Geplantes Altenpflegeheim: Investor verspricht Mehrwert für die Stadt

Kritiker befürchten Verdrängungseffekte auf dem lokalen Pflegedienstmarkt und eine Verschärfung des Fachkräftemangels

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Michael Müller, Geschäftsführer der MediCare-Unternehmensgruppe

BARSINGHAUSEN (ta). Der Bau eines neuen Pflegeheims am Kaiserhof schlägt weiter hohe Wellen. Gestern stand Michael Müller, Geschäftsführer des Investors und potentiellen Betreibers, der MediCare Unternehmensgruppe, den Mitgliedern des Sozialausschusses Rede und Antwort zu den Plänen. Wie berichtet, soll der Gebäudekomplex am Kaiserhof auf maximal fünf Geschosse aufgestockt werden, um 84 Pflegeplätze, eine Apotheke, Räume für Ärzte und einen Restaurantbereich beherbergen zu können. Müller berichtete von der „hohen Qualität“ der eigenen Seniorenresidenzen. Für den Einzugsbereich Barsinghausen habe man eine Standortanalyse erstellt und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass vor Ort keine Verdrängungseffekte im Bereich der Pflegeangebote zu erwarten seien. Vielmehr seien rund 50 neue Arbeitsplätze und Steuereinnahmen für die Stadt die Folge. MediCare wirtschafte zwar ohne Betriebsrat und somit auch ohne Gewerkschaftseinfluss, gleichwohl zahle man reguläre Löhne und könne mit einer Fachkraftquote von 50 Prozent aufwarten, so Müller. Bestehende Probleme bei der Vergütungshöhe in der Pflegebranche seien der Politik geschuldet. Der geplante Standort am Eingang der Fußgängerzone werde es den künftigen Bewohnern ermöglichen am sozialen Leben der Stadt teilzuhaben und Einkaufsgänge zu erledigen. Man werde ein Rundumpaket für Personen mit oder ohne Pflegestufe sowie für Ehepaare und Personen, die Kurzzeitpflege benötigten, schnüren. Grundsätzlich gehe es aber natürlich schon um pflegebedürftige und eingeschränkte Bewohner, so Müller, der betonte, dass die Leistungen von MediCare für einen hohen Zufriedenheitsgrad stünden. Mit einer Auslastung der geplanten Einrichtung sei in zwei Jahren zu rechnen, informierte der Geschäftsführer.

CDU-Ratsherr Max Matthiesen konstatierte, es werde sich um ein lupenreines Pflegeheim handeln, obwohl vor Ort kein Bedarf nach zusätzlichen Pflegeplätzen bestehe. Außerdem sei durch die neue Einrichtung von einem größer werdenden Mangel an Fachpersonal auszugehen. Überhaupt sei in Barsinghausen die Diskussion zu kurz gekommen, dass Pflege auch eine kommunale Aufgabe sei, bemängelte Matthiesen. Zudem stellte er Michael Müller die Frage, ob seitens des Investors ein Umsteuern hin zu anderen Wohnformen noch möglich sei. Müller antwortete, sollte das Heim nicht ausgelastet sein, könne darüber nachgedacht werden. Aufgrund der Erfahrungen in den anderen MediCare-Häusern sei dies allerdings unwahrscheinlich, sagte er. CDU-Ratsherr Tilman Kuban meinte, ein großer Teil der eigenen Fraktion werde das Projekt unterstützen. Auch könne sich die Stadt das „Vergraulen“ von Investoren nicht leisten, so Kuban. SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Messing sagte: „Wir sollten dem Projekt offen entgegentreten. In Barsinghausen wurde eine Investition schon lange nicht mehr so zerredet.“

Foto: ta