Sozialausschuss votiert für mehr Personal in allen städtischen Jugendeinrichtungen
BARSINGHAUSEN (ta). Im gestrigen Sozialausschuss stand erneut die Situation am und im Jugendtreff an der KGS-Goetheschule im Fokus. Die Stadt hatte die städtische Einrichtung nach wiederholten Vandalismusschäden erst einmal geschlossen. Der leitende Jugendpfleger der Stadt, Björn Wende, kündigte eine baldige Wiedereröffnung an und stellte ein Maßnahmenbündel vor, dass auch im Dialog mit der Schulleitung ergriffen werden könnte.
Zunächst blickte Wende aber auf die Entwicklung des Jugendtreffs seit seinem Start in 2011 zurück. Der Standort an der KGS sei damals bewusst gewählt worden, weil es sich beim Nordstadtbereich um ein sozial problematisches Gebiet handele. Von Anfang an sei auch die Mitnutzung durch die Goetheschule gewollt gewesen. Es handele sich um ein niedrigschwelliges Angebot der Jugendpflege, dass von den zahlreichen Besuchern des Treffs teilweise auch anonym genutzt werde – Kontakte mit den Eltern gäbe es selten. Konzipiert sei der Treff eigentlich für eine Zielgruppe im Alter von 14 bis 26 Jahren, aber es würden auch jüngere Besucher mitgebracht, wie Grundschüler oder Kinder im Vorschulalter. An manchen Tagen werde die Einrichtung von bis zu 90 Personen aufgesucht, wobei rund 70% des Klientels KGS-Schüler oder ehemalige Schüler seien. Das pädagogische Personal verzichte grundsätzlich auf eine Verhaltenszensur und ständige Ermahnungen. Nicht geduldet würden aber Zerstörungen, dann werde auch autoritär eingegriffen, so Wende. Gefördert werden solle eine lebensbejahende Grundhaltung, allerdings seien die vorhandenen Räumlichkeiten teilweise nicht jugendgerecht und müssten angepasst werden. Ein großer Nachteil sei zum Beispiel, dass die Einrichtung über keine Toiletten verfüge, so dass hier der Sportbereich der KGS mit genutzt werden müsse. Zwingend erforderlich sei ein personelle Aufstockung im Jugendbereich der Stadt. Zuletzt sei der städtische Streetworker ergänzend an drei Tagen pro Woche im Jugendtreff tätig gewesen.
Ein weiteres Problem ortete Björn Wende zudem in den unterschiedlichen Nutzungen des Treffs durch die Jugendpflege und die Schule. Der von der Schulleitung kritisierte Vandalismus sei nicht neu, den habe es auch schon in den Jahren vor dem Jugendtreff gegeben. Gleichwohl würden Zerstörungen keinesfalls toleriert und man versuche, solche Sachverhalte auch aufzuklären. Stünden die Verursacher fest, erhielten die Eltern eine Rechnung. Hausverbote für die Jugendlichen seien aber nicht das Ziel, betonte Wende. Nachgedacht werde derzeit auch über eine Einschränkung der schulischen Nutzung des Jugendtreffs. Wende gab auch zu bedenken, dass die aktuelle Kritik am Jugendtreff am eingesetzten Personal nage. Das Konstrukt, schulische und städtische Jugendarbeit unter einem Dach zu leisten, bezeichnete Wende als gescheitert. Langfristig wäre es wahrscheinlich besser, die städtische Jugendarbeit in einer neuen Einrichtung an anderer Stelle anzubieten.
KGS-Gesamtschulleiter René Ehrhardt sagte, der Bericht von Björn Wende stelle das vor, was Jugendarbeit leisten müsse. Daher sollten hier mehr Personalstellen geschaffen werden. Wie Beispiele aus anderen Kommunen zeigten, könne eine Verzahnung zwischen Schule und Jugendarbeit sehr wohl funktionieren – leider träfe dies in Barsinghausen trotz erfolgter Gespräche nicht zu. Was er keinesfalls hinnehmen könne, sei, dass der Schulbetrieb durch den Jugendtreff gestört werde, unterstrich Ehrhardt.
Gleich im Anschluss stand im Ausschuss noch die Abstimmung über das Vorhaben der Stadt, in den Einrichtungen Klein Basche, Kinder- und Jugendhaus Egestorf und im Jugendtreff die personelle Situation um insgesamt 60 Wochenstunden aufzustocken, auf der Tagesordnung. Ziele seien, gleichwertige Betreuungsteams in den Einrichtungen zu schaffen und zu verhindern, dass Jugendeinrichtungen vorübergehend schließen müssten, wenn Personal erkrankt sei, erläuterte Björn Wende. Auf Klein Basche sollen die personellen Wochenstunden von 53 auf 69 Stunden, im Kinder- und Jugendhaus von 58,5 auf 69 Stunden und im Jugendtreff von 44,5 auf 78 Stunden steigen. Nach Auffassung der CDU gehe die Personalaufstockung in die richtige Richtung, allerdings meldete Ratsherr Max Matthiesen für seine Fraktion noch Beratungsbedarf an. Diesem Antrag folgten SPD und Grüne nicht, so dass eine Mehrheit für die Vorlage der Verwaltung stimmte.
Fotos: ta / Stadt