Kirchenkreistag berät über Willkommenskultur

Dabei stand die Situation von Flüchtlingen in den Gemeinden im Mittelpunkt

kkt abstimmungBARSINGHAUSEN (red). Wie reagieren Gemeinden auf die Situation von Flüchtlingen, die vor Ort leben? Welche Möglichkeiten haben die Kirchengemeinden und welche Erfahrungen gibt es bereits? Diese Fragen standen am Freitag, 25. Juli, im Mittelpunkt der Diskussion im Kirchenkreistag (KKT), der in den Räumen der Petrusgemeinde Barsinghausen stattfand. Am Ende der Gespräche beschloss der KKT drei Empfehlungen an die Kirchengemeinden: sich angesichts der wachsenden Zahlen von Flüchtlingen in den Gemeinden im Rahmen der kirchengemeindlichen Möglichkeiten des Themas anzunehmen, örtliche Initiativen zur Willkommenskultur zu stärken und Vernetzungsmöglichkeiten mit der kommunalen Integrationsarbeit wahrnehmen und als drittes auch die von der Landeskirche zugesagte finanzielle Unterstützung für Flüchtlingsarbeit in Anspruch zu nehmen. Die 36 anwesenden Mitglieder des Gremiums hörten zuvor zwei kurze Referate. Pastor Martin Steinberg berichtete von seiner Arbeit im Flüchtlingslager Friedland.

kkt referat pastor martin steinbergDort lebten zurzeit 830 Flüchtlinge im für 650 Personen konzipierten Lager. Friedland sei ein „Dorf im Dorf“, ein offenes Gelände, das jederzeit auch verlassen werden kann. Neben den Spätaussiedlern werden unterschiedliche Gruppen von Flüchtlingen in Friedland aufgenommen und anschließend auf andere Bundesländer und Orte in Niedersachsen verteilt. Privilegiert seien die sogenannten Resettlement Flüchtlinge, die von den Vereinten Nationen in die von ihnen genannten Wunschländer geschickt werden, außerdem die syrischen Flüchtlinge aus dem humanitären Aufnahmeprogramm. Hinzu kommen, so Steinberg, die Flüchtlinge, die gegen Schleppergeld Deutschland erreichen. „Sie haben alle schlimme Schicksale hinter sich. Sie gehen in das Asylverfahren“, erklärte der Pastor und ging auf die Arbeit der verschiedenen Behörden und auch die kirchlichen Angebote, wie Kinderbetreuung, seelsorgerliche Arbeit, Verfahrensberatung, Dolmetschertätigkeiten und weiteres. Er hob die insgesamt gute Flüchtlingsarbeit der jetzigen und auch der vorherigen Landesregierung hervor. Insgesamt kämen alle Flüchtlingsgruppen, egal welcher Herkunft und Religion, gut miteinander aus in Friedland, so Steinberg. Das ginge nur, wenn keine der Gruppen bevorzugt werde. Er appellierte an die Kirchengemeinden, sich zu engagieren und zum Beispiel auch die vorhandenen Immobilien zu nutzen. 
Simone Schubert berichtete aus Sicht der Kommune Wennigsen. Sie ist zuständig für die Asylbewerber vor Ort.

Die ankommenden Menschen seien teils hoffnungslos überfordert. Und auch die Gemeinde wisse vorher nicht, welche Familie oder Einzelpersonen untergebracht werden müssen. Problematisch sei, dass die Erwachsenen im laufenden Asylverfahren nicht arbeiten dürften. Die Gemeinde Wennigsen versuche, Wohnungen anzumieten. Doch, so befürchtet sie, könne es irgendwann schwierig werden. So müssten bis zum Ende des 2. Quartals 2015 weitere 40 Flüchtlinge in Wennigsen aufgenommen werden – voraussichtlich werde die Quote aber schon Ende 2014 erfüllt sein müssen. „Die Unterkunftsmöglichkeiten sind erschöpft“, sagte sie. Wichtig sei die Unterstützung durch Integrationslotsen. Hier suche die Gemeinde noch weitere Freiwillige. Insgesamt aber, so betonte Simone Schubert, mache ihr die Arbeit Spaß. Die Kirchen könnten helfen, Kontakte zu schließen zu den Flüchtlingen, sie einzuladen in Gruppen und auch vermitteln. In den anschließenden Arbeitsgruppen wurde deutlich, dass schon einige Gemeinden aktiv geworden sind oder auch Angebote planen, sobald vor Ort neue Flüchtlingsunterkünfte gebaut werden. In Weetzen gibt es den „AK Willkommen“, in Barsinghausen beteiligt sich die Kirche am „Runden Tisch Integration“ der Stadt, in anderen Gemeinden kümmern sich Ehrenamtliche um einzelne Familien.

kkt superintendentin antje markleinIm zweiten Teil der Sitzung berichtete Superintendentin Antje Marklein über Aktuelles im Kirchenkreis und ihre Tätigkeiten in den letzten Monaten. 
So besuche sie alle Schulen im Kirchenkreis. „Hier habe ich viel Anerkennung für das gute Verhältnis von Kirche und Schule gehört. Die Inklusion ist ein großes Thema in den Schulen. An sich ist es ein guter Ansatz, nur leider fehlen die finanziellen Mittel“, erklärte sie. Ein Thema will der Kirchenkreis erneut in die Planungen des Klinikums Robert Koch in Gehrden einbringen. Der KKT fasste den Beschluss, dass die Geschäftsleitung des Klinikums dringend gebeten wird, für die Patienten des Krankenhauses einen Raum der Stille vorzusehen und einzurichten. Superintendentin Antje Marklein soll diesen Beschluss der Geschäftsleitung vortragen.


Text und Fotos: Freitag