Gleichstellungsbeauftragte machen auf Aktionen zum internationalen Tag zur Beseitigung gegen Gewalt an Frauen aufmerksam

BARSINGHAUSEN/REGION (red).

Mit 10.000 Fahrradsattelschonern machen die Gleichstellungsbeauftragten in der Region Hannover aufmerksam auf die Gewalt gegen Frauen. Auf dem leuchtend pinkfarbenen Fahrradsattelschoner aus langlebigem, recyceltem Kunststoff ist deutlich lesbar die neue verkürzte Telefonnummer des bundesweiten Hilfetelefons 116016 und der Hinweis auf die Website www.HIlfetelefon.de. „Häusliche Gewalt ist keine Privatsache. „Unsere Aktion ist ein Präventionsbeitrag zum Schutz vor Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Wir wollen auf Hilfsangebote hinweisen und möglichst viele Menschen im öffentlichen Raum erreichen. Und im Novemberregengrau ist der pinke Sattelschoner ein gut sichtbares Instrument “, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Barsinghausen, Susanne Brandts.

Die bundesweite kriminalstatistische Auswertung der Daten zur Partnerschaftsgewalt und innerfamiliärer Gewalt im Jahr 2022 besagt, dass die Gewalt in bestehenden und ehemaligen Partnerschaften in Deutschland in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. „Fast alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Mensch Opfer von Häuslicher Gewalt. Jede Stunde werden mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Expartner eine Frau zu töten“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus bei der Vorstellung des Lagebilds Häusliche Gewalt des Bundeskriminalamtes. Die Anzahl der Opfer Häuslicher Gewalt lag im Jahr 2022 bei 240.574 und ist damit im Hellfeld um 8,5 % im Vergleich zum Vorjahr und um 13 % im Fünfjahresvergleich angestiegen. Etwas mehr als die Hälfte der Opfer lebte mit der tatverdächtigen Person in einem gemeinsamen Haushalt. Opfer von häuslicher Gewalt waren zu 65,6 % (157.818) durch Partnerschaftsgewalt betroffen, zu 34,4 % durch innerfamiliäre Gewalt (82.729 Opfer). Betroffen sind Mädchen und Frauen (71,1 %) sowie Jungen und Männer (28,9 %) aller Altersklassen. Besonders oft sind weibliche Personen zwischen 30 und 40 Jahren betroffen. Oft kommt es zu einfachen Körperverletzungen (135.502 Opfer, 56,3 %)), vielfach aber auch zu psychischer Gewalt durch Bedrohung, Stalking und Nötigung (57.376 Opfer, 23,8 %) bis hin zu schweren und schwersten Delikten. Bundesweit wurden 262 Personen Opfer Häuslicher Gewalt mit tödlichem Ausgang. Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden in Niedersachsen im vergangenen Jahr 17 Frauen im Kontext häuslicher Gewalt getötet, 29 versuchte Tötungen wurden registriert. Oftmals geht einem Femizid häusliche Gewalt voraus. Das zeigt sich auch in den Daten der polizeilichen Kriminalstatistik in Niedersachsen.

Auch in der Region Hannover gab es einen Anstieg der Fälle. Im Berichtsjahr 2022 erhielt der BISS‐Verbund Region Hannover Kenntnis von insgesamt 1.674 Fällen häuslicher Gewalt, davon 1.413 Frauen und 261 Männer. In über der Hälfte der von der BISS betreuten Kommunen haben die Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, in vielen Kommunen sogar über 30%. Im Dunkelfeld ist von einem weit höheren Grad an Erfahrung mit Partnerschaftsgewalt auszugehen bestätigen die Mitarbeiterinnen aus den Beratungsstellen in den Kommunen vor Ort. Mit zunehmender Digitalisierung und veränderten Kommunikationswegen verlagern sich auch Phänomene Häuslicher Gewalt von der analogen in die virtuelle Welt. So sind bspw. die Fälle des Stalkings unter Nutzung des Internets bei Häuslicher Gewalt in den letzten Jahren um 57 Prozent (2018: 912; 2022: 1.432) angestiegen. Finanziell gefördert wird die Sattelschoneraktion vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung im Rahmen des Programms CEDAW‐ Gleichstellung sichtbar machen. Quellen: Bundeskriminalamt, Häusliche Gewalt Bundeslagebild 2022; Jahresbericht BISS‐Verbund Region Hannover

Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November finden in den Kommunen der Region verschiedene Aktionen statt. In Barsinghausen wird bereits am Donnerstag, 23. November, um 14 Uhr vor dem Rathaus in der Bergamtstraße im Beisein von Bürgermeister Henning Schünhof, des Sozialdezernenten Sven Heindorf und der Gleichstellungstellungbeauftragten Susanne Brandts wieder die Fahne anlässlich des Internationalen Gedenk- und Aktionstag „NEIN zu Gewalt an Frauen!“ gehisst, um ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Mädchen und Frauen zu setzen. Dazu sind alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen. Aufgrund des tragischen Tötungsdeliktes an dem vierjährigen Jungen in Barsinghausen, der von dem Lebensgefährten seiner Mutter im Frühjahr aufgrund häuslicher Gewalt umgebracht worden ist, hat sich der runde Tisch gegen häusliche Gewalt in Barsinghausen dieses Jahr dazu entschlossen, einen Flyer zum Thema Zivilcourage herauszubringen. In dem Flyer sind die Telefonnummern aufgeführt, an die sich jeder wenden kann, der in seinem Umfeld einen Fall von häuslicher Gewalt bemerkt und Rat sucht. Fälle häuslicher Gewalt können natürlich auch anonym gemeldet werden. Der Flyer wird im Anschluss an das Fahnenhissen mit den Sattelschonern am 23. November in der Fußgängerzone verteilt.

Bild: Stadt