Keine Entwarnung: Bahn stellt „Grobkorridore“ für ICE-Trasse auch für das Barsinghäuser Gebiet vor

Die Bürgerinitiative Munzel rechnet mit der Präsentation der konkreteren Trassenkorridore im kommenden Sommer / DB-Planer beziehen Einwände und Raumwiderstände mit ein

Gerald Schroth, Vorsitzender der Bürgerinitiative Munzel

BARSINGHAUSEN (ta). Bei der Realisierung der umstrittenen ICE-Trasse für die Verbindung Hannover-Bielefeld werden die Pläne langsam konkreter. Erklärtes Ziel ist, die Fahrzeit auf der Strecke gemäß dem sogenannten Deutschlandtakt auf 31 Minuten zu reduzieren. Um die Viergleisigkeit und die vorgegebene Reisedauer umsetzen zu können, muss entweder eine vorhandene Bahntrasse aus- oder eine neue Trasse gebaut werden. Bürgerinitiativen im Calenberger und Schaumburger Land befürchten massive Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Siedlungen, immerhin soll der Schnellzug mit bis zu 300 Stundenkilometern durchs Land zischen und würde zudem jetzt noch einheitliche Gebiete und landwirtschaftliche Flächen zerteilen.

Auch die Bürgerinitiative Munzel macht seit Jahren auf die einschneidenden Auswirkungen einer solchen Trasse quer durch das Barsinghäuser Stadtgebiet aufmerksam. Nachdem in den letzten Monaten Workshops der Deutschen Bahn mit Bürgermeistern und Bürgerinitiativen stattgefunden hatten, fand nun am Dienstag die dritte Sitzung zum Planungsdialog für die Strecke Hannover-Bielefeld statt, bei der die DB-Planer einen ersten Entwurf für die „Grobkorridore“ vorstellten. Gerald Schroth, Vorsitzender der BI Munzel, berichtete im Gespräch mit Deister Echo, dass dabei auch eine Analyse mit Karten zu den vorhandenen Raumwiderständen eine beträchtliche Rolle gespielt habe. „Die Bahn hat die Einwände aus verschiedenen Bereichen aufgenommen und die farbliche Darstellung auf den Karten, mit denen die oberirdischen Raumwiderstände gekennzeichnet waren, sah für den Barsinghäuser Raum ziemlich rot aus“, so Schroth. Deutlich geworden sei auch, dass der Bau einer viergleisigen Strecke auf der vorhandenen Trasse durch Wunstorf als machbar angesehen werde. Damit könne für das Barsinghäuser Stadtgebiet aber noch lange keine Entwarnung vermeldet werden, denn immerhin wiesen die Karten allein für Barsinghausen drei mögliche Grobkorridore auf. Dazu zählten die westlichen Bördedörfer, der Bereich Holtensen, Ostermunzel und Groß Munzel sowie die Ortsteile Stemmen, Barrigsen und Nordgoltern. Unter Raumwiderstände fielen Kriterien, wie vorhandene Infrastrukturen, die Besiedlung, Naturschutzgebiete, Wälder oder auch Wasserschutzgebiete, darum seien auch Umweltbehörden und Wasserverbände in die Planungen mit eingebunden. Mit den nun vorgestellten Grobkorridoren müssten sich die BI und die Stadt auseinandersetzen, denn im Fall einer Realisierung könne auf Barsinghausen einiges zukommen, betonte Schroth. Im nächsten Schritt würden die Planer dann die weitaus konkreteren Trassenkorridore präsentieren, zu rechnen sei damit zirka Mitte kommenden Jahres. Auch hier sei dann eine Bürgerbeteiligung fester Bestandteil des Planungsverfahrens. Ein sehr interessanter Faktor im weiteren Verlauf dürfte nach Ansicht von Gerald Schroth auch die Haltung der neuen Bundesregierung zum verkehrspolitischen Großprojekt Deutschlandtakt sein. „Sicher ist, dass die Ausgestaltung der Trassenvarianten uns vor Ort wohl noch Jahre intensiv beschäftigen wird.“

Fotos: ta / Karten: DB