Jahresbericht von Stadtbrandmeister Dieter Engelke: Sinkenden Einsatzzahlen steht ein großes Spektrum an Notlagen gegenüber

Stabile Mitgliederzahlen / Überblick über die Bauprojekte im Barsinghäuser Feuerwehrwesen

BARSINGHAUSEN (red). „Trotz rückläufiger Einsatzzahlen fordern Vielfalt und Tragik der Einsätze die Einsatzkräfte unserer Feuerwehren in 2019“, stellt Stadtbrandmeister Dieter Engelke in seinem Jahresbericht einleitend fest. „Hat das Jahr 2019 am 5. Januar mit einem S-Bahnunglück, bei dem eine vom Zug erfasste Person am Bahnhof Kirchdorf zu Tode kam, begonnen, so endete es für die Freiwilligen-Helfer am 30. Dezember mit dem verheerenden Großbrand an der Öko-Station in Großgoltern, bei dem ein Brandopfer ums Leben gekommen ist. Im Berichtsjahr 2019 sind die Einsatzzahlen mit insgesamt 503 Einsätzen im Vergleich zum Vorjahr (607) stark rückläufig, aber immer noch überdurchschnittlich hoch. Das weite Spektrum und hierbei auch die menschlichen Notlagen setzen immer mehr eine hohe Kompetenz, aber auch psychische Belastbarkeit der Einsatzkräfte voraus. Neben den bereits erwähnten Vorfällen zeigen dies insbesondere auch der schwere LKW-Unfall und Brand auf der BAB 2, Verkehrsunfall am Ortsausgang Göxe mit tödlichem Ausgang, Gasleitungsleckage am Kindergarten Ostermunzel, Einsatz nach versuchter Geldautomatensprengung in Egestorf und der Brand am Anna-Forcke-Stift in Barsinghausen. Natürlich haben rückblickend auch im letzten Jahr wieder die witterungsbedingten Einsätze wie Wald- und Vegetationsbrände zum Einsatzaufkommen beigetragen. Auf hohem Niveau befinden sich ebenfalls die Geschehnisse zur Rettung hilfloser Personen hinter verschlossenen Türen und die damit in Verbindung stehenden menschlichen Schicksale. Gemessen am Gesamtaufkommen sind die als Fehlalarme ausgelösten Alarmierungen durch Rauchwarnmelder der Betriebe, aber auch zunehmend aus Privathaushalten zu hoch. Zur Abwicklung der Einsätze waren in 2019 wieder alle 17 Ortsfeuerwehren mehrfach und häufig in Zusammenarbeit mehrerer Wehren gleichzeitig im Einsatz. Gerade der Großbrand in Großgoltern, bei dem neun Ortsfeuerwehren aus dem Stadtgebiet im Einsatz waren, hat wieder einmal deutlich gemacht, wie elementar wichtig ein funktionierendes Zusammenspiel unserer Ortsfeuerwehren ist. Die Problematik der Tagesverfügbarkeit von Freiwilligen Einsatzkräften zur Abarbeitung des hohen Einsatzaufkommens ist nach wie vor gegeben. Erste Lösungsansätze wurden erarbeitet und umgesetzt. Soll hier die Einsatzbereitschaft weiterhin voll ehrenamtlich gewährleistet sein, müssen weitere Lösungsansätze definiert werden.

Einsatzstatistik 2019 (Stand 31.12.2019): 

Brandeinsätze                                            214

Hilfeleistungseinsätze                              200

Brandsicherheitswachen                           33

Fehlalarme                                                     56

Einsätze insgesamt:                                  503

Die Mitgliederzahlen in den 17 Ortsfeuerwehren können weiterhin als stabil bezeichnet werden. Überwiegend positiv ist die Entwicklung bei den Aktiven in den 17 Einsatzabteilungen. Wie auch im Vorjahr ist hier ein leichter Anstieg der Mitgliederzahlen zu verzeichnen. Im Berichtsjahr waren 615 (+11) Kameradinnen und Kameraden aktiv tätig. Der Anteil der Kameradinnen liegt bei 15,5 %. Auch bei den Kindern und Jugendlichen in den Jugendfeuerwehren konnte der Negativtrend gestoppt werden. Hier sind leicht ansteigende Zahlen festzustellen. Gemeinsam mit der anhaltend positiven Entwicklung bei den erfolgreich arbeitenden Kinderfeuerwehren zählt der Feuerwehrnachwuchs nunmehr 314 Mitglieder. Am Beispiel des vorbildlich organisierten und durchgeführten Mit-Mach-Tag der Ortsfeuerwehr Groß Munzel wird deutlich, wie wichtig eine auf Ortsebene stattfindende Öffentlichkeitsarbeit zur Darstellung der Freiwilligen Feuerwehren mit ihren facettenreichen Aufgaben und Angeboten und der damit in Kontext stehenden Bedeutung dieses Ehrenamtes für unsere Stadtgesellschaft ist. Bei hervorragender Resonanz konnte die Ortsfeuerwehr am Ende des Tages mehrere Neueintritte in allen Bereichen verzeichnen. Damit wir in der Gesamtentwicklung unserer Feuerwehren dort angelangen, wo ein ehrenamtlicher Fortbestand gesichert ist, bedarf es genau solcher Initiierungen. Die, die hier aus Rat, Verwaltung und Feuerwehrführung Verantwortung tragen, sind aufgefordert, dies weiter zu unterstützen und Impulsgeber zu sein.

Mitgliederstand 2019                                         (31.12.2019): 

Aktive                                                                          615

Kinder-/Jugendfeuerwehr                                       314

Altersabteilung                                                          189

Musik- und Spielmannszüge                                 113

Fördernde Mitglieder                                             4153

insgesamt                                                                5.384                                                                =====

Bei der fundamental wichtigen Ausbildung unserer Einsatzkräfte haben an der ehrenamtlich auf Stadtebene organisierten Truppmannausbildung Teil I 18 Kameradinnen und Kameraden teilgenommen. Die Truppmannausbildung Teil II haben 11 Teilnehmer bestanden. Auf der Regionsebene wurden 181 Lehrgänge und Schulungen absolviert. Hiervon entfallen 123 Ausbildungsplätze auf die in Barsinghausen durchgeführten Schulungen für Digitalfunkanwender, deren Notwendigkeit sich aus der anstehenden Umstellung auf Digitalfunk ergibt. An der Akademie in Celle haben insgesamt 71 Einsatzkräfte Technische- und Führungslehrgänge auf Landesebene besucht. Den ersten Platz bei den Stadtwettkämpfen belegte die Ortsfeuerwehr Holtensen. Im Jahr 2019 wurde kein neues Fahrzeug für die Feuerwehren angeschafft. In diesem Jahr erfolgen hier die Auftragsvergaben zur Beschaffung von Löschfahrzeugen für die Ortsfeuerwehren Großgoltern, Egestorf, Holtensen und Langreder.

Die Bauarbeiten am Feuerwehrhausan- und –umbau in Hohenbostel sind nach abermaligen Verzögerungen nahezu abgeschlossen. Die zusätzlichen Sanierungsarbeiten an der Fassade und dem Vorplatz müssen unbedingt begonnen werden, damit die Maßnahme insgesamt im ersten Halbjahr 2020 endgültig abgeschlossen werden kann und die Ortsfeuerwehr endlich ein fertiges und funktionsfähiges Feuerwehrhaus erhält. Die Planungsarbeiten für den Neubau eines gemeinsamen Feuerwehrhauses für die Wehren Groß- und Nordgoltern sind beinahe abgeschlossen, ein Baubeginn ist hier für das 2. Halbjahr 2020 avisiert. Nach den Planungen und einem Grundstückserwerb in 2019 soll in Holtensen nun mit den Bauarbeiten zum Anbau einer Garage begonnen werden. Für eine zusätzliche Garage in Egestorf haben im vergangenen Jahr erste Planungen begonnen, diese gilt es nunmehr architektonisch umzusetzen. Für den Neubau eines Feuerwehrhauses in Groß Munzel müssen nach der abgeschlossenen Standortsuche, der Grunderwerb und erste Planungen erfolgen. Zur Finanzausstattungen der Feuerwehren in Barsinghausen bedarf es in 2020 die Budgetierungsrichtlinien zu überarbeiten und dem tatsächlichen Bedarf anzupassen. Zur weiteren Entwicklung und Feststellung künftiger Bedarfe, ist eine Fortschreibung des Brandschutzplanes für das Stadtgebiet von Barsinghausen erforderlich. Auch wenn Brandschutz und Hilfeleistung originäre Aufgaben von Kommunalverwaltung und Politik sind, sollte sich jeder Bürger und jede Bürgerin der Bedeutung des Ehrenamtes Feuerwehr bewusst sein. Dies auch verbunden mit der Frage nach dem sozial- und gesellschaftspolitischen Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft. Für die Sicherheit unserer Bürger und Bürgerinnen stellen wir Feuerwehren uns auch in 2020 diesen Herausforderungen … unterstützen Sie uns“, betont Dieter Engelke.

Foto: ta-Archiv