STEMMEN (gk).
Der traditionelle literarische Abend verlief gestern etwas anders als gewohnt. Der 1. Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Jahn Friedrich Freiherr von Rössing, staunte als Gastgeber über die große Fangemeinde im Dorfgemeinschaftshaus. In der gemütlichen ehemaligen Gaststube lauschten rund 30 Besucher, die nicht nur in Stemmen zu Hause sind, den vorgetragenen Gedichten und Geschichten durch seine Gattin Benita Freifrau von Rössing. Das waren rund 50 Prozent mehr Interessierte als bei den bisherigen Lesungen in den Vorjahren.
Besonders war auch, dass der Zwischenapplaus entfiel. Und das war auch gut so. Passend zum Gedenken an die gestrige Reichspogromnacht herrschte eine fast andächtige Stille bei dem Vortrag „Ein Weihnachtswunder in der Tram“ von Irena Sendler. Nach einer wahren Begebenheit wird die Geschichte erzählt, wie es gelang, ein kleines Mädchens 1942 aus dem Warschauer Ghetto zu befreien. Niemand der Anwesenden mochte klatschen. Die Ergriffenheit war spürbar.
Der Herbst wurde literarisch bedacht mit Geschichten von Joachim Ringelnatz und dem „September“ von Erich Kästner. Nachdenklich stimmten die Zeilen von Stefan Zweig „Die Kunst, ohne Sorgen zu leben“. Erst als Stücke von Elke Heidenreich zitiert wurden, lockerte sich die Stimmung wieder auf. Aus ihren bekannten Werken „Sport ist Mord“ und die Erlebnisse und Ergebnisse einer Kur, verführten zum Lachen, das sich bei der Vorstellung eines Roboters im Haus steigerte. Anhaltender herzlicher Applaus als Dankeschön von den Besuchern. Dazu ein Gutschein, der beim Bücherhaus am Thie eingelöst werden kann. So besteht die Hoffnung, dass die Tradition der gemütlichen Leseabende bei Wein und Kerzenschein fortgesetzt werden kann.
Fotos: Gerheide Knüttel