Leserbriefschreiberin schildert die Kehrseite des Wintertourismus am Deister

„Das Betreten von Feldern und Wiesen ist verboten“

DEISTER (red). „Masseninvasion durch die Spaßgesellschaft – Was wir hier in dem kleinen Ort Nienstedt im Deister die letzte Woche erleben durften, nur weil ein wenig Schnee lag, ist sehr grenzwertig. Angelockt durch die Berichterstattung in den Medien und im Netz waren am Wochenende jeweils ca. 1000 Menschen teilweise querfeldein unterwegs, an den Wochentagen vorher ca. 400. Aus Unkenntnis oder Ignoranz und angestautem Frust durch die Coronasituation war die Bereitschaft, sich an Regeln zu halten nur eingeschränkt vorhanden. In den Medien wird von schönen Winterlandschaften berichtet, aber nicht wie man sich in Feld, Wald und der Natur verhalten sollte. Die Öffentlichkeit sollte regelmäßig darüber aufgeklärt werden, dass Felder und Wiesen Privatbesitz sind und dort „Betreten verboten“ gilt und die Feldwege ebenfalls Privatbesitz sind und von ortsansässigen Interessengemeinschaften Instand gehalten und bezahlt werden. Wir erhalten hierfür keinerlei Zuschüsse. Die Schneedecke war zu dünn und der Boden nicht gefroren. So wurden durch diese Masseninvasion und das Fehlverhalten, die unsere kleine Gemarkung in diesem Ausmaß nicht verkraften kann, zum Teil erhebliche Schäden auf Feldern und Wiesen und im Ort angerichtet. Die Schäden sind folgende:

  • zertrampelte und zerrodelte Wiesen (auf mindestens zwei Flächen ist eine Neusaat nötig mit der Folge, dass dort in diesem Jahr eine Heuernte ausfällt)
  • verwüstete Feldränder
  • Querfeldeinlaufen auch mit Schlitten auf matschigem Acker, mögliche Spätfolgen sind Erosionsschäden und zusätzlicher Aufwand
  • Befahren von Feldwegen mit PKW, Schäden auf Graswegen durch Parken und Befahren zerstörte Grünstreifen bei Anwohnern und im Feld
  • Fäkalien auf den Grundstücken von Anwohnern

Um noch größere Schäden verhindern zu wollen, waren wir als ortsansässige Landwirte mit der Bitte und dem Hinweis, sich auf den Wegen aufzuhalten, vor Ort. Als wir die Menschen baten, sich von unseren Feldern zu entfernen, wurden wir von uneinsichtigen und egoistischen Mitmenschen beschimpft. Wir mussten mit Entsetzen dabei zusehen, wie unsere mühevolle Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten wurde. Als Konsequenz müssen wir jetzt Wege absperren, um ein Befahren zu verhindern und Schilder aufhängen, um dem nächsten Ansturm gewachsen zu sein. Am Ende stehen wir wieder als Spielverderber da, obwohl wir nur unsere Lebensgrundlage schützen wollen. Bei allem Verständnis für den Bewegungsdrang der Kinder und der angespannten Situation durch die Coronalage, kann man sich an Regeln halten und diese weiter vermitteln. Es finden sich im Internet bestimmt auch Bewegungsspiele für draußen. Damit man jetzt nicht auch noch in der Gegend rum fahren muss. Wir danken den hilfsbereiten und verständnisvollen Anwohnern für ihre Unterstützung, der Polizei und auch den Mitmenschen, die sich vernünftig benehmen und sich nicht vom Fehlverhalten anderer anstecken lassen.“

Ines Nolte, Nienstedt

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