EGESTORF (red).
Das Thema Artensterben steht nicht im Fokus der öffentlichen Berichterstattung, obwohl es neben der Klimakrise eine Entwicklung mit enormen Auswirkungen für unsere Zukunft und das Überleben auf unserem Planeten ist. Dabei ist in der EU und auch in Niedersachsen die Umsetzung des „Niedersächsischen Weges“ beschlossene Sache. Im Gesetz steht, dass 10 bis 15% der Offenlandfläche in einen naturnahen Zustand zu versetzen sind, mit besonderem Augenmerk auf die Biotopvernetzung. Die Umsetzung erfolgt aber nur sehr schleppend, es gibt Widerstände. Sehr viele Wege und ihre Ränder sind im Eigentum der Stadt und werden zumeist von den Landwirten gemulcht, das ist zeit- und kostengünstig, bedeutet aber, dass mit dem Mähen zugleich das Mähgut mitsamt aller darin lebenden Insekten zerschreddert und vernichtet wird. Zudem bleibt der Grasschnitt dann auf der Fläche liegen und düngt den Boden, somit haben die meisten gebietsheimischen Blühstauden und Kräuter keine Chance gegen die dominanten Gräser, Brennnesseln oder Ampfer.
Ein Schritt in eine andere, bessere Richtung ist die Aufwertung monotoner Grasstreifen an den Wegrändern der Feldmark. Gestern hat der NABU Barsinghausen dazu einen ersten Schritt zur Umsetzung unternommen. Da das Anpflanzen von Hecken oder Bäumen oftmals auf Ablehnung stößt, findet die Einsaat von Blühpflanzen eher Zustimmung. Hier arbeiten nun der NABU, die Stadt und Landwirte gemeinsam an einem vielversprechendem Projektauftakt hin zu mehr Biodiversität. Eine Kompensationsfläche der Stadt Barsinghausen nordöstlich von Egestorf, 300 Meter lang und mit Wegrand fünf Meter breit, zwischen Schleifbach und Stockbach, ist ideal für einen beispielhaften Blühstreifen zur Biotopvernetzung dieser beiden Fließgewässer. Der NABU sprach alle Beteiligten um Unterstützung bei der Maßnahme an: die zuständigen Ämter, Verwaltungen, Landwirtschaft und Jägerschaft sowie ehrenamtliche NABU-Helfer waren bereit, loszulegen: Nach einer guten Vorbereitung wie Mahd und Mähgutabtrag sowie Aufgrubbern der Fläche konnte gestern die gebietsheimische Regiosaat in Handarbeit eingesät, eingeharkt und festgewalzt werden.
Nun muss nur noch ein schöner Landregen für die Keimung sorgen, dann können im nächsten Jahr erste Blühpflanzen das Auge der Spaziergänger und die Insekten und Vogelwelt erfreuen. Dünger und Pestizide dürfen hier nicht eingesetzt werden, der Boden soll mager sein. Das spätere Mähen mit einem Balkenmäher und das Verwenden des Heus für einen Schafhalter arrangiert der NABU und sorgt so für einen wertvollen dauerhaften Feldrand, wie es sie vor der industriellen Landwirtschaft vielfach im Lande gab. Die Naturschützer hoffen, dass ihr Beispiel Schule macht und dass man weitere Flächen zur Förderung der Vielfalt in der Offenlandschaft findet.
Foto: NABU Barsinghausen