Zehn Gemeinden aller in Barsinghausen vertretenden Konfessionen wollen vorübergehende Aufnahme eng mit der Stadt koordinieren / Lahmann: „Haben Situation im Griff“
BARSINGHAUSEN (ta). Bei der Unterbringung von Flüchtlingen ziehen die Stadt sowie alle zehn Barsinghäuser Kirchengemeinden überkonfessionell an einem Strang. Das ist das Ergebnis eines Arbeitstreffens von Kirchenvertretern und der Verwaltungsspitze. „Momentan haben wir die Situation im Griff, trotzdem suchen wir natürlich weiterhin privaten Wohnraum, den wir für die Asylbewerber brauchen“, sagte Bürgermeister Marc Lahmann. Darüber hinaus habe man mit den Kirchen regelmäßige Gespräche und ein gemeinsames Abstimmen vereinbart. Es sei ein tolles Signal der Gemeinden, notfalls auch die Gemeindesäle zur Verfügung zu stellen, so der Verwaltungschef. Bei dem Treffen sei zudem auch besprochen worden, wie man das Fehlen von Duschen in den Gemeinden kompensieren könne. Noch sei die Aufnahmesituation nicht akut, außerdem würde es sich bei der Unterbringung in kirchlichen Einrichtungen nur um Übergangslösungen handeln. Momentan liege die Zahl der in in Barsinghausen angekommenen Flüchtlinge bei knapp über 500 Personen, wobei der Großteil aus Syrien, Afghanistan und dem Irak stamme. Auch um künftig die Belegung von Turn- und Sporthallen zu vermeiden, sei die Zusammenarbeit mit den Kirchen besonders wichtig. Superintendentin Antje Marklein vom Kirchenkreis Ronnenberg betonte: „Die kirchliche Arbeit wird insgesamt bunter. Wir wollen die Herzen unserer Mitglieder öffnen.“ Und Pastor Friedhelm Feldkamp von der Petrusgemeinde machte klar, wenn es bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu unvorhergesehenen Grenzsituationen komme, sei es christliche Pflicht, die Menschen unterzubringen. Hinsichtlich des engen Miteinanders mit der Stadt sei man dankbar. „Wir haben aber auch die Fluchtursachen im Blick, unter anderem beim wöchentlichen Friedensgebet in der Klosterkirche an jedem Donnerstag um 17.17 Uhr, so Feldkamp. Pastor Roland Bunde von der Hoffnungsgemeinde kündigte zudem an, man wolle die ankommenden Menschen auch mit Deutschkursen und in Eltern-Kind-Gruppen unterstützen. Welche Kirchengemeinden im Notfall zuerst als Aufnahmequartiere eingerichtet werden sollen, wird in enger Abstimmung mit der Stadt und den Kirchengremien geklärt. Für den städtischen Verwaltungsbereich hätten inzwischen die nötigen Stellen mit Sozialpädagogen besetzt werden können, deutlich schwieriger gestalte sich die Stellenbesetzung hingegen im Bereich der Sachbearbeitung, so Lahmann, der weiterhin bekräftigte, dass man Flüchtlinge auch in Arbeit bringen wolle. Vom Jobcenter seien jedoch bislang lediglich zwölf Stellen bewilligt worden. Der Bürgermeister forderte den Bund erneut auf, sich stärker zu engagieren. Wenn Asylanträge anerkannt seien, fielen die Menschen automatisch in die Zuständigkeit der Jobcenter, „hier sehe ich Handlungsbedarf“, so Lahmann. Derweil informierte der 1. Stadtrat, Georg Robra, dass sich die Zahl von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in Barsinghausen auf 80 verdoppelt habe. Im Bereich des schulischen Unterrichts sei dies zu stemmen, schwieriger gestalte sich die Situation in den Kinderbetreuungseinrichtungen, wo freie Plätze ohnehin rar seien, so Robra. Schon für den morgigen Dienstagabend hat die Mariengemeinde für 19.30 Uhr zu einem Infoabend zur Flüchtlingshilfe eingeladen. Als Gesprächspartner stehen unter anderen die Koordinatorin des Kirchenkreises für Flüchtlingsfragen, Sabine Freitag, sowie die städtische Betreuerin von Asylbewerbern, Andrea Dräger, bereit.
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