Kinderkliniken fordern: Refinanzierung für zusätzliches Personal sicherstellen

REGION HANNOVER (red).

Voll belegte Kinder-Intensivstationen, großer Andrang in den Notaufnahmen der Kinderkrankenhäuser: Nach wie vor ist die Situation in der Gesundheitsversorgung für Kinder schwierig. Angesichts dessen haben die hannoverschen Klinikträger in der vorigen Woche abermals über eine mögliche Entlastung für das Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT und die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) beraten. Das Problem: Wenn externe medizinische Fachangestellte und Kassenärzt*innen in der akuten Belastung durch viele infektkranke Kinder in den Notaufnahmen einspringen, geraten die Kliniken weiter in finanzielle Schieflage, weil diese Helfer*innen zusätzlich bezahlt werden müssen. „Aktuell gibt es keine Refinanzierung. Das können wir uns nicht leisten“, sagt Dr. Agnes Genewein, Vorständin der Stiftung Hannoversche Kinderheilanstalt, der Trägerin des Krankenhauses AUF DER BULT. Gemeinsam mit Prof. Dr. Gesine Hansen, Direktorin des Zentrums Kinderheilkunde und Jugendmedizin der MHH, fordert sie Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach auf, die Refinanzierung von Personal, das kurzfristig angestellt wird, um akute Engpässe zu überbrücken, schnell zu regeln. „Wir wünschen uns vom Land, dass eine direkte und deutlich spürbare Hilfe für die sehr angespannte Kindermedizin in Richtung Bundesregierung unterstützt wird“, sagt Prof. Dr. Hansen. Bereits in der Vorwoche haben die MHH und das Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT Vorschläge zum Management der akuten Krise vorgelegt und Richtung Land und Bund adressiert. Wesentliche Punkte sind

  • eine zentrale Koordination der Verteilung kritisch kranker Patient*innen in Niedersachen in Form eines pädiatrischen Intensivnetzwerks
  • die Verbesserung des Pflegepersonalschlüssels durch qualifizierte Fachkräfte aus anderen Kliniken
  • zusätzliches Personal für administrative Aufgaben in den Notfallambulanzen
  • Abbau von Bürokratie, indem zum Beispiel Abrechnungsprüfungen durch den Medizinischen Dienst zeitweilig ausgesetzt werden
  • Höhere Fallpauschalen für die Behandlung von Kindern mit RSV-Infektion auf Normalstationen, da dort inzwischen auch Kinder mit schweren Verläufen liegen, die üblicherweise auf der Intensivstation behandelt würden
  • Übernahme von Kosten, die durch Personalumverteilungen in die Notaufnahmen entstehen.

Unterdessen hat die Region Hannover zwei Personen an die MHH abgeordnet, um kontinuierlich die Daten auf einer digitalen Plattform zu aktualisieren, auf der pädiatrische intensivmedizinische Kapazitäten in Niedersachsen abgebildet sind und die einem schnellen Informationsaustausch zwischen Kliniken dienen. „In dieser akuten Notlage sind wir alle gefordert und brauchen pragmatische Lösungen“, sagt Regionspräsident Steffen Krach. Auf lange Sicht müsse die Gesundheitsversorgung für Kinder aber finanziell neu aufgestellt werden. „Wir dürfen nicht riskieren, dass diese Angebote zurückgeschraubt werden, weil die Finanzierung nicht auskömmlich ist“, unterstreicht Krach.