BARSINGHAUSEN (red).
„Treckerdemos blockieren den Weg für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Zehntausende Traktoren verheizen viele Millionen Liter billigen Diesels und produzieren tausende Tonnen klimaschädliches CO2. Den teilnehmenden Landwirten scheint der große Schaden für die Umwelt egal, sie können sich nicht mit „Naturerhaltung als Beruf“ schönreden. Wer so leichtfertig mit der Klimaschädigung umgeht, dem kann ich auch ein ehrliches Bemühen um Klimaschutz im Alltag nicht abnehmen. Wenn der Landvolk-Funktionär von Hugo behauptet, dass „ein erstaunlich großer Rückhalt in der Bevölkerung zu spüren war“, dann hat er offenbar bei alten Menschen, bei Familien mit mehreren Kindern, beim medizinischen Personal, bei Pflegedienstlern, Alleinerziehenden und Tafelnutzern nicht nachgefragt, ob die Landwirtschaft so die Steuergelder verprassen und Millionen AutofahrerInnen massiv behindern darf. Da will Landwirt Bohrßen die vielen Auflagen der Politik erklären, die fehlenden Perspektiven überforderten ihn. Auch das erstaunt sehr. Meint er etwa die Auflagen (Verbot von Pestiziden, Gülle, Klärschlamm, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Massentierhaltung), die seit 1994 das Trinkwasser für 50.000 Menschen in Barsinghausen und Umgebung sichern oder meint er die Düngeverordnung aus 2020, die im Land der 8 Millionen Schweine ebenfalls dem Grundwasserschutz dient und eine genaue Dokumentation erfordert? Fast 20 Jahre CSU/CDU-Landwirtschaftsminister unter Merkel haben viele Probleme ungelöst oder verdrängt zurückgelassen. Probleme wie z.B. die Macht der Lebensmittel- Handelsriesen, die die Einnahmen der Landwirte bestimmen. Bisher wurden solche Probleme von der Ampel – selbst mit Riesenproblemen belastet wie keine Regierung zuvor – in den zwei Regierungsjahren nicht zügig zu einem Aufbruch in die Agrarwende geführt. Deswegen aber zum quasi „Volksaufstand“ die Stimmung aufzuheizen unter Verwendung von Nazi-Stammtischparolen an Treckern und bei Reden der Verbandsfunktionäre ist unverantwortlich: Das ist braun statt bunt, spielt der rechtsextremistischen AFD in die Karten, die laut ihrem Programm alle Subventionen abschaffen wollen – und das würde kein Bauernhof überleben.“
Frank Roth, Großgoltern
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