Hannelore Owens kritisiert eine „grobe Vernachlässigung“ von Naturschutzflächen im Flurbereinigungsverfahren

Die Naturschützerin stuft dies als Steuergeldverschwendung ein

Keine Unterhaltung: Fläche ausgewiesen als Brut- und Nahrungshabitat für Feldlerche am Kirchdorfer Mühlbach gelegen

KIRCHDORF (red). Im Flurbereinigungsverfahren Kirchdorf wurden im Jahr 2009 u.a. Flächen als Brut- und Nahrungshabitat für Feldlerche, Rebhuhn und Kiebitz ausgewiesen. Nun wirft Naturschützerin Hannelore Owens den für die Unterhaltung der Flächen Zuständigen grobe Vernachlässigung vor. Einige der Flächen hat sie in der vergangenen Woche in Augenschein genommen. „Die Verwahrlosung dieser eigens für bedrohte Tierarten von der Unteren Naturschutzbehörde der Region Hannover ausgewiesenen Flächen hat mich entsetzt. Hier fand anscheinend seit Jahren keine Unterhaltung mehr statt. Es droht auf einigen Flächen eine Verbuschung“, empört sich Owens.

Keine Unterhaltung: Ehemalig eine Blühfläche am Kirchdorfer Mühlbach

Keine Unterhaltung erfolgt: Fläche ausgewiesen als Feuchtbiotop am Kirchdorfer Mühlbach gelegen

Seit 2009 hat Owens während ihrer Amtszeit als Vorsitzende des NABU Barsinghausen bis Ende 2013 und danach privat, auf ehrenamtlicher Basis immer wieder die von der UNB vorgeschriebene Unterhaltung der Flächen kritisch begleitet. Auf Bauausschuss- und Ratssitzungen der Stadt Barsinghausen – sowie in der Presse – hat sie sich zu dem Thema zu Wort gemeldet und sich mit Korrespondenz, Fotodokumentation und Telefonaten sowie bei Ortsterminen mit den im Flurbereinigungsverfahren Beteiligten für eine zielführende Umsetzung der Auflagen eingesetzt. Ihr Amt als Vorsitzende des NABU Barsinghausen legte sie zwar auf eigenen Wunsch nieder, nicht jedoch ihren Einsatz für den Natur- und Umweltschutz. „Seit ich denken kann, bin ich Naturschützerin, das kann ich einfach nicht ablegen“, sagt Owens. Auf zwei für Feldlerchen ausgewiesenen Flächen, hat sie vor einigen Jahren sogar selbst Hand angelegt. „Um den enormen Distelwuchs zu unterbinden, habe ich privat mit einem Helfer tagelang die Flächen (500 Meter bzw. 680 Meter Länge) manuell bearbeitet, damit sich die Disteln nicht auf benachbarte Ackerflächen ausbreiten. Und nun das! Es war anscheinend alles umsonst“, sagt die engagierte Barsinghäuserin resigniert. „Feldlerchen waren auf den eigens für sie ausgewiesenen Flächen von Beginn an nicht zu finden; aber in den angrenzenden Agrarflächen. Bei dieser Art der „Unterhaltung“ ist das kein Wunder. Die Flächen, zwischen zwei Ackerflächen gelegen, sind zu schmal“, sagt Owens, die sich eigens bei Fachleuten eine Auskunft dazu eingeholt hatte.

Keine Unterhaltung: Fläche ausgewiesen als Brut- und Nahrungshabitat für Feldlerche ‚Försterkamp‘, unweit vom Kirchdorfer Kreisel (zwischen Kirchdorfer Rehr und L 401) gelegen

Keine Unterhaltung: Fläche ausgewiesen als Brut- und Nahrungshabitat für Rebhuhn nahe Stockbach gelegen

Auf den für Rebhühner ausgewiesenen Flächen am Stockbach habe weder ich noch andere dort diese Vögel angetroffen“, berichtet Owens „Wenn Hunde dort zur Brut- und Setzzeit an die Leine genommen werden müssen, so können sie dennoch an einer langen Laufleine in die Fläche und erheblichen Schaden anrichten“, gibt sie zu bedenken. „Die Fläche wurde grob vernachlässigt und droht jetzt zu verbuschen.“

Keine Unterhaltung, sondern Verbuschung: Fläche ausgewiesen als Brut- und Nahrungshabitat für Rebhuhn nahe Stockbach gelegen

Keine Unterhaltung, sondern Distelwuchs und Verbuschung: Fläche ausgewiesen als Brut- und Nahrungshabitat für Rebhuhn nahe Stockbach gelegen

„Es sind Gelder investiert worden, um Ausgleichsmaßnahmen für bedrohte Arten zu schaffen; Gelder, die letztendlich total vergeudet wurden“, stellt die Naturschützerin fest. Im Gespräch mit am Flurbereinigungsverfahren beteiligten Landwirten hat sie ebenfalls immer wieder Resignation und Frust mit Zuständigen im Rathaus der Stadt Barsinghausen und mit anderen Institutionen vernommen. „Nicht nur die Ausgleichsflächen für Naturschutz sind ein Problem, sondern auch die Bepflanzung der Stadt Barsinghausen am Stockbach, zum Beispiel. Landwirte bemängeln dass die Bäume dort zu dicht gepflanzt sind“, sagt Owens. „Zuständig nach meinem Kenntnisstand für diese Flächen ist die Stadt Barsinghausen“, so Owens. Nachdem sie sich in der Vergangenheit mehrfach vergeblich an die Stadtverwaltung und an die UNB gewendet hat, will sie in Kürze abermals mit einer Beschwerde die Untere Naturschutzbehörde der Region Hannover einschalten. Unverdrossen merkt sie abschließend an: „Ich gebe nicht auf. Noch nicht! Es wäre allerdings hilfreich, wenn sich örtliche anerkannte Naturschutzverbände in dieser Angelegenheit einschalten würden.“

Fotos: Hannelore Owens