Baumschnittkurs des Deister- Obst- und Gartenbauvereins Barsinghausen
BARSINGHAUSEN (red). Gut besucht war der Baumschnittkurs, den der Deister-Obst- und Gartenbauverein Barsinghausen am 15. Februar 2020 veranstaltete. Ungefähr 40 interessierte Mitglieder und Gäste hatten sich bei sonnigem, jedoch kühlem Vorfrühlingswetter im Garten von Familie Hölscher eingefunden, um sich vom Kursleiter Dr. Volker Zahn in die Geheimnisse des Baumschnittes einführen zu lassen. Nachdem die 1. Vorsitzende Sabine Symanski die Anwesenden begrüßt hatte, konnte der mit Spannung erwartete Kurs beginnen. Zur Verfügung stand ein älterer Apfelbaum der Sorte Boskoop. Bevor die praktische Arbeit begann, stellte der Kursleiter wichtige Werkzeuge vor, darunter eine Astschere, eine Baumsäge mit verstellbarem Sägeblatt, eine Baumsäge mit ausklappbarem Sägeblatt und eine Baumschere. Volker Zahn erklärte, wie man diese Geräte zweckmäßig verwendet und welche Vorsichtsmaßnahmen man beim Hantieren beachten sollte. Der Experte gab den Rat, anstelle billiger Scheren, die manchmal schon nach kurzer Zeit nicht mehr brauchbar sind, Scheren mit besserer Qualität zu bevorzugen, die ihren Dienst in vielen Fällen ein Leben lang verrichten. Bevor es an die Praxis ging, verwies Volker Zahn darauf, dass man nicht einfach drauflos schneiden darf. „Beim Schneiden richtet man sich nach einem wohlüberlegten Plan. Man wählt zunächst einen der aufsteigenden Triebe als Stammverlängerung aus und entfernt die Nebentriebe. Danach behandelt man die Äste erster Ordnung, das sind die Äste, die vom Stamm abzweigen. Man legt bei jedem Ast eine günstige Astverlängerung fest und kürzt die übrigen Teile des Astes so, dass sie der Höhe nach unterhalb der Stammverlängerung bleiben.“
Durch den Baumschnitt soll die Baumkrone viel Luft und Licht erhalten, damit sich kräftige und gesunde Früchte entwickeln können. Ist die Baumkrone zu dicht bewachsen, so können sich dort tierische Schädlinge und pilzliche Krankheitserreger ansiedeln, die nicht nur den Früchten, sondern auch anderen Teilen des Baumes Schaden zufügen. Durch richtiges Schneiden kann man außerdem das Wachstum fördern und damit verbunden eine Verjüngung herbeiführen. Im Verlaufe der praktischen Arbeit hatten die Kursteilnehmer reichlich Gelegenheit, eigene Vorschläge zu machen und zu begründen, welche Triebe geschnitten werden müssen. Sie erwarben wichtige Grundkenntnisse über den Baumschnitt und lernten praktische Schnittregeln kennen. Ganz nebenbei konnten sie ihr botanisches Wissen rund um den Apfelbaum erweitern. „Wenn man einen Trieb an einer willkürlichen Stelle abschneidet, dann drückt der aufsteigende Saftstrom mit voller Kraft auf die Schnittfläche und es entstehen dort zahlreiche Wassertriebe“, so der Fachmann. „Will man einen Trieb kürzen, so schneidet man ihn wenige Millimeter oberhalb eines jungen Seitentriebes. Dadurch wird der Saftstrom in den Seitentrieb umgeleitet, und dieser entwickelt sich nun infolge der vermehrten Saftzufuhr, sozusagen als Ersatz für den abgeschnittenen Trieb, zu einem kräftigen Neuaustrieb mit jungem Holz.“ Andere Schnittmaßnahmen sind das Entfernen von Wassertrieben und das Beseitigen abgestorbener, kranker, schwacher, verletzter und nach innen wachsender Triebe. Wassertriebe müssen so entfernt werden, dass sie nicht erneut austreiben. Zu dicht stehende Triebe stören sich gegenseitig, und man muss beim Schneiden gut überlegen, welche Triebe man entfernt und welche man stehenlässt. Dabei sind manchmal Alternativen gegeneinander abzuwägen, bei denen man auch bedenken sollte, welche Folgen der vorgesehene Schnitt für die weitere Entwicklung der Baumkrone haben wird. Nicht selten kann man in solchen Fällen nur nach Ermessen entscheiden. Auf leichtverständliche, überzeugende und motivierende Art wurden die Teilnehmer auch in komplexere Themen eingeführt, zum Beispiel in das Phänomen der Alternanz und ihre Beeinflussung durch richtiges Schneiden. Der Baumschnittkurs fand großen Anklang, was auch an der Vielzahl der Teilnehmerfragen erkennbar wurde. Die Gastgeber ließen es sich nicht nehmen, die Anwesenden nahe einer kleinen idyllischen Holzfeuerstelle mit Kaffee, Kuchen und Keksen zu verwöhnen.
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