BARSINGHAUSEN-ORTSTEILE (red).
Die AWO-Frauenberatung und der Internationale Frauentreff von Barsinghausen haben am Freitag einen Bus gechartert, um mit Einheimischen und Zugewanderten in den Ortsteilen von Barsinghausen auf Entdeckungsreise zu gehen. Der Bus war bis auf den letzten Platz mit 48 Personen aus zehn verschiedenen Ländern international besetzt. Am Busbahnhof wurde gestartet und es ging zunächst über Hohenbostel mit Blick auf die doppeltürmige Thomaskirche zum Rittergut Wichtringhausen, wo die Teilnehmerinnen Andrea Freifrau Langwerth von Simmern am Herrenhaus erwartete. Sie erlaubte, einen Rundgang um das Wasserschloss zu machen. Dies ist umgeben von altem Baumbestand. Es fasziniert mit seinem gut erhaltenen Bruchsteinmauerwerk, das im oberen Teil von verputztem Fachwerk abgelöst wird. Die Anlage hat ihren Ursprung im 12. Jahrhundert mit einem Sattelhof und steht seit 1743 im Besitz der Familie Langwerth von Simmern. Zahlreiche Hortensien standen in voller Blüte.
Danach ging es weiter an der holländischen Galeriemühle vorbei nach Landringhausen, wo alte Bauernhäuser bestaunt werden konnten. In Groß Munzel wurden die Entdecker von Berthold von Hugo auf dem Rittergut empfangen. Hier wird in 9. Generation ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb bewirtschaftet und die 10. Generation ist am letzten Samstag eingeschult worden. Am 11. April 1787 wurde das ganze Dorf von einer Feuersbrunst heimgesucht. 172 Gebäude wurden vom Feuer erfasst, lediglich einige Höfe im Osterende blieben verschont. So sind die zwei Gebäude der Familie von Hugo die Ältesten von Groß Munzel, da sie aufgrund ihrer Ziegeleindeckung vom Feuer verschont blieben. Auch von der benachbarten Kirche blieb nichts mehr übrig. Von 1801 bis 1804 ist die heutige Kirche neu errichtet worden. Der Glockenturm sogar erst 1823. Herr von Hugo öffnete auch die Kirche für uns. Eindrucksvoll war der ca. 20 Zentimeter lange Schlüsselanhänger, ein Holznagel, der zur Befestigung von Fachwerkbalken dient.
Danach ging es über Ostermunzel am Backhaus Barrigsen vorbei durch Stemmen zum Rittergut Eckerde. Hier wurden wir von Claudia von Heimburg begrüßt. Seit über 500 Jahren ist das Rittergut im Besitz der Familie von Heimburg, die ursprünglich aus dem Harz stammt. Standbein ist ein moderner landwirtschaftlicher Betrieb. Das Herrenhaus wurde im Jahr 1890 nach Plänen des hannoverschen Architekten Ludolff umgebaut beziehungsweise nach dem Brand des Vorgängergebäudes neu errichtet. Mit Unterstützung des Landes Niedersachsen sowie öffentlicher und privater Stiftungen hat die Familie von Heimburg den 6,5 Hektar großen Landschaftspark seit dem Jahr 2000 abschnittsweise rekonstruiert.
Der Park besteht aus vier Teilen: Südpark, Stiefpark, Ostpark und Wallgarten. Die Wegeführung eröffnet immer wieder neue Blickachsen in den Park und die Landschaft. Im östlichen Teil des Gutsparks ist 1854 ein Backsteinbau erbaut worden, welcher als Mausoleum der Familie von Heimburg dient. Bisher wurden dort 10 Familienangehörige bestattet. Napoleon verfügte, dass die Adeligen nicht mehr auf den normalen Friedhöfen bestattet werden durften. Bei dem gemeinsamen Spaziergang durch den Park konnten man viele interessante uralte Bäume entdecken, z. B. eine ca. 200 Jahre alte Hudebuche, Eichen, einen Catalpabaum und einen 200 Jahre alten Rhododendron.
Das Herrenhaus des Gutes ist von einem breiten Wassergraben umgeben. Erstaunlich war auch, dass für die Rasenmäharbeiten immer mindestens acht Stunden zu veranschlagen sind. Der herrliche Gutspark wird am 17. und 18. August für eine Open-Air-Opernveranstaltung „Alcina“ von Händel genutzt.
Obwohl es kurzzeitig regnete, war die Stimmung trotzdem gut. Und zum Schluss konnte man den Tag gemütlich im Dorfcafé Eckerde ausklingen lassen. Die Frauen wurden eingeladen vom Verein Heimattag Eckerde und herzlich von Roswitha Müller und Joachim Bauer sowie ihren weiteren Helferinnen mit einem grandiosen Kuchen- und Tortenbuffet mit Kaffee und Tee umsorgt. Das Dorfcafé Eckerde ist in der Regel jeden ersten Sonntag und dritten Dienstag nachmittags für Gäste geöffnet. Es gab viel über die Ortsteile zu lernen, Bewegung und Plaudereien kamen auch nicht zu kurz und so war es für Jung und Alt ein schönes Programm. Das Organisationsteam Anne Vogt von der Frauenberatung der AWO und Rosemarie Struß und Dagmar Täger vom Internationalen Frauentreff freuten sich, dass alle rundum zufrieden waren und den Tag genossen haben. Dies wurde ermöglicht durch Fördermittel von der Ragge-Grocholesky-Stiftung. Somit ein herzliches Dankeschön an alle, die den Tag unvergesslich gemacht haben – die Familien Langwerth von Simmern, von Hugo und von Heimburg, das Dorfcafé und der Heimattag Eckerde und die Ragge-Grocholesky-Stiftung.
Fotos: privat