Igel bitte nicht zur Überwinterung ins Haus holen

REGION (red).

Igel sollte man nicht bei ihrem Winterschlaf stören. – Foto: Ingo Scharf/www.naturgucker.de

Normalerweise halten Igel in der kalten Jahreszeit Winterschlaf. Sie unterscheiden sich damit von anderen, bei uns heimische Insektenfressern wie dem Maulwurf oder der Waldspitzmaus. Diese Energiespar-Strategie hilft dem kleinen stacheligen Gesellen, die kalte Jahreszeit, in der Nahrung knapp ist, zu überstehen. Weibliche Igel befinden sich in der Regel von Mitte November bis Anfang April im Winterschlaf, Igel-Männchen verabschieden sich bereits rund einen Monat früher in die Winterpause, sind dafür aber bereits Mitte März wieder unterwegs. Igel überwintern einzeln in ihrem gut isolierten, kugelförmigen Nest.

Es gibt verschiedene Gründe für den winterlichen Igel-Ausflug: In seltenen Fällen sind einzelne Tiere auch im Winter im Garten anzutreffen. Dies kann mehrere Ursachen haben. Meist ist es einer ungewöhnlich milden Witterung geschuldet. Im warmen Winter 2019/2020 beispielsweise wurden öfters Igel beobachtet, die putzmunter durch die Gärten liefen. Dass Igel bei hohen Temperaturen aufwachen, ist kein Grund zur Beunruhigung, sondern normal und bei gesunden Tieren auch unproblematisch. Weiterhin können kurze Wachphasen für einen Toilettengang vorkommen. Beobachtet man ein solches Verhalten, sollte man das Tier einfach in Ruhe lassen. Passiert das im Laufe des Winters allerdings öfter, kann das an den Kräften des Igels zehren, denn das Nahrungsangebot ist jetzt relativ schlecht. Am besten hilft man dann, indem man dem Igel einen Fressnapf mit hochwertigem Feucht- oder Trockenfutter für Katzen mit hohem Fleischanteil bereitstellt. Das Katzenfutter kann auch mit speziellem, proteinreichen Igelmüsli aus dem Zoo-Fachhandel gemischt werden. Bitte kein Dosenfutter, Obst, Speisereste oder Milch anbieten!

Igel nicht zur Überwinterung ins Haus holen!: Es kann vorkommen, dass ein spät geborener Jungigel sogar im November/Dezember noch tagsüber unterwegs ist, um sich weitere Fettreserven anzufressen. Auch in diesem Fall kann man dem Igel ein Schälchen mit hochwertigem Igelfutter anbieten. Niemals aber sollte das Tier aus falsch verstandener Fürsorge mit ins Haus genommen werden! Igel sind Wildtiere und gehören in die Natur. Die Erfahrung zeigt leider, dass Igel eine (wenn auch gut gemeinte) Zwangsüberwinterung im menschlichen Zuhause nur selten gesund überstehen. Und auch die Zufütterung sollte eine vorübergehende Maßnahme bleiben. Nur wenn ein Igel auffallend unterernährt oder krank ist, sollte man darüber hinaus tätig werden. Der NABU Niedersachsen rät, hier auf jeden Fall tierärztlichen Rat einzuholen oder zumindest mit einer der anerkannten Igel-Auffangstationen Rücksprache zu halten. >>Hier finden Sie eine Übersicht über die Igel-Auffangstationen in Niedersachsen. Alternativ können Sie sich auch an die NABU-Hotline wenden: Tel. 030 – 284 984 – 6000 (Montag bis Freitag: 9.00 – 16.00 Uhr).

Wenn Sie bei Gartenarbeiten auf ein Igelnest stoßen: Nun kann es aber auch vorkommen, dass man zufällig auf ein Winterquartier des Igels stößt, etwa bei Gartenarbeiten oder beim Umschichten eines Brennholzstapels, den man im heimischen Kamin verfeuern möchte. Igel im Winterschlaf sind daran zu erkennen, dass sie fest zu einer Kugel zusammengerollt sind und sich nicht bewegen. Auf den ersten Blick mögen die Tiere sogar den Eindruck erwecken, als ob sie tot seien, denn ihr Organismus ist so weit heruntergefahren, dass das Tier nur ein paar Mal pro Minute atmet. Entdecken Sie einen solchen winterschlafenden Igel im Garten, berühren Sie ihn möglichst nicht, um ihn nicht aufzuwecken, und decken Sie das Nest einfach wieder zu. Sollte der kleine Säuger durch die Begegnung dennoch aufwachen, ist das nicht schlimm, er wird rasch weiterschlafen, wenn die Störung nicht andauert. Solange das Nest intakt ist, besteht keine Veranlassung für menschliches Eingreifen!

Das können Sie für den Igel im Garten tun: Am besten geholfen ist dem Igel durch die Anlage eines naturnahen Gartens. Denn dort findet er Nahrung und Unterschlupf für den Winter. Schon eine verwilderte Ecke kann ausreichen, um einen kleinen Igellebensraum zu schaffen. Vor allem Laub-, Reisig- und Totholzhaufen bieten ihm willkommenen Unterschlupf. Heimische Sträucher, deren Laub auch im Herbst und Winter liegen bleiben darf, sorgen für Polstermaterial für das Igelnest. Doch auch künstliche Verstecke werden gerne angenommen, und das nicht nur für den Winterschlaf. Die sogenannten Igelburgen können ohne großen Aufwand selbst gebaut werden. Sie sind in unterschiedlichsten Ausführungen aber auch im Fachhandel erhältlich.

Foto: Ingo Scharf/www.naturgucker.de