In der Diskussion ums Radfahren und über Schutzstreifen wünscht sich Thomas Josopait mehr Ehrlichkeit

BARSINGHAUSEN (red).

„Ich liebe Fortbewegung, doch die mitunter scheinheilige Diskussion und die Erfahrungen der letzten Zeit um und mit Rad- und Möchtegernradfahrern veranlassen, dass ich hier und jetzt einfach einmal gegen einige wichtige Gruppen austeilen muss. Hier wird – wie bei vielen anderen Diskussionen auch – mit großer Begeisterung auf andere gezeigt. Nur man selber ist die absolute Unschuld vom Lande. Ich bin ein eher sportlicher Radfahrer, der die Schutzstreifen als einen guten Schritt nach vorne sieht, auch wenn ich mich frage, ob ich der einzige bin, der den Eindruck nicht loswird, dass einige Verantwortliche vorher einmal in die Niederlande hätten reisen sollen. Dann wäre da etwas ganz anderes bei herausgekommen, aber auch dort ergab sich der aktuelle Standard nicht einfach. Jeder Autofahrer der meint, als Abstand reicht Tuchfühlung, setzt sich aktiv dafür ein, dass von jeder Straße gute 3.5 m für beide Radwege inklusive einer Barriere zum Autoverkehr oder den Fußwegen Realität wird. Schade nur, dass dieses heißt, dass der LKW, der das neue Bier, Schlafzimmer oder was auch immer bringt, dann Umwege fahren muss, oder viele Straßen gar nicht mehr benutzen kann. Dieses bedeutet auch einen für viele Autofahrer ersehnten Schuss vor den Bug, da dann viele Straßen entweder keinen Parkstreifen mehr haben oder eben Einbahnstraßen sind. Wenn die Angsthasen unter den Radfahrern dann auf Fußwege ausweichen, sollte ihnen klar sein, dass sie dort nur Gast sind. Fußgänger sind keine wandelnden Slalomstangen, die nach Lust und Laune aus dem Weg gebimmelt werden dürfen. Wer Gast ist, hat sich an Regeln zu halten. Und der nächste Satz gilt insbesondere auch für die Liebhaber der Roller: In Fußgängerbereichen heißt das zuallererst einmal S C H R I T T T E M P O und eben den Verzicht auf Slalom auf Ideallinie. Ich liebe schnelle Fahrräder, mit denen es wirklich keine Freude ist langsam zu fahren und doch halte ich mich daran. Es gibt heute kaum noch Fahrräder und Oma-Räder (Pedelecs) ohne Gangschaltung. Die darf auch benutzt werden. In meinen Augen täten die Behörden gut daran, nicht nur die Tempoverstöße der Autofahrer zu ahnden. Wer in Fußgängerbereichen tieffliegt, bettelt um persönliche Konsequenzen. Da ist das einfache Aufstellen neuer Verbotsschilder, die ohnehin immer weniger Leute interessieren, bestenfalls Lösung Z. Damit sich nicht Lösung Z für alle anbahnt, wünsche ich mir, dass diese Diskussion von allen Seiten wieder ehrlicher geführt wird und sich jeder auch an die eigene Nase packt.“

Thomas Josopait, Barsinghausen

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