Der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen hatte zu einer Informationsveranstaltung mit dem Landtagsabgeordneten Heinrich Scholing eingeladen

Moderatorin Jutta Volz (re.) und Grünen-Vorsitzende Susanne Held begrüßen den Landtagsabgeordneten, Heinrich Scholing.
BARSINGHAUSEN (ta). Rund 50 interessierte Teilnehmer fanden sich gestern Abend zu einer Informationsveranstaltung der Grünen zum Thema Inklusion ein, um zu erfahren, wie der Weg hin zum integrierten Unterricht gestaltetet werden soll. Referent Heinrich Scholing, Landtagsabgeordneter, Vorsitzender vom Kultusausschuss des Landtages und ehemaliger Leiter einer Förderschule, erntete für das vorgestellte Bildungskonzept jedoch nicht nur Zustimmung, sondern musste sich von Lehrern, Schulleitern und Pädagogen auch deutliche Kritik gefallen lassen. Das Thema sei nicht vom Himmel gefallen, sagte Scholing, nun müsse der von der alten Landesregierung eingeschlagene Weg weiter beschritten werden. „In diesen Entwicklungsprozess müssen alle Schulen einbezogen werden, denn im Grunde widerspricht das dreigliedrige Schulsystem der Inklusion“, sagte er. Es gehe um einen Paradigmenwechsel, den man nicht auf die Integration von behinderten Kindern verengen sollte. Vielmehr solle das individuelle Lernen in der Gruppe befördert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sei die Einrichtung von sogenannten Regionalstellen geplant, wo sonderschulische Kompetenzen gebündelt und koordiniert werden sollten. Nötig seien auch unterschiedliche Konzepte für verschiedene Regionen, Fortbildungen für Lehrkräfte und zusätzliche Lehrstunden für die sonderpädagogische Grundversorgung. Heterogenität müsse der Ausgangspunkt für den zukünftigen Unterricht sein, das heiße, dass sich das ganze Bild von Schule wandeln werde. Im Rahmen der Selbstverantwortung der Schulen seien daher auch Alternativen zur Benotung zu entwickeln, so Scholing. Eine der großen Herausforderungen ortete der Politiker in der Förderung von Schülern mit dem Leistungsbedarf „emotional-sozial“, aus diesem Grund werde es auch weiterhin Förderschulen für geistig-behinderte Kinder geben.
Eine Lehrerin widersprach und meinte, dass die jetzigen Förderschüler im Rahmen der Inklusion zu Versuchskaninchen würden. Andreas Oelke, Leiter der Bert-Brecht-Schule, sprach gar von Zwangsinklusion. „Warum wird die Wahlfreiheit beschnitten, wenn viele Eltern ihre Kinder auch weiterhin zur Förderschule schicken wollen“, fragte er. Darauf antwortete Scholing, dass sich die Lebensumstände verändert hätten. „Schulen sollen künftig nicht mehr sagen können, dieses Kind passt hier nicht hin. Silvia Bethe, stellvertretende HAG-Schulleiterin, wiederum verteidigte die jetzige Vielfalt der Schulformen und bezeichnete Verordnungen von oben als großen Fehler. Und Axel Heyerhorst, städtischer Fachdienstleiter, befürchtete finanzielle Risiken für die Kommune, wenn alle Schulen im Stadtgebiet durch die Anforderungen der Inklusion baulich verändert werden müssten.
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