Jusos erinnern mit der Säuberung von Stolpersteinen an die Opfer des Nationalsozialismus

GROß MUNZEL (red).

Das vierte Jahr in Folge haben die Jusos Barsinghausen die Stolpersteine im Stadtgebiet Barsinghausens am vergangenen Samstag gesäubert, um so das Andenken an die ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger aufrecht zu erhalten, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet und vertrieben wurden. Den Auftakt machten die Jusos in diesem Jahr bei der Familie Seckel in Groß Munzel. Der ehemalige Stadtarchivar Eckard Steigerwald informierte hier über die Geschichte von Hugo Seckel, seiner Frau Ella und seiner Schwester Rosa Herzberg. Hugo Seckel betrieb ein Gewerbe in Groß Munzel und handelte unter anderem mit Tabakwaren, unterstützt durch seine Frau Ella.Dem Ehepaar Seckel erging es damals wie vielen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Nachdem Hugo Seckel Schulden seiner Tochter Gertrud übernommen hatte, damit diese zunächst nach England, dann in die USA auswandern konnte, war es Ella und Hugo selbst nicht mehr möglich, Deutschland noch rechtzeitig zu verlassen. Die Schwester Rosa wohnte gemeinsam mit dem Ehepaar Seckel für kurze Zeit im Haus An der Zuckerfabrik 1 in Groß Munzel, verzog von dort nach Hamburg und wurde, wie ihr Bruder und ihre Schwägerin, 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort wurde Rosa Herzberg 1943 ermordet, das Ehepaar Seckel wurde weiter nach Treblinka deportiert und schließlich für tot erklärt. „Es ist immer wieder erschreckend und bedrückend zu erfahren, wie ganze Familien während der NS-Zeit auseinandergerissen und ermordet wurden. Zugleich macht es deutlich, welches Glück es ist, in Freiheit zu leben“, merkte Juso-Mitglied Laura Härdrich an. Nach dem Vortrag von Herrn Steigerwald wurden alle 52 Stolpersteine im Stadtgebiet gereinigt und Rosen zum Gedenken niedergelegt. „Die Reinigung der Stolpersteine ist tatsächlich in regelmäßigen Abständen nötig, da das Messing dunkel anläuft und verdreckt“, so Juso-Mitglied Felix Miethe. Für die Reinigung wird deshalb eine Metallpaste für Gold, Messing und Kupfer verwendet, die mit einem Schwamm aufgetragen und eingearbeitet wird. Im Anschluss daran werden die Steine kräftig mit einem weichen Tuch poliert, um bestmöglich den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen.

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