Long-Covid-Welle steht bevor: Experten diskutieren über Forschungsbedarf

NIEDERSACHSEN (red).

Die bundesweiten Lockerungen der Corona-Vorschriften kommen zu einem Zeitpunkt, zu dem die Infektionszahlen weiterhin hoch sind. Für rund 20 Prozent der an Corona erkrankten Menschen ist die Erkrankung nach der Akutphase nicht vorbei – sie leiden unter Langzeitfolgen. „Auch wenn die Infektionszahlen aktuell wieder zu sinken scheinen, ist die Pandemie nicht vorbei: Die Long-Covid-Welle hat ihren Scheitelpunkt noch lange nicht erreicht“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Nach mehreren Wochen weit jenseits der 150.000-Marke müssen wir in den kommenden Wochen und Monaten mit rasant ansteigenden Long-Covid-Zahlen rechnen. Wir brauchen dringend neue Erkenntnisse über dieses bislang sehr diffuse Krankheitsbild, auf deren Basis wir den Betroffenen helfen können.“ Art und Schwere der Symptome bei Long-Covid-Erkrankungen können sehr unterschiedlich ausfallen. Zwar gibt es bereits Hinweise auf mögliche Ursachen und den Verlauf beeinflussende Faktoren – aber die Datenlage ist weiterhin dünn. Das erschwert Diagnose und Therapie der Patientinnen und Patienten. Über die konkreten Forschungsbedarfe hat sich jetzt der interdisziplinäre Expertenkreis Long-Covid des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur ausgetauscht. Ziel müsse es demnach vor allem sein, vorhandene Diagnosedaten mit der Forschung zu verknüpfen, um konkrete Rückschlüsse für die Verbesserung der Versorgung zu ermöglichen. Einig waren sich die Fachleute auch darüber, dass keine abnehmende Belastung des Gesundheitswesens festzustellen ist – vor allem, da auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern, Praxen und Heimen erkranken. „Die chronische Belastung für Menschen in Gesundheitsberufen ist enorm hoch. Sie arbeiten bereits seit zwei Jahren am Anschlag. Diesen Gesichtspunkt hat die Politik auf Bundesebene weitgehend ignoriert“, so Professor Markus Bassler, Präsident der Wissenschaftlich-Medizinischen Allianz für Rehabilitation.

Hintergrund: Der Expertenrat hat sich im Sommer 2021 konstituiert. Niedersachsen ist das einzige Bundesland, das über ein solches Gremium verfügt. In ihm sind niedersächsische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen sowie Fachleute aus der Gesundheitsversorgung vertreten.

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