Gewerbeflächenbedarf gestaltet sich rückläufig

Wirtschaftsförderung der Region Hannover stellt die Ergebnisse einer Untersuchung vor / In Barsinghausen und Wunstorf können bis zu 4000 Arbeitsplätze entstehen 

REGION HANNOVER (red). Die Nachfrage nach Gewerbeflächen in der Region Hannover geht zurück: Gegenüber dem Vorjahr ist der Flächenumsatz von Gewerbegrundstücken um etwa 40 Prozent gefallen. Zugleich bleibt die Nachfrage nach verkehrsgünstigen Arealen weiterhin stabil: Eine gute Autobahnanbindung gilt nach wie vor als wichtigstes Standortkriterium bei Grundstücksanfragen. Das geht aus dem Gewerbeflächenmonitoring 2014 der Region Hannover hervor.

Im Ergebnis des vorliegenden Monitorings wurden 2013 in der Region Hannover insgesamt 38,4 Hektar Flächen für die Ansiedlung von Gewerbe belegt. Im Vergleich: 2012 betrug die Summe etwa 63 Hektar. Der Flächenverbrauch liegt damit deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt: Seit Beginn der Datenreihe 1992 wurden pro Jahr rund 64 Hektar umgesetzt. Flächenumsätze wurden vor allem in der Landeshauptstadt Hannover realisiert: 17,6 Hektar wurden hier neu belegt. Im Umland sind Garbsen (4,5 ha) und Lehrte (3,0 ha) besonders begehrte Standorte. Zum überwiegenden Teil – 77 Prozent des Flächenumsatzes – investierten Unternehmen in kleine und mittlere Flächen mit einer Größe von bis zu 5.000 Quadratmetern.

Rückläufig entwickelten sich die Umsätze bei Grundstücken, die größer als 10.000 Quadratmeter sind. Ihr Anteil lag bei 12 Prozent, 2012 waren es noch 20,5 Prozent. Flächen,die maximal zwei Kilometer von der Autobahn entfernt und ohne Ortsdurchfahrt zu erreichen sind, erreichten nur noch einen Anteil von 29 Prozent am Gesamtumsatz, 2012 lag der Anteil mit 58 Prozent doppelt so hoch. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Nachfrage auf ein immer geringeres Angebot hochwertiger Gewerbeflächen mit großen Parzellen stößt, die bspw. auch für Logistikunternehmen und -investoren geeignet sind. Ihr Anteil am Flächenumsatz ist daher zurückgegangen: Logistiker fragten nur 17 Prozent der Flächen nach, gegenüber 28 Prozent im Vorjahr. An erster Position steht das Verarbeitende Gewerbe bzw. Handwerk mit 26 Prozent des Flächenumsatzes.

Zwar sind in Flächennutzungs- und Bebauungsplänen rund 900 Hektar Gewerbeflächen gelistet, der Anteil von Flächen in unmittelbarer Nähe zur Autobahn liegt aber bei nur 44 Prozent. Zudem sind die meisten dieser verkehrsgünstig gelegenen Flächen nicht sofort vermarktungsfähig – nur 51 Hektar besitzen einen rechtskräftigen Bebauungsplan, sind bereits erschlossen und stehen in öffentlichem Eigentum.

Bei Anfragen nach Gewerbegrundstücken gilt die Nähe zur Autobahn mit 26 Prozent als meistgenanntes Kriterium. „Der Mangel kurzfristig verfügbarer großer Logistikflächen hat jetzt auch auf den Flächenumsatz durchgeschlagen“, so Ulf-Birger Franz, Wirtschaftsdezernent der Region. Dabei gelte die Region Hannover weiterhin als einer der deutschen TOP-Logistikstandorte. „In der Region Hannover sind seit 2003 über 7.300 neue Arbeitsplätze im Logistiksektor entstanden und über eine Milliarde Euro investiert worden. Davon wollen wir weiter profitieren. Zurzeit fehlen uns allerdings die vom Markt besonders nachgefragten autobahnnahen Ansiedlungsflächen ab zehn Hektar mit sofortiger Bebaubarkeit“, stellt Ulf-Birger Franz fest.

Das Logistikflächenkonzept 2020 der Region Hannover soll hier in den nächsten Jahren Abhilfe schaffen. Allein am Trimodalstandort Wunstorf werden etwa 90 Hektar neue Logistikflächen mit Schienen- und Binnenschiffanschluss entstehen. Die Stadt Wunstorf will bis Jahresende einen Projektentwickler mit der Flächenerschießung und -vermarktung beauftragen. Bis zu 35 Hektar will die Stadt Barsinghausen bei Groß Munzel entwickeln. An den Standorten in Wunstorf und Barsinghausen könnten so in den nächsten 15 Jahren bis zu 4.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Zusätzlich sollen in Laatzen/Rethen-Ost 30 Hektar Logistikflächen geschaffen werden, für die bereits das Bebauungsplanverfahren eingeleitet wurde.

Wie schon im Vorjahr wurden beim Gewerbeflächenmonitoring 2014 – neben dem Flächenangebot in Bebauungs- und Flächennutzungsplänen – auch potenziell wiedernutzbare Gewerbebrachen erfasst. Es handelt sich um zusätzlich rund 180 Hektar, von denen 70 Prozent in der Landeshauptstadt Hannover liegen. Diese Grundstücke bleiben häufig jahrelang ungenutzt. Sie gelten zwar prinzipiell als gewerblich nutzbar, sind allerdings durch Altbauten und Altlasten häufig nur schwer zu vermarkten.

„Das Gewerbeflächenmonitoring zeigt auch jenseits der Logistikflächen Entwicklungspotenziale auf“, so Alexander Skubowius, Leiter des Fachbereichs Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region. „Dies gelte insbesondere für zentrale Standorte mit guter ÖPNV-Anbindung, vor allem für forschungsintensive Produktion und Dienstleistungen. „Forschungsaffine Flächenpotenziale befinden sich vor allem im Medical Park im Umfeld der Medizinischen Hannover (MHH), im Wissenschafts- und Technologiepark Hannover sowie am Maschinenbau-Campus Garbsen, an dem die Leibniz-Universität Hannover bis Anfang 2018 ihre Maschinenbauinstitute ansiedeln wird, die zurzeit noch teilweise in der hannoverschen Nordstadt ansässig sind“, so Alexander Skubowius.

Das Gewerbeflächenmonitoring 2014 steht im Internet unter www.wirtschaftsfoerderung-hannover.de zum Herunterladen bereit.