BENTHE (red).
Am Sonntag, 12. November, um 11 Uhr wird die sechste und damit letzte Ausstellung im Kunstraum Benther Berg in Benthe von der Barsinghäuser Malerin Kristina Henze eröffnet. Die Künstlergruppe vom Kunstraum hat den hannoverschen Fotografen Guido Klumpe eingeladen, seine Straßenszenen zu zeigen. Viele wirken in ihrer Farbigkeit wie ungegenständliche Gemälde. Eigenartige Bilder von einem Fotografen können betrachtet werden, der stark sehbehindert ist. Auf dem linken Auge ist er von Geburt an blind, auch die Sehfähigkeit des rechten Auges ist mit 25% stark eingeschränkt. Guido Klumpe sagt, er könne nur Farben und Formen wahrnehmen, Details seien ausgeblendet. Ein Hund auf der Wiese, der komisch läuft, entpuppe sich als davon wehende Plastiktüte. Gesichter in einer Menschenmenge seien ovale Kreise mit zwei Punkten drin. Aber dieses eingeschränkte Sehen lässt ihn die Welt auf eine besondere Weise erleben und darstellen. Seine Bilder zeigen – unterwegs auf der Straße – Alltägliches, das normalerweise übersehen wird. Aber gerade dieses, was sonst keine Beachtung findet, gewinne durch die Art der Darstellung ein ganz neues Leben, erklärt Kristina Henze. Altvertrautes erscheine fremd und wunderlich.
So hat Guido Klumpe seiner Ausstellung ja auch den Titel gegeben “Vom Rätselhaften des Alltäglichen“. Wie gelingt es aber nun dem Künstler, Bekanntes umzuwandeln und eine seltsame Welt entstehen zu lassen? Seine Street-Fotografie zeigt nicht die Überfülle, das quirlige Straßenleben, sondern herausgegriffene Szenen, streng reduziert auf Farbe und Form. Diese minimalistische Betrachtungsweise wählt aus, entfernt sich vom exakten Abbild und gewinnt so eine eigene Poesie. Ein neuer Blick ergibt sich für den Künstler durch die gewählte Ausschnitthaftigkeit, durch das Herauslösen des Motivs aus dem Kontext und durch die starke Vergrößerung von Einzelheiten. Mit verstecktem Humor spürt er Straßensituationen auf, die jeder auch sehen könnte. Beim Fotografieren gelingt ihm dann die Umformung. Damit entsteht in der Klarheit der Darstellung eine fast magische Spannung. Die wenigen Gegenstände, Dinge, Figuren, verdichten sich zu einer Komposition, die eine eigenartige Schönheit hervorruft. Das uns Vertraute wird fremd und rätselhaft. Absurdes in unserem Alltag kann sichtbar werden, betont Kristina Henze. Mit den Stilmitteln der Statuarik, Isolierung, Vergrößerung und Vereinzelung erscheinen die Bildszenen so unvertraut, merkwürdig und fern. Guido Klumpe hat 2017 in Hannover ein Künstlerkollektiv gegründet – „Unposed Society Hannover“. Er sagt, er fühle sich beschenkt von dem, „was er auf der Straße sieht“. Und wenn er sich auf Farbe und Form konzentriere, auf einzelne Ausschnitte, sähe er relativ gut. Guido Klumpe ist anwesend am 12. November, am 25. November und am 2. Dezember von 15 bis 17 Uhr und am 10. Dezember von 14 bis 17 Uhr.
Kunstraum Benther Berg, Bergstraße 3 in 30952 Ronnenberg-Benthe / geöffnet: Sa 15 – 17 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Foto: privat