Grüne Bürgermeisterkandidatin Nadin Quest stellt sich den Fragen des Seniorenrats

„Jetzige Rathaus-Kultur passt nicht in die Zeit“

BARSINGHAUSEN (ta). Am 1. November wird in Barsinghausen gewählt. Gesucht wird ein(e) neue(r) Verwaltungschef(in). Um herauszufinden, für welche Politik die Kandidaten stehen, hatten die Mitglieder vom Seniorenrat eine ganze Reihe qualifizierter Fragen aus der Bürgerschaft gesammelt. Die nächste Kandidatin, die die Gesprächsrunde besuchte, war Nadin Quest, die für Bündnis 90/Die Grünen in den Ring steigt. Die erste Frage, die der amtierenden Leiterin vom Fachdienst Schule, Sport und Kultur gestellt wurde, lautete, ob sie auch gegen ihren jetzigen Chef, Bürgermeister Marc Lahmann, kandidiert hätte. Sie sei bereits im November bezüglich ihrer Bereitschaft zu kandidieren, angefragt worden und wäre auch angetreten, wenn Lahmann wieder als CDU-Kandidat aufgestellt worden sei. Wie bewerte sie die Konkurrenz zwischen den Innenstadtgeschäften und dem Versandhandel und wäre es sinnvoll Versandhändler in der Fußgängerzone anzusiedeln? Dazu Quest: Die Konkurrenz zwischen dem Versand- und Einzelhandel sei Realität. Klar sei auch, dass in Barsinghausens einige Angebote nicht vorhanden seien. Wo die Stadt vielleicht tätig werden sollte, sei das leer stehende Fachwerkhaus am Thie. Dort könnte beispielsweise ein Familienzentrum eingerichtet werden. Dass die Stadt jetzt eine hauptamtliche Stelle für die Wirtschaftsförderung ausgeschrieben habe sei wichtig und zu begrüßen, denn hier werde auch die Ansiedlung von neuen Betrieben vorangebracht. Würde sie sich dafür einsetzen, dass es in Groß Munzel endlich wieder Allgemeinmediziner gibt? Die Versorgung durch ausreichend Ärzte in Barsinghausen gehöre generell auf den Prüfstand, antwortete Quest. Ob die Ansiedlung eines Landarztes in Groß Munzel möglich sei, könne sie aber nicht versprechen. Wie kann die Geschäftsleitung der Alten Zeche und des Besucherbergwerks auch in Zukunft gesichert werden? Hier werde in der Stadtverwaltung intern schon nach einer Lösung gesucht. Es sei für Barsinghausen wichtig, dass die Geschichte als Bergarbeiterstadt auch weiterhin adäquat präsentiert werde, so die Grünen-Kandidatin. Was würde sie ändern, damit sich die Parkplatzsituation in der Kernstadt verbessere, wollte der Seniorenrat wissen. Zunächst einmal würde sie das ÖPNV-Angebot und die Situation für die Fahrradfahrer verbessern. Es müsse darüber hinaus aber natürlich auch sichergestellt werden, dass Eltern ihre Kinder vernünftig zum Sport in die Glück-Auf-Halle bringen könnten, betonte Quest. Ist es möglich, dass sich Barsinghausen wie in der Vergangenheit wieder mit der Benennung als Luftkurort präsentiert? Um Werbung für die Stadt zu machen, sollte man diese Möglichkeit durchaus prüfen, meinte Quest. Zum Thema Stadtbus erklärte sie, dass ganze System sollte noch einmal durchdacht werden, denn dort, wo es Einzelhändler gebe, sollte eigentlich auch eine Busverbindung vorgehalten werden. Mit dieser Zielsetzung sollten Gespräche mit der Region Hannover geführt werden. Vielleicht sei auch der Einsatz von kleineren Bussen mit E-Betrieb denkbar und sinnvoll. Sollte das Deisterbad aufgrund seiner defizitären Wirtschaftlichkeit nicht besser privatisiert oder gar geschlossen werden? Hier gab es zu den beiden genannten Vorschlägen von Nadin Quest ein klares Nein. Das Bad gehöre zu den erhaltenswerten Angeboten, die die Stadt lebenswert machten und es sei die Aufgabe der Kommune, den Betrieb des Deisterbads auch künftig sicher zu stellen. Zum Themenkomplex Wasserknappheit und Wasserwerk-Neubau, meinte die Kandidatin, hierüber sei in der Vergangenheit häufig sehr unsachlich diskutiert worden. Eine Zusammenarbeit mit anderen Kommunen in Punkto Wasserversorgung sei aber nicht per se schlecht. Wäre es sinnvoll, eine Vertrauensperson oder einen Ombudsmann für Bürgerbeschwerden zu etablieren. Eine solche Stelle wäre auf jeden Fall gut, damit die Verwaltung bei ihren Leistungen und Angeboten besser werde – gefragt seien insbesondere Bürgernähe und mehr Freundlichkeit. War es in Ordnung, dass sich Bürgermeister Lahmann auf der Internetseite der Stadt kritisch gegenüber anderen Parteien und politischen Akteuren geäußert hat? Dazu Quest: „Solche Äußerungen auf der offiziellen Seite der Stadt gehen überhaupt nicht. Ein Bürgermeister muss sich nun einmal damit abfinden, dass ihn nicht jeder gut findet.“ Welche „Chef-Eigenschaften“ sollte ein Bürgermeister mitbringen und wie viel an Entscheidungsfreiheit sollte den leitenden Mitarbeitern in der Verwaltung zugebilligt werden? Quest betonte, die jetzige Rathaus-Kultur passe nicht in die Zeit. Ein Bürgermeister sei kein König und müsse sich auch mal auf seine qualifizierten Mitarbeiter verlassen können – auch wenn mal Fehler passieren würden. Sie wolle sich für mehr Teamarbeit und Wertschätzung der Angestellten einsetzen. Zum katastrophalen Zustand der Stopp- und Egestorfer Straße erklärte Quest, diese Straßen gehörten zu den ganz großen Baustellen in Barsinghausen und man müsse als Kommune nun sehr hartnäckig beim Land auftreten, um eine Verbesserung herbeizuführen. Zur Gestaltung von neuen Wohnbaugebieten sagte die Kandidatin, vermieden werden sollte das Bauen in der Landschaft. Besser wäre eine Bauverdichtung, wo schon Wohngebiete existierten, denn man müsse auch stets an die gebrauchte Infrastruktur, wie Kindergärten, denken. Flächen zum Bebauen seien nun einmal nicht unbegrenzt vorhanden. Außerdem sollte die Stadt Hilfestellung beim Sanieren von älteren Häusern geben. Wie kann die Stadt den Sport in Barsinghausen und speziell die Vereine stärker unterstützen? Quest antwortete, der Sportentwicklungsplan sei in Arbeit und werde in einem Dreivierteljahr vorgestellt. Daneben sollte man in Barsinghausen aber auch über Kooperationen über die Grenzen der Ortsteile hinweg nachdenken. Möglich wäre zum Beispiel die Beschäftigung und Finanzierung von Trainern und Übungsleitern durch mehrere Vereine. Zudem könnten alternative Orte zur sportlichen Betätigung geschaffen werden, die von allen genutzt werden könnten. Ist die Förderung der Kultur mit finanziellen Mitteln der Stadt in ihrer jetzigen Ausprägung gerechtfertigt? Die Förderung von Kunst und Kultur müsse eine Selbstverständlichkeit sein, denn die Angebote der Vereine und Initiativen seien wichtig für Barsinghausen. Als besonders reizvolle Idee stufte Quest die Idee zur Schaffung eines Kulturzentrums in der „Krawatte“ ein. Was sie in Barsinghausen vermisse, sei ein Kino.

Foto: ta