Kunstausstellung thematisiert die Not schiffbrüchiger Flüchtlinge

Vernissage ist am Sonntag, 16. Juni, um 11 Uhr im Kunstraum Benther Berg

BENTHE (red). Am Sonntag, 16. Juni, um 11 Uhr, eröffnet die Barsinghäuser Malerin Kristina Henze die neue Ausstellung im Kunstraum Benther Berg. Bernd Pallas und Francesco Lamazza – beide Künstler sind Mitglieder des Vereins – stellen sich der Frage nach der Wahrnehmung der Realität. In seinen Collagen kritisiert Pallas mit den Mitteln der Satire den heutigen Zeitgeist und seine bedenkenlose Konsumhaltung. Auf eine  andere Weise nähert sich Francesco Lamazza der Komplexität unseres Daseins. Der Titel eines Bildes „La barca è piena“ deutet bereits auf das Anliegen des Malers hin: Eine Auseinandersetzung zu führen über aktuelle gesellschaftspolitische Fragestellungen, verknüpft und bestimmt durch soziale und individuelle Beziehungen und Verflechtungen, die – wie bei Lamazzas Malerei – auf verschiedenen Ebenen zutage treten. So macht er die gesellschaftliche Wahrnehmung des Themas „Das Schiff ist voll“ u.a. in der Art des Malgestus sichtbar. Seine Malweise drückt die empfundenen und beobachteten Ambivalenzen, Unsicherheiten und Widersprüche aus, betont Kristina Henze. Ein Gewirr von Linien, deutlich zu erkennen wie auch unklar bleibend, beherrschen das Bildformat. Der Betrachter erfährt ein unablässiges Strömen, nichts scheint stillzustehen, nichts ist verankert. Das Bild ist entstanden, nachdem er im vorigen Jahr eine Aufführung im Theater in der List gesehen hat. Fischer von Lampedusa hörten des Nachts Stimmen auf dem Meer. Sie konnten mit ihren Netzen 47 Menschen aus den dunklen Fluten retten. Es war Zufall, wer gerettet wurde, wer überleben konnte, wer dem Tod preisgegeben war. Diese Situation will der Maler umreißen. Mit einem dichten, wellenartigen Liniengeflecht – wie ein zerrissenes Netz – überzieht Lamazza die weiße Leinwand.  Die Pinselspuren führen kreuz und quer, wenden sich wie zufällig in die eine oder andere Richtung – wie das Schicksal dieser Menschen, erklärt Kristina Henze. Es ist nicht auszumachen, ob sie in die Höhe oder hinunter in die Tiefe führen.  Mit nervöser Hast eilt der Pinsel über die Fläche, scheinbar ohne anzuhalten. Der Maler verzichtet bewusst auf inhaltliche Zuordnungen. Die Nachrichtenfotos von Flüchtlingen, die um ihr Leben kämpfen, ähneln sich.  Die vielen Bilder rauschen inzwischen an vielen Menschen vorbei. Ein Kunstwerk, das sich vom Gegenständlichen entfernt und versucht, mit anderen Mitteln diese Situation darzustellen, kann vielleicht wieder einen neuen Blick auf das Schicksal dieser Menschen werfen. Lamazzas Bild kann als ein Sinnbild für unsere heutige Situation betrachtet werden, für die harten, aufeinanderprallenden Wirklichkeiten, die Signale aussenden. Als Signale sind auch die orangefarbenen Rettungswesten zu verstehen, die auf Demonstrationen und Kundgebungen an die tödliche Situation im Mittelmeer erinnern und an die schwierige Lage der privaten Seenotrettungsversuche dort. Seit April 2019 hängen sie an Kirchtürmen in Hannover. Entstehen soll ein Mahnmal des Sterbens – und der Erinnerung daran, dass Europa Menschen retten kann. Die Ronnenberger Pastorin Rebecca Brückner will mit dieser Aktion ein Zeichen der Solidarität mit den privaten Rettern setzen. Eine Rettungsweste wurde an der Michaeliskirche in Ronnenberg bereits befestigt. Am 16. Juni werden weitere Rettungswesten in den umliegenden Gemeinden angebracht, so auch in Kirchdorf und Landringhausen von Pastorin Ute Kalmbach und in Egestorf von den Pastoren Ute Clemens und Sebastian Kühl.

Kunstraum Benther Berg,  Benthe, 16.6. bis 14.7.2019 „figurativ absurd“ / Öffnungszeiten: Sa und Mo 15 – 17 Uhr, So: 11 – 17 Uhr