Kleine Sensation: Kolonie seltener Fledermäuse im Saupark entdeckt

DEISTER/SAUPARK/MAUERPARK (red).

Sie sind klein, wuselig, nachtaktiv und als Sinnbild für Dämonen im europäischem Raum mit einem eher negativen Ruf behaftet. In China hingegen gelten die Fledermäuse als Glücksboten. Durch eine von den Naturschutzbehörden unterstützte Zählaktion konnte eine große, 90 Individuen starke Bechsteinfledermaus Kolonie im Saupark der Niedersächsischen Landesforsten entdeckt werden. Während sie im Sommer auf Jagd sind und nachts Insekten, Spinnen und andere Krabbeltiere fangen, suchen sie jetzt in der dunklen Jahreszeit, ihre Winterquartiere auf und sind meist nur noch in Form von Dekoration an Halloween zu finden. „Die Bechsteinfledermaus ist eine sehr seltene Art, die alte, naturnahe Laubwälder bevorzugt und an diese auch gebunden ist“, sagt Heiko Brede, Waldökologieförster vom Niedersächsischen Forstamt Saupark. Mit Unterstützung der Naturschutzbehörden Hameln-Pyrmont und der Region Hannover kam es im Sommer zu einer Aktion zur Feststellung der Fledermausarten im Naturschutzgebiet Saupark.

„Mit ganz feinen Netzen wurden in ausgewählten Bereichen des Mauerparks die zur Dämmerung ausfliegenden, streng geschützten Fledermäuse gefangen und teilweise mit winzigen Sendern versehen“, erklärt Brede weiter. Neben Fransenfledermäusen, Kleinen Abendseglern und Bartfledermäusen wurden auch Bechsteinfledermäuse gefangen und mit einem Reiskorn großem Peilsender versehen. Durch diese Besenderung konnte wenige Tage nach dem Einsatz eine große Gruppe der Bechsteinfledermäuse nachgewiesen werden. Die wenigen Nachweise in der Vergangenheit wiesen Gruppen – Wochenstube genannt – von etwa 10 – 50 Weibchen nach. Die im Saupark nachgewiesene Wochenstube beinhaltete 40 – 50 Weibchen und insgesamt 90 Individuen, die beim Ausflug mit Hilfe einer Wärmebildkamera gezählt worden sind. Die mittelgroße Fledermaus bringt gerade einmal 7-12 Gramm auf die Waage, also etwa so viel wie drei Zuckerwürfel. Sie ernährt sich natürlich nicht vom Blut der Menschen oder Tiere, sondern jagd vom Boden bis zu den Baumkronen Nachtfalter, Käfer sowie Weberknechte und ist der beste Freund des ruhigen Schlafs, denn ihr Beutespektrum deckt auch Mücken ab. Wer also eine Bechsteinfledermaus in der Nachbarschaft hat, wird vermutlich von der einen oder anderen Mücke weniger belästigt. Haben die Bechsteinfledermäuse dann ihr stolzes Alter von bis zu 21 Jahren erreicht, haben sie sicherlich eine beachtliche Anzahl kleiner Blutsauger zu sich genommen. Zur jetzigen Zeit haben die kleinen Säugetiere vermutlich schon ihre Winterquartiere aufgesucht und werden dort bis zum Frühjahr, wenn die Tage wieder länger werden und die Temperaturen höher, die Zeit zumeist mit schlafen verbringen. Vielleicht sogar bei Ihnen auf dem Dachboden.

Hintergrundinfos: Ein naturnaher Wald bedeutet, dass möglichst alle Altersstufen und möglichst viele Arten der Bäume im Wald vertreten sind. Angefangen bei kleinen Jungbäumen, bis hin zum alten abgestorbenen Baum, worin sich Höhlen und Nischen befinden, welche den Tieren als Lebensraum dienen. Sind diese Strukturen nicht vorhanden, sind auch die Bechsteinfledermäuse nicht vorhanden. Von den in Deutschland vorkommenden 25 Fledermausarten ist die Bechsteinfledermaus eine der eher unerforschten Arten. Große Gruppen werden Wochenstuben genannt und sind gemeinschaftliche Quartiere der Fledermäuse die zur Aufzucht der Jungen im Sommer dienen.

Fotos: Niedersächsische Landesforsten