Lesung von Autorin aus dem Iran beleuchtet die Konflikte in dem streng islamischen Land

In der Kulturfabrik Krawatte gab es viel Applaus und eine rege Diskussion

BARSINGHAUSEN (red). „So leicht kommst du nicht ins Paradies“ heißt das Buch, aus dem die Autorin Noshin Shahrokhi in der Kulturfabrik Krawatte vorgelesen hat. In vier Erzählungen stellt Shahrokhi die Lebensverhältnisse in einer traditionellen islamischen Familie dar. Alle vier Charaktere wurden in der Lesung kurz vorgestellt. Nicht durch Zufall erfuhr die Zuhörerschaft von den Problemen einer Frau, die selbst gerne schreibt, während auf der anderen Seite der Sohn sich gut in den vorhandenen Rahmen einfügt. Die Leserschaft blickt durch die Augen von vier jungen Menschen, die im traditionellen Familienbild des Islams groß geworden sind. In ihren Charakteren spiegeln sich nicht nur die Schwierigkeiten einer islamistischen Gesellschaft, sie verdeutlichen auch die Schwierigkeiten, mit denen sich nach Deutschland geflohene Menschen konfrontiert sehen. Gerade zu dieser Zeit, in der im Iran junge Menschen gegen diese traditionellen islamistischen Strukturen aufbegehren, entwickelt dieser Roman von Shahrokhi seine Aktualität und Brisanz. Shahrokhi selbst ist im Iran geboren und flüchtete nach Deutschland, wo sie Religionswissenschaften und Germanistik studiert hat. Sie kennt das Leben im Iran und hat auch heute noch gute Kontakte. In der Frage- und Diskussionsrunde ging es dann auch um die Protestbewegung im Iran, die, so Shahrokhi, das Potential auf Änderung in sich trägt, da sie vor allem von jungen Menschen, vor allem jungen Frauen, getragen wird, die sehr mutig und ohne der Erfahrung von Niederlagen für ihre Ziele streiten. Sie befürchtet, dass der Westen mit Wirtschaftssanktionen reagiert, die vor allem die Bevölkerung treffen würden, nicht aber die Regierung und die religiöse Elite. Vielmehr solle man gezielt Regierungsmitglieder und deren Kinder, von denen viele im Westen mit vollgefüllten Konten dem Hedonismus frönen, sanktionieren. Mit viel Applaus endete die Lesung und es wurde betont, dass es für das Zusammenleben in Deutschland wichtig sei, dass man auch mit Hilfe dieses Buchs über den Tellerrand der eigenen Kultur hinausblickt, um wenigstens in Ansätzen zu verstehen, aus welchen Familien und Kulturen Menschen stammen, die vor Krieg und Not nach Deutschland geflohen sind.

Foto + Text: Michael Pöllath