BARSINGHAUSEN (red).
Die Vergabe der Plätze in Kindergärten, Krippen und dem Hort für das im Sommer startende neue Kita-Jahr ist abgeschlossen. „Leider wird es auch zu Beginn des Kita-Jahres 2022/2023 eine Warteliste geben“, sagt Claudius Reich. Dem Leiter des Kinderbetreuungsamtes zufolge fehlen insgesamt 74 Plätze. „Die Ursachen dafür sind sehr vielschichtig“, betont er und verspricht, „dass wir mit Hochdruck daran arbeiten werden, die Warteliste abzubauen.“ Im Vergleich zu 2019 sei die Warteliste aber um 110 Plätze geschrumpft. Bis zum Beginn des Kita-Jahres sollen nach aktuellem Planungsstand die Einrichtungen an der Bert-Brecht-Schule, der Waldkindergarten oberhalb des Waldstadions und damit auch die dritte Gruppe in der Kita „Gänsefüßchen“ an den Start gehen. „Außerdem werden wir die ,Zwergenburg‘ an den Start bringen“, zitiert Claudius Reich aus den Planungen. Damit seien dann bis auf die neu zu planende Kita alle Maßnahmen aus dem Kita-Nothilfeplan und der Initiative für mehr Kinderbetreuung in Barsinghausen umgesetzt. „Es sind binnen drei Jahren dadurch rund 400 Plätze geschaffen worden.“
Einer der Gründe für die 74 Kinder umfassende Warteliste sei, dass sich die Stadtverwaltung endgültig von den Plänen verabschiedet hat, auf dem ehemaligen SCB-Gelände eine Kita mit zwei Gruppen zu errichten. „Damit fehlen uns gegenüber den ursprünglichen Planungen allein 50 Plätze.“ Derzeit werde intensiv nach einem neuen Standort für die Einrichtung gesucht. Optimal sei ein Standort in der Kernstadt. „Die jüngsten Erfahrungen beim Kita-Nothilfeplan und der ,InKiB‘ haben deutlich gezeigt, dass es von der Auswahl des passenden Areals bis zur Inbetriebnahme der Kita mindestens zwei Jahre dauern wird.“ Außerdem hat die Corona-Krise dem Amtsleiter zufolge viele der ursprünglichen Berechnungen und Planungen zunichtegemacht. „Wir haben 82 Mädchen und Jungen, die nicht in die Grundschule wechseln, obwohl sie zum Stichtag sechs Jahre alt sind. Der Wert ist damit viermal so hoch wie vor der Pandemie und ein absoluter Höchststand.“ Hintergrund sei, dass bei der Schuleingangsuntersuchung viele Kinder nicht den entsprechenden Entwicklungsgrad erreicht hätten oder sich die Erziehungsberechtigten vermehrt dazu entscheiden, ihr Kind ein Jahr länger im Kindergarten betreuen zu lassen. „Wir müssten also eine zusätzliche dreigruppige Einrichtung bauen, um diese Entwicklung abzufangen.“ Die Corona-Pandemie führt aber auch an anderer Stelle zu Problemen bei der Kinderbetreuung. „Unsere schwangeren Kolleginnen bekommen sofort ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen. Im Vergleich zu der Vor-Corona-Zeit fehlen sie also durch die Maßnahmen des Gewerbeaufsichtsamtes als zuständiger Behörde deutlich länger.“ Dies führe schlussendlich dazu, dass die Situation in den Kitas deutlich angespannter sei.
Doch auch die anhaltend hohe Innenraumverdichtung trage zu dem ungebrochen hohen Bedarf an Betreuungsplätzen bei. „Den Prognosen zufolge hätte die Kurve abflachen sollen. Entgegen dieser Annahme werden weiterhin überall im Stadtgebiet ältere Einfamilienhäuser abgerissen, um Neubauten Platz zu machen oder es werden Grundstücke geteilt und bebaut“, sagt Claudius Reich. „Wir haben seit Ende 2019 unseren Personalbestand von 120 Erzieherinnen und Erzieher auf 185 hochgefahren und auch verwaltungsintern die Zahl der Mitarbeitenden aufgestockt. Trotzdem haben wir weiterhin Personalbedarf“, ergänzt Bürgermeister Henning Schünhof. Gemeinsam mit Claudius Reich, Personalamtsleiterin Anke Schwark und Stadtsprecher Benjamin Schrader werde er in den kommenden Tagen eine neue Werbekampagne zur Personalgewinnung konzipieren. „In den nächsten Jahren werden uns viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Betreuungseinrichtungen altersbedingt verlassen. Da es sich um die sogenannte Babyboomer-Generation handelt, müssen wir frühzeitig gegensteuern.“ Das neue Punktesystem hat Claudius Reich zufolge bei der Vergabe der Kita-Plätze gut funktioniert. „Wir haben von den Eltern zwar an der einen oder anderen Stelle auch Kritik bekommen, in der Regel waren es aber die Mütter und Väter, deren Kinder auf die Warteliste gesetzt worden sind. Viele der Erziehungsberechtigten haben uns aber auch positive Erfahrungen widergespiegelt.“
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