Karl Rothmund bleibt an der Spitze des NFV

Festredner würdigen beim 44. Verbandstag die Bedeutung des NFV

Präsidium

Das neue Präsidium des Niedersächsischen Fußballverbandes (Vordere Reihe von links): Hans-Günther Kuers, Walter Fricke, Bastian Hellberg, Karen Rotter, Bernd Domurat, Dieter Ohls, Jörg Firus. Hintere Reihe von links: Ralph-Uwe Schaffert, Jürgen Stebani, August-Wilhelm Winsmann, Karl Rothmund, Egon Trepke, Günter Distelrath, Dieter Neubauer, Frank Schmidt. Foto: Neumann

BARSINGHAUSEN (red). Großer Vertrauensbeweis für Karl Rothmund. Die 268 stimmberechtigten Delegier-ten des 44. Verbandstages des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) votier-ten heute einstimmig für eine Wiederwahl des Präsidenten. Der 71-jährige Barsing-häuser, der als vierter Präsident in der Geschichte des NFV seit 2005 an der Spitze des Verbandes steht, geht damit in seine vierte Amtszeit.
Der diesjährige Verbandstag war ein Schaufenster der Aktivitäten des Niedersäch-sischen Fußballverbandes. NFV-Präsident Karl Rothmund nahm die dreitägige Ver-anstaltung zum Anlass, den NFV mit all seinen Facetten vorzustellen. Ganz nach dem Motto: „Tu Gutes und sprich darüber.“ Oder zeig es allen. Gleich zu Beginn der Veranstaltung sahen die Delegierten den neuen Imagefilm, der in sieben Minuten die ganze Palette der Aufgaben des Niedersächsischen Fußballverbandes ins rech-te Licht rückt. Und kein Geringerer als Ex-Nationalspieler Günter Netzer stellt im Film die Wichtigkeit und die Vielfalt des Niedersächsischen Fußballverbandes her-aus und wird dabei unter anderem von Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bestätigt. Der Imagefilm wird ab Mon-tag auf der NFV-Homepage unter www.nfv.de zu sehen sein.
IMG_4565Ein hohes Lied auf die Ehrenamtlichkeit stimmte der alte und neue Präsident am Verbandstag an. „Wir müssen die ehrenamtlichen Strukturen auf allen Ebenen er-halten, denn der Fußball darf seine Seele nicht verlieren. Nur dann können wir den Fußball auf Dauer tragfähig erhalten“, betonte Rothmund, der die Geschlossenheit des Verbandes als eine Erfolgsgeschichte pries. „Wir haben uns in den vergange-nen drei Jahren in vielen Bereichen gesellschaftlich und sozial engagiert. Darauf können wir stolz sein“, fuhr der NFV-Präsident fort.
Der Bericht auf dem Weg zur Nachhaltigkeit drückt es in seinem Titel „Ein starkes Stück Leben“ treffend aus. Gesellschaftliche Themen gehörten heute zum Kernge-schäft des Fußballs. Der Niedersächsische Fußballverband sei finanziell gesund und wirtschaftlich stark. Hinzu komme eine solide Haushaltsführung. Eine Herzens-angelegenheit ist für Karl Rothmund die Strukturreform. Dabei hob er die geplante Fusion der Kreisverbände Hannover-Stadt und Hannover-Land besonders hervor. Von der Fläche sei die Region Hannover so groß wie der neuntgrößte Landesver-band im Deutschen Fußball-Bund.
Der Niedersächsische Fußballverband investiere in seinen Einrichtungen in Bar-singhausen viel im energetischen Bereich. So seien laut Rothmund mit dem neuen Blockherzkraftwerk nicht nur finanzielle Einsparungen in Höhe von jährlich 44.000 Euro zu erzielen. Der NFV leiste damit auch einen großen Beitrag zum Umweltschutz. Hinzu komme eine effizient arbeitende Verwaltung. Karl Rothmund nannte ein Beispiel: In der Pass-Stelle gebe es kaum noch Wartezeiten. 280.000 Vorgänge habe die Geschäftsstelle in den drei Jahren abgewickelt.
Der Sport in Niedersachsen entwickelt sich nach Einschätzung von Rothmund in die richtige Richtung. Als Beispiel nannte er das vom Land verabschiedete Sportförder-gesetz. Der NFV-Präsident lobte in diesem Zusammenhang den guten Kontakt zu den anderen Sportfachverbänden in Niedersachsen. Besonders hob er den Deut-schen Handballbundhervor, der in den vergangenen Jahren vier Mal mit seiner Na-tionalmannschaft zu Gast im Sporthotel Fuchsbachtal war und Trainingslager absol-vierte. „Wir können unseren Verpflichtungen auch in Zukunft nachkommen“, prognostizierte Rothmund.
Lob gab es vom Präsidenten auch für das Erfolgsmodell DFBnet. Die neue Techno-logie entlaste das Ehrenamt. Dadurch werden Kapazitäten frei für die gesellschafts- und sozialpolitischen Herausforderungen. „Mein Dank geht an den DFB, der uns in allen Belangen großartig unterstützt.“
Abschließend formulierte Karl Rothmund in seiner Rede das Ziel für die kommenden drei Jahre: „Wir werden die Weichenstellungen vornehmen, dass auch in Zukunft der Verband vom Präsidenten bis zum Mitarbeiter im Verein ehrenamtlich geführt werden kann. Allerdings muss jeder Mitarbeiter des Verbandes Ehrenamt und Beruf in Einklang bringen können. Wir müssen eine Mischung aus Erfahrung und Jugend finden. Ich verspreche in den nächsten drei Jahren die professionellen Weichenstel-lungen vorzunehmen und das Ehrenamt weiter zu stärken.“
Zahlreiche Ehrengäste aus Sport und Politik unterstrichen mit ihrem Besuch des Verbandstages die Bedeutung des NFV. Diese wurde auch in den Festreden her-vorgehoben. Hauke Jagau betonte froh zu sein, dass der NFV seinen Sitz in Bar-singhausen, also in der Region hat. Der Regionspräsident würdigte die Arbeit des NFV und seiner Vereine, die für die Gesellschaft unverzichtbar sei. Er dankte den Delegierten insbesondere für ihre ehrenamtlichen Leistungen und bekannte: „Als Gesellschaft können wir nur stolz darauf sein.“
Die Grüße des Landes Niedersachsen überbrachte Stephan Manke, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport. Er ernannte Barsinghau-sen zur niedersächsischen Fußball-Hauptstadt, weil dort die Weichen dafür gestellt werden, wie sich der Fußball im Lande weiter entwickele. Zwar seien auch im Fuß-ball die Mitgliederzahlen – der demographischen Entwicklung geschuldet – leicht rückläufig, doch gebe es hier vergleichsweise stabile Verhältnisse. Das sei der her-vorragenden Arbeit zu verdanken, die beim NFV hauptberuflich als auch ehrenamt-lich geleistet werde. Der Fußball erfülle wichtige gesellschaftliche Funktionen wie Kinder- und Jugendarbeit, trage maßgeblich zur Integration bei und unterstütze durch die Förderung des Fußballs für Menschen mit Behinderungen auch die Inklu-sion.
Manke erinnerte aber auch daran, dass es im Fußball immer wieder zu Szenen komme, in denen weit über das Ziel hinausgeschossen würde – im Profisport und auch in den Klassen darunter. So würde der Fußball von Chaoten für ihre Exzesse missbraucht, käme es in unteren Spielklassen zu Übergriffen gegenüber Schiedsrichtern. Das sei auf keinen Fall hinnehmbar. Deshalb seien die Verbände gefordert, konsequent vorzugehen und derartige Vorfälle entsprechend zu sanktionieren. „Das Thema Gewalt geht uns alle an, und ich bin deshalb dagegen, den Vereinen Poli-zeieinsätze in Rechnung zu stellen. Sicherheit darf nicht privatisiert werden, sie darf keine Frage des Geldes sein“, so Manke
„Der Geist des Öffnens wird vom NFV gelebt.“ – Karl Finke, Präsident des Behinder-ten-Sportverbandes Niedersachsen, bekannte, dass er, als er mit 21 Jahren erfah-ren habe, zu erblinden, nie für möglich gehalten habe, dass Fußball auch ein Sport für Blinde sein könne. Er erinnerte auch an die bereits siebenjährige Kooperation seines Verbandes mit dem NFV im Bereich der Behinderten-Fußball-Liga Niedersachsen. „Triebfeder ist der Geist der Inklusion. Er wird von uns gemeinsam auf Augenhöhe gelebt. Spielen wir zusammen noch manchen Pass in den freien Raum“, forderte er die Fußballer zur weiteren Zusammenarbeit auf.
Gastredner vom DFB war Schatzmeister Reinhard Grindel, der scheidende 1. Vize-präsident des NFV. Er erinnerte an die Freude, die der WM-Gewinn durch die deut-sche Mannschaft ausgelöst habe und bei dem die große Integrationskraft des Fuß-balls unter Beweis gestellt wurde. Beim Finale seien 34,6 Millionen Menschen an den Fernsehbildschirmen vereint gewesen, dazu kämen ungezählte Besucher von Public-Viewing-Veranstaltungen. „Weltmeister wird man nicht durch Oligarchen und durch Scheichs, sondern durch das Ehrenamt“, erinnerte der Rotenburger daran, dass der Grundstein für den WM-Gewinn an der Basis durch ehrenamtliches Enga-gement gelegt worden sei. Deshalb betrachte er den „vierten Stern als Auszeich-nung an den gesamten Fußball in Deutschland.“
Der Gewinn des WM-Titels hat laut Grindel „phantastische Chancen für eine große Zukunftsperspektive eröffnet.“ So sei derzeit beim DFB der größte Mitgliederzu-wachs seit 2008 zu verzeichnen. Vom Glanz des WM-Titels dürfe sich der Fußball aber auch nicht blenden lassen, seien die Herausforderungen doch nicht kleiner geworden.
Gerne haben es die Delegierten vernommen. „Es wird keine Abstriche bei der Un-terstützung der Landesverbände und ihrer Nachwuchsarbeit geben“, so Grindel, der betonte, dass die wirtschaftliche Kraft des DFB untrennbar mit den Erfolgen der Na-tionalmannschaft verbunden sei. Und der DFB-Schatzmeister stellte in Aussicht, dass die Landesverbände am Überschuss vom WM-Unternehmen 2014 beteiligt werden sollen.
Schließlich warf Grindel einen Blick in die Zukunft, erinnerte an die europaweit aus-getragene Fußball-EM 2020, bei der in Deutschland vier Spiele ausgetragen werden und hoffte auf eine erfolgreiche DFB-Bewerbung für das Turnier 2024. „Wir werden für eine nachhaltige Europameisterschaft sorgen. Der Fußball und die Fans werden dann im Mittelpunkt stehen und nicht der Kommerz“, versprach Grindel, der auch eine Bewerbung des Deutschen Olympischen Sportbundes für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 nicht als Konkurrenz sieht. „Wir werden den DOSB bei einer Bewerbung unterstützen. Deutschland kann beides vertragen und leisten“, zeigte sich Grindel überzeugt.
Im Mittelpunkt der sportpolitischen Entscheidungen des Verbandstages in der Bar-singhäuser Karl-Laue-Halle standen Veränderungen an der Führungsspitze des Verbandes. Ausgeschieden ist neben Reinhard Grindel (Rotenburg) als 1. Vizeprä-sident auch Vizepräsident Ferdinand Dunker (Dinklage). Während das Amt des 1. Vizepräsidenten künftig entfällt, tritt Dieter Ohls (Schortens) als neuer Vorsitzender des NFV-Bezirks Weser-Ems die Nachfolge von Ferdinand Dunker an. Weiter im Amt bleiben als Vorsitzende der übrigen NFV-Bezirke die Vizepräsidenten Egon Trepke (Gifhorn/Bezirk Braunschweig), August-Wilhelm Winsmann (Heinsen/Bezirk Hannover) und Hans-Günther Kuers (Eldingen/Bezirk Lüneburg) sowie NFV-Direktor Bastian Hellberg (Burgdorf).
Zusätzlich rückten die Vorsitzenden der Verbandsausschüsse als Mitglieder in das Präsidium auf. Dieses sind Walter Fricke (Westoverledingen/Jugendausschuss), Jürgen Stebani (Melbeck/Spielausschuss), Karen Rotter (Uetze/Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball), Dieter Neubauer (Wolfsburg/Ausschuss für Qualifizerung – ehemals Lehrausschuss) sowie die am Verbandstag neu gewählten Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses, Bernd Domurat (Wilhelmshaven), der die Nachfolge von Wolfgang Mierswa (Uetze) antritt, und Frank Schmidt (Osnab-rück), der künftig dem durch den Verbandstag neu installierten Ausschuss für ge-sellschaftliche Verantwortung vorsteht. Diese schreibt sich der NFV seit jeher auf seine Fahnen, doch mit der Einrichtung des neuen Fachauschusses soll nachhalti-ges Denken und Handeln noch intensiver Einzug im sportpolitischen Wirken, aber auch im Satzungs- und Ordnungswerk des NFV finden. Einen ausführlichen Vorbericht zur Nachhaltigkeit im niedersächsischen Fußball hat der NFV allen Verbandstagsdelegierten zur Verfügung gestellt.
Personelle Änderungen gibt es auch in der Sportgerichtsbarkeit des Verbandes. Für den verstorbenen Heinz Meyer (Osterholz-Scharmbeck) übernimmt Ralph-Uwe Schaffert (Hildesheim) den Vorsitz im Obersten Verbandssportgericht des NFV, sein Stellvertreter wird Ralf Burgdorf (Helmstedt) als Nachfolger des ausscheidenden Wolfgang Tickwe (Hannover). Jörg Firus (Ötzen) tritt als Vorsitzender des Ver-bandssportgerichtes die Nachfolge von Johannes Budde (Barssel) an, der Beisitzer wird. Stellvertreter ist künftig Nicolai Sauer (Syke) als Nachfolger des ausscheiden-den Heinrich Sasse (Rinteln).
Einen breiten Raum nahmen die Ehrungen verdienter Funktionäre, Sportler und Förderer des Fußballs ein. So wurde Ferdinand Dunker zum Ehrenmitglied ernannt, während Johannes Budde, Peter Eilts (Wilhelmshaven), Martin Kind (Großburgwe-del), Wilhelm Kläfker (Stadthagen), Harald Koning (Nordhorn), Hans-Günther Kuers, Gerd Lüdtke (Bad Bevensen), Wolfgang Mierswa, Fritz Redeker (Neustadt-Mariensee), Jürgen Stebani, Manfred Steinhauer (Estorf), Dieter Tempel (Bad Zwi-schenahn), Günther Thielking (Hagen), Egon Trepke und August-Wilhelm Winsmann die Goldene Ehrennadel des Niedersächsischen Fußballverbandes er-hielten. Mit „Silber“ wurden Friedel Gehrke (Achim), Reinhard Grindel, Bastian Hell-berg, Udo Mientus (Barsinghausen), Karl-Heinz Neddermeier (Barsinghausen) und Klaus-Detlef Richter (Barsinghausen) ausgezeichnet.
Besonderen Dank sprach NFV-Präsident Karl Rothmund bereits beim „Barsinghäu-ser Abend“ zudem Stefan Antkowiak und Andreas Grajewski (beide Posen) aus. Antkowiak ist Vizepräsident des Polnischen Fußballverbandes (PZPN) und Präsi-dent des Großpolnischen Fußballverbandes (WZPN), zu dem der NFV seit Jahren freundschaftliche Beziehungen pflegt. Grajewski hatte als Sportmanager die Verbin-dung zwischen den Verbänden hergestellt. Beide polnischen Gäste erhielten die Ehrenspange des NFV.
Verbandstagsgäste waren auch Roger Deshuelles, Generalsekretär der Ligue de Football Basse-Normandie, sowie Guy Dancel, Vorsitzender der Kommission Part-nerschaften im französischen Regionalverband, mit dem der NFV ebenfalls eine langjährige Fußballfreundschaft pflegt. Franzosen und Polen wurden anlässlich des Verbandstages von Marc Lahmann, Bürgermeister der Stadt Barsinghausen, emp-fangen und trugen sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Auch Horst R. Schmidt als Ehrenmitglied des Deutschen Fußball-Bundes verewigte sich später in diesem Buch.
Ferner hatten die Delegierten über Änderungen der Satzung und Ordnungen zu befinden. So stimmten sie einstimmig zu, dass der Verbandsausschuss für gesell-schaftliche Verantwortung neu installiert wird.
Schließlich wurde bei zwei Gegenstimmen beim Verbandstag eine Absichtserklä-rung abgegeben, die vorsieht, eine Strukturreform zu forcieren und die Kreisgrenzen bis 2017 durch Kreisfusionen den aktuellen Erfordernissen anzupassen. Damit möchte der Verband im Sinne des DFB-Masterplans dem aus dem demographi-schen Wandel resultierenden Mitgliederschwund begegnen, um in all seinen Regionen einen funktionierenden Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können.

 

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Sie stellten den Vorbericht zur Nachhaltigkeit und den Imagefilm des NFV vor: Sebastian Ratzsch, Bernd Gersdorff, Bastian Hellberg, Prof. Dr. Gunter A. Pilz und Jan Basler.

Foto: ta/NFV