BARSINGHAUSEN (red).
Wo früher Kohle gefördert wurde, blühen heute Visionen für eine nachhaltige und lebensnahe Zukunft: Mit dem Projekt „Haldenglühen“ haben Schüler*innen der Lisa-Tetzner-Schule in Kooperation mit dem Kulturverein Krawatte, der Kunstschule Noa Noa und zahlreichen Kulturschaffenden gezeigt, wie kreative Bildung, Partizipation und Stadtraumgestaltung Hand in Hand gehen können. Entstanden sind beeindruckende Ideen und Modelle, die dem Zechenpark, dem grünen Herzstück Barsinghausens, neues Leben einhauchen könnten. Der Zechenpark, ehemals Teil des Bergbaubetriebs rund um den Klosterstollen, ist heute eine Art vergessene Oase im Stadtbild – mit großem Potenzial, wie die Jugendlichen unter Beweis stellen. Initiiert wurde das Projekt von Bärbel Cronau-Kretzschmar (Kulturfabrik Krawatte), die mit Dafna Köpke, Lehrerin an der Lisa-Tetzner-Schule, eine engagierte Partnerin fand. Ziel war es, Kindern und Jugendlichen Raum zu geben, ihre Vorstellungen von einer lebenswerten, vielfältigen und zukunftsfähigen Stadtlandschaft zu entwickeln – und sie aktiv zu gestalten.
Von der Halde zur Ideenwerkstatt: Die Projektreise begann mit einem Besuch im Zechenmuseum, wo die Schülerinnen in die Geschichte der Deisterkohle und der Barsinghäuser Halde eintauchten. Beim anschließenden Rundgang über das Gelände sammelten sie erste Eindrücke und begannen, ihre Gedanken zu ordnen. In der zweiten Phase wurden diese Ideen konkretisiert – mit fachkundiger Unterstützung durch die Landschaftsarchitektin Inger Johannes und die Architektin Meike Alonso Malo. Daraus entwickelte sich eine kreative Praxisphase, begleitet von Künstlerinnen und Expert*innen wie Frank Plorin, Carmela Sgualdini, Regina Behrendt und Markus Ressel. Das Ergebnis: Eine beeindruckende Ausstellung von Modellen, Plänen und Visionen, die zeigen, wie aus einem „verlorenen Ort“ ein Ort für Begegnung, Bildung, Kunst, Sport und Natur werden kann.
Vielfalt der Ideen – eine Auswahl der Schüler*innenprojekte:
- „Klassenzimmer im Freien“: Ein Naturlernort mit Insektenhotel, Benjeshecke und Schmetterlingswiese, der Bildung im Grünen erlebbar macht – nachhaltig, anschaulich und für alle Altersgruppen nutzbar.
- „Haldenleuchten“: Ein ausgeklügeltes Lichtkonzept mit Bewegungsmeldern und stilisierten Stehlen soll für Sicherheit und Atmosphäre in den Abendstunden sorgen – und die Wege durch den Park neu strukturieren.
- „Zechen-Seilbahn & Rutsche“: Spaß, Bewegung und Erlebnis – so wollen die Jugendlichen den Park auch für Familien und Kinder attraktiver machen. Ergänzt wird die Vision durch ein vielfältiges Rundwegsystem.
- „Haldenkiosk“: Treffpunkt, Versorgungsstation und Aussichtsort zugleich – mit bunten Lichterketten, Sitzbänken und einem Fernrohr.
- Kunstinstallationen wie „Free Woman“, „Welove Basche“ und der „sprechende Spiegel“ setzen emotionale, gesellschaftliche und identitätsstiftende Akzente. Sie stehen für Selbstbestimmung, Schönheit jenseits von Idealen und die Liebe zur eigenen Stadt.
- „FallingWater“: Die Neugestaltung der „Himmelstreppe“ mit Wasserelementen, farbenfrohen Mosaiken, Blumen und einer Kinderrutsche zeigt, wie gestalterische Elemente Erholung, Spiel und Freude verbinden können.
- Sport und Gesundheit: Mit dem „Basche sportiv“-Parcours, einem Trinkbrunnen mit Deisterquellwasser und der Feuerstelle mit Grillhütte sollen Bewegung, Entspannung und Genuss im Freien gefördert werden.
- „The Way toSit“ und „Geschafft“: Kunstvolle Sitzgelegenheiten und eine Statue mit Siegerpodest machen den beschwerlichen Aufstieg zur Halde zum reflektierten Erlebnis mit Augenzwinkern und Anerkennung.
- Neues Leitsystem: Eine Beschilderung mit Bergmann-Umrissen und klaren Wegweisern gibt dem Park Struktur und verweist auf wichtige Orte wie die „Krawatte“, das „Wohnzimmer im Freien“ oder den „Klosterstollen“.
Kulturelle Bildung mit Weitblick: „Was bedeutet öffentlicher Raum für junge Menschen?“ – Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Projekt. Die Schüler*innen zeigten dabei nicht nur Kreativität, sondern auch tiefes Verständnis für ökologische Zusammenhänge, gesellschaftliche Entwicklungen und die Bedeutung von Mitgestaltung. Gerade in Zeiten, in denen Stadtplanung oft hinter verschlossenen Türen stattfindet, ist dieses Projekt ein gelungenes Beispiel für gelebte Demokratiebildung und kulturelle Teilhabe. Die Hoffnung der Beteiligten: Dass einige der Ideen vielleicht sogar im Rahmen der Landesgartenschau 2026 in Bad Nenndorf im Zechenpark umgesetzt werden können. Die Potenziale dafür sind – nicht zuletzt durch die engagierte Vorarbeit der Jugendlichen – mehr als offensichtlich.
Abschluss mit Musik: WalkAct mit SisterGold: Zum feierlichen Abschluss findet am 29. Juni um 16:30 Uhr ein öffentlicher WalkAct mit der bekannten Saxophonband SisterGold statt. Der musikalische Rundgang führt durch den Zechenpark und macht die Orte der entstandenen Modelle erlebbar. Die Veranstaltung lädt dazu ein, mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen, die Visionen der Schüler*innen kennenzulernen – und sich selbst ein Bild davon zu machen, wie lebendig Zukunft in Barsinghausen sein kann.
Hintergrund & Förderung: Das Projekt „Haldenglühen“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kulturvereins Krawatte, der Lisa-Tetzner-Schule und der Kunstschule Noa Noa, gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Landesvereinigung für kulturelle Jugendbildung Niedersachsen e.V. (LKJ) im Rahmen von „Kubisch“, sowie die Ragge-Grocholesky-Stiftung Barsinghausen.
Fotos: privat