Historisch-Politisches Colloquium informierte mit Vortrag über die Grundlagen der sozialen Verteidigung

BARSINGHAUSEN (hhn). 

Im Historisch-Politischen Colloquium Barsinghausen ging es um die Frage, ob militärische oder gewaltfreie die effektivere Form Verteidigung ist. Dr. Christiane Schweitzer, die kontinuierlich über Verteidigung ohne Waffen gegen militärische Angriffe oder Putsche gearbeitet hat, berichtete über viele Beispiele, in denen mit sozialer Verteidigung dauerhafte Erfolge gegen autoritäre Herrscher und Einflussnahmen von außen erreicht worden sind – dauerhaft, weil die Form der Verteidigung solidarische Gruppen und regionale Selbständigkeit und damit eine demokratische Entwicklung nach einem Sieg fördert. Sie verwies auf bekannte Theoretiker wie Gene Sharp oder Theodor Ebert und auf Beispiele für erfolgreiche gewaltlose Aktionen wie den Ruhrkampf, die Absetzung des Diktators Taylor in Liberia oder den Widerstand der baltischen Republiken gegen die Zugehörigkeit zur UdSSR. Eine Übersicht bietet: Bund für Soziale Verteidigung Hg.: Civilian Based Defence Put to the Test, February 2025 = ISSN 1439-2011, www.soziale-verteidigung.de. Verteidigung ohne Waffen, so die Vortragende, kostet aber nicht nur Opfer, sondern kann auch gesellschaftlichen Druck etwa zum Bekenntnis zu Symbolen erzeugen.

In der Diskussion wurde an den gewaltlosen Widerstand als einen der Gründe für das Ende der DDR erinnert, bei dem aber auch die >Staatsmacht< keinen Schuss abgeben ließ. Es wurden Fälle diskutiert, bei denen „peace-enforcement-Aktionen“ als Voraussetzung für „peace-keeping“ gelten müssen, gewaltfrei vorgehende Aktivisten also auf vorangehende Gewalt angewiesen waren. Auch das Konzept der Brüder Nolte für einen Mix wurde kurz vorgestellt: militärische Verteidigung für das flache Land, soziale Verteidigung  –  vermutlich zu etwas geringeren Kosten – für die Städte. Viele Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass jede Art der Verteidigung einen Konsens der jeweiligen Bevölkerung und einen viele umfassenden Willen voraussetzt, sich einer sei es von innen, sei es von außen drohenden Fremdbestimmung nicht zu fügen; es wurde aber auch gefragt, ob oder unter welchen Umständen eine elitäre Gruppe innerhalb einer Nation von der Mehrheit fordern kann, für einen abstrakten >Wert< zu den Waffen zu greifen. Ein wichtiges Thema, nicht nur wegen der steigenden Rüstungskosten, sondern auch wegen der Frage, wie unterschiedliche Milieus und Gruppen in eine gemeinsame Verteidigung eingebunden werden können.