Am Weltwassertag war das lebensspendende Nass Thema in der Ökostation / Berichte machen auf die ungerechte Verteilung aufmerksam
GROßGOLTERN (red). Eine Mandel wiegt 1 Gramm und benötigte 3,8 Liter Wasser. 2-3 T-Shirts benötigen ein Kilogramm Baumwolle und 11.000 Liter Wasser. Besser lässt sich die Wasserverschwendung in manchen Gegenden der Erde nicht belegen: Wie viel Wasser muss allein für die 780.000 Tonnen Mandeln bereitgestellt werden, die jährlich im ehemaligen Wüstenstaat Kalifornien produziert werden? In wenigen Jahrzehnten ist dieses US-Bundesland durch seinen Wasserverbrauch zur siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen und eine Agrar-Supermacht geworden: Die Hälfte des US-Verbrauches an Früchten (bekannt ist auch bei uns z.B. der kalifornische Pfirsich) Nüsse (Walnüsse, Pistazien), an Gemüse, Milch und Käse werden hier produziert! Dazu kommen noch die Exporte insbesondere nach China, Europa … Milliardäre und Millionäre profitieren in den dort herrschenden Agrarkonzernen. Aber Achtung: Schon fünf Jahre Dürre in Kalifornien – Braun ist das neue Grün – hunderttausende Mandelbäume sind bereits gefällt .. Baumwolle aus Usbekistan und Kasachstan: Die Zuflüsse zum Aralsee werden seit Stalin für deren Baumwollproduktion benutzt, so ist es nicht verwunderlich, dass der ehemals viertgrößte Binnensee der Welt heute bis auf zwei kleine Restflächen völlig ausgetrocknet ist! Bekannt sind die Bilder mit den Fischerbooten, die kilometerweit entfernt von Wasser auf dem salzigen, vergifteten ehemaligen Seeboden stehen und vor sich hin rotten. Eine der größten ökologischen Katastrophen unserer Zeit .. Weitere Folgen der Wasserverschwendung, so führte der Leiter der Ökostation, Frank Roth, aus, sind die Trinkwasserverknappung für die Bevölkerung, die Belastung von Lebensmitteln und von Grundwasser mit Pestiziden. Auch sterben an Pestizidvergiftungen beim Baumwollanbau nach Schätzungen der WHO weltweit jährlich 20.000 Menschen. Sogar beim Pflückprozess, während der Lagerung und für den Transport wird Baumwolle zusätzlich mehrmals mit Pestiziden behandelt. Zudem werden beim Baumwollanbau pro T-Shirt 5-7 kg CO2 frei…! Wieviele T-Shirts habe ich eigentlich zuviel gekauft?? Und vergessen werden darf nicht, dass allein in Usbekistan Jahr für Jahr Millionen Schulkinder und Staatsangestellte ehrenamtlich auf den Baumwollfeldern arbeiten – müssen! Das nennt man Zwangsarbeit. Beispiellose Wasserverschwendung hier – und 600 Millionen Menschen in anderen Ländern haben keinen Zugang zu sauberem Wasser … Es berichten:
Gboko Prosper Yao, Elfenbeinküste: In seinem Dorf gibt es einen Brunnen mit Pumpe für 700 Menschen und Wasser für drei Monate. Wenn der Brunnen nach der Regenzeit trocken fällt, holen die Menschen das Wasser von der 25km entfernten größeren Stadt – zu Fuß. Selbst in der Milionenstadt Abidjan, der Hauptstadt, gibt es ein großes Armenviertel mit Hunderttausenden ohne eigene Wasserversorgung – täglich warten die Menschen mit ihren Gefäßen auf den Wasserwagen .. das dann teuer gekaufte Wasser ist aber nur genießbar nachdem es abgekocht worden war.
Khaery Khodeda, Irak: Sowohl bei seinen Lebensstationen in Syrien als auch im Irak gab es auf den Dörfern nie eine zentrale Wasserversorgung. Wenn es regnete, wurde das kostbare Nass aufgefangen und dann gab es auch Wasser aus dem Dorfbrunnen mit einer elektrischen Pumpe. Täglich kommt aber auch ein Tankwagen vorbei, von dem die Anwohner 500l für teure 10 Dollar kaufen können; auch dieses Wasser muss aber noch abgekocht werden. Bei der Verfolgung durch den IS flüchtete er 2014 wie auch Hunderttausende andere Jesiden in das Sindschar-Gebirge.Dort gab es fast garkein Wasser: Jede Person, alt wie jung, erhielt pro Tag eine Flaschendeckelfüllung! Tausende Kinder und Erwachsene sind verdurstet, auch weil internationale Hilfe ausblieb.
Zaki Fadlalla aus Darfur, Südsudan: Es gab und gibt nur an wenigen Monaten Wasser aus dem Dorfbrunnen. Oft muss die ganze Familie zu Fuß mit Kanistern zum Fluss gehen … Im Sommer, wenn auch noch der Fluss ausgetrocknet ist, müssen Tankautos das Wasser liefern. So lief es in Friedenszeiten ab. Aber seit dem wiederholten Ausbrechen des Krieges ist die Lage der Landbevölkerung noch verzweifelter, weil jegliche Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln unterbrochen ist: Mordende und brandschatzende Barbaren mit Kalaschnikows bestimmen über Tod und Leben.
Queen Stephen Ejohwowo, Nigeria: Mit bewegenden Worten schildert sie den Alltag in ihrer ölverseuchten Heimat, wo durch den Shellkonzern seit Jahrzehnten Erdöl gewonnen und abtransportiert wird – wo aber dieser Reichtum des Landes von den jeweils herrschenden Machthabern behalten wird: Keine Infrastruktur für die Masse der Bevölkerung, also auch keine Wasserversorgung. Frau Ejohwowo muss zu den Brunnen laufen und das Wasser in jedem Fall abkochen, damit es überhaupt getrunken werden kann – ein wirklich sauberes Trinkwasser sieht anders aus. 112 Millionen der 180 Millionen Nigerianer leben wie sie in absoluter Armut von weniger als einem Dollar pro Tag. Die größte Zahl an Analphabeten und gleichzeitig die höchste religiösen Gewalt (Boko Harum) hat der Nordosten des Landes. Interessant auch: Der reichste Mann Afrikas, Aliko Dangote, ist ein Multi-Milliardär und ist Nigerianer!
Ikram Maxamaed und Hanna Adch, Somalia: Nach dem unendlich langen und immer noch andauernden Krieg müssen sich die Menschen Flusswasser in großen Behältern holen und es abkochen. Es gibt auch in den großen Städten wie Mogadishu keine zentrale Wasserversorgung mehr. Wehr genug Geld hat, kauft Wasser vom Tankwagen; wer noch mehr Geld hat kann in Flaschenwasser investieren …
Lindita und Zausch Tafa, Albanien: Offizielle Wassernetze gibt es, aber dieses Wasser hat eine Rotfärbung (Eisenverbindung) und enthält Chlor. Viele Familien – wie auch Tafas – haben aus auch Kostengründen eigene Brunnen mit einer elt. Pumpe. Alle 3 Monate wird ihr Wasser offiziell auf Bakterien kontrolliert.Meist wird es dann für den Trinkverzehr freigegeben unter der Bedingung, dass Chlor zugegeben wird. So schütten Tafas 100ml Cl-Konzentrat in ihren Brunnen, erst nach 3 Tagen trinken sie das Wasser dann. Ohne Brunnenwasser müssten sie teures Trinkwasser in Flaschen kaufen.
Wie gesagt: Während die einen Milliarden Dollar für Luxus ausgeben und sogar ins schöne Weltall fliegen wollen, träumen Milliarden Menschen vom täglichen Glas mit sauberem Wasser.
Und Barsinghausen?- Offenbar gibt es bei uns keinen Wassermangel, auch die Werte der regelmäßigen Analysen sind hervorrragend – unser Wasser ist Baby-geeignet! Und trotzdem müssen wir angesichts der klimatischen Veränderungen umdenken: Wenn in sehr trockenen Sommern gelegentlich Stürme mit plötzlichen Starkregen auftreten, bringt das für unsere Wasserspeicher wenig! Der Boden kann nicht so schnell Wasser aufnehmen kann, wie er es müsste, um die Versorgung mit eigenem Wasser abzusichern. Schon wurde im letzten Sommer auf die Notwendigkeit des Wassersparens hingewiesen. Woher aber die notwendigen Wassermengen bekommen, wenn es eng wird? Die Aussicht, von der bis Bremen reichenden Harz-Wasserschiene noch mehr zu bekommen, ist trügerisch, denn dort ist ebenfalls die Kapazität voll ausgeschöpft, mehr geht offenbar nicht. Also machen wir uns an die Hausaufgaben, sagt Frank Roth.
Fotos: privat