fest entschlossen – so wie ihr hier am Potsdamer Platz – so ist unsere Bewegung. Was vor einigen Jahren als zartes Pflänzlein begonnen hat, steht heute in voller Blüte und ist nicht mehr wegzudenken. Wir sind eine Bewegung von unten, im wahrsten Sinne eine Bürgerbewegung. Wir streiten für den Schutz der Gesundheit unserer Mitmenschen, für den Schutz unser aller Umwelt, für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Schlachtfabriken, für den Erhalt der bäuerlich strukturierten Landwirtschaft, für die Verbesserung des Tierwohls, für faire Preise, gegen genmanipulierte Lebensmittel, für Lebensmittel ohne Antibiotika und nicht zuletzt für Bauernhöfe statt Agrarfabriken.

Michael Hettwer aus Groß Munzel hielt bei der Großdemonstration in Berlin eine engagierte Rede gegen "die Auswüchse" der modernen Landwirtschaft.

Michael Hettwer aus Groß Munzel hielt bei der Großdemonstration in Berlin eine engagierte Rede gegen „die Auswüchse“ der modernen Landwirtschaft.

Deshalb sind wir alle hier, weil wir es satt haben, so unendlich satt. Diese Bürgerbewegung, eingebettet in ein großes Bündnis mit vielen Verbänden, Initiativen und Organisationen, beeinflusst mittlerweile die Zusammensetzung in kommunalen Parlamenten, maßgebend mit, sie entscheidet Bürgermeisterwahlen und gewinnt Bürgerentscheide mit deutlicher Mehrheit. Und dazu verhindern wir Agrarfabriken. Und dies auch noch in zunehmender Zahl. Diese Bewegung wird es nicht hinnehmen, dass weiterhin Jahr für Jahr tausende von kleinen und mittleren Bauern aufgeben müssen und dass der Bauernverband und seine Helfershelfer die seit Jahrzehnten verfehlte Ideologie vom sogenannten „Wachsen oder Weichen“ weiterhin fortsetzt.

Und wenn wir uns aus guten Gründen gegen Qualzucht in den Tierfabriken, gegen die Tod bringenden Keime aus den Massentierställen, gegen die Zerstörung der Lebensbedingungen in den Ländern der sogenannten Dritten Welt und gegen die Vergiftung unserer Böden und Grundwässer einsetzen, dann wird uns immer wieder vorgeworfen, wir seien Gutmenschen. Na und? Gerade das kapiert die Gegenseite nun mal nicht, dass sich Menschen ohne finanzielle oder andere Vorteile für etwas und für andere einsetzen.

Die teils dümmlichen Imagekampagnen der Agrarindustriellen helfen ihnen da auch nicht. Sie sind durchsichtig und so unglaubwürdig. Man gibt immer vor, den Dialog zu suchen. Nur die Wahrheit sieht anders aus, denn man verschließt sich jedweder Diskussion mit uns – und dies seit Jahren. In diesem Bewusstsein, dass unser aller Einsatz richtig ist und zum Erfolg führt, lasst uns jetzt alle in großer Einigkeit, laut, unnachgiebig und mit viel Spaß zum Bundeskanzleramt ziehen, um den verantwortlichen Politikern zu zeigen, dass wir keine Mühen scheuen, um unsere Forderung durchzusetzen. Denn, es ist wirklich höchste Zeit für Bauernhöfe statt Agrarfabriken.“

Foto: ta