Mein Name ist Sivana und ich komme aus Syrien

Im Rahmen der Interkulturellen Woche stellt der Runde Tisch für Integration der Stadt Barsinghausen geflüchtete Menschen vor

BARSINGHAUSEN (red). Mein Name ist Sivana K., ich bin am 1. Mai 1976 in Syrien, in Salkin geboren und in Aleppo aufgewachsen. Ich habe vier Schwestern. Drei von Ihnen sind Lehrerinnen, eine arbeitet als Sekretärin. Ich habe auch einen Bruder, er ist Rechtsanwalt. Meine Mutter ist Hausfrau, mein Vater Offizier bei der syrischen Armee. Ich bin selbst Lehrerin und Mutter von vier Kindern.  Wir haben glücklich in unserem Land gelebt. Als der Krieg begann, bombardierten Flugzeuge die Häuser, Schulen und Krankenhäuser. Viele Menschen und Kinder in unserer Nachbarschaft starben. Wir haben fünf Jahre in Angst gelebt. Aber der Krieg hörte nicht auf. Es war die richtige Entscheidung, mein Land zu verlassen. Meine Kinder sollten ein glückliches Leben und eine schöne Zukunft haben. Am 25.02.2016 sind wir von Aleppo nach Salkin gefahren. Von dort sind wir zu Fuß in die Türkei gegangen. Der Fußweg war schwer, weil ich außer meinen drei Töchtern auch meinen vierjährigen Sohn dabei hatte. Am 06.03.2016 sind wir von der Stadt Izmir mit einem Boot losgefahren. Das Boot war sehr klein und es waren 35 Erwachsene und 15 Kinder darauf. Sechs Stunden waren wir auf dem Meer verloren. Wasser drang ins Boot ein. Die Frauen schrien und weinten.  In dieser großen Gefahr  war nur eine Frage in meinem Kopf: „Welches meiner Kinder  werde ich retten, wenn es mir gelingt zu überleben?“ Das ist eine Frage, die einer Mutter das Herz stehen bleiben lässt. Zum Glück und kurz bevor wir ertranken, hat uns ein Rettungsboot, das wir per Funk gerufen hatten, erreicht und gerettet. Das Rettungsteam brachte uns auf die griechische Insel Samos. Auf der Fahrt zur Insel hörte ich eine Stimme in meinen Ohren. Das war die Stimme Gottes, der uns ein neues Leben geschenkt hat. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten. Wir kamen auf der Insel an, in unseren nassen Kleidern und auch alle Sachen, die wir bei uns trugen, waren nass. Dann kamen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, die uns mit trockener Kleidung, Essen und einem Zelt versorgt haben. Jetzt waren wir also Flüchtlinge geworden.

Flüchtlinge, ohne Land, ohne Haus, ohne Arbeit. Wir sind einen Monat auf Samos geblieben, danach sind wir per Schiff nach Athen, wo wir uns weitere sechs Monate aufgehalten haben. Danach flogen wir nach Deutschland. Wenige, kleine Sachen habe ich aus meinem Land mitgenommen. Es waren unsere Identitätspapiere und ein kleiner Koran. Am 10.10.2016 haben wir die BRD erreicht, wo eine Zukunft für uns begann. Die Deutschen sind nette und warmherzige Menschen. Unsere erste Aufgabe ist es, die Sprache zu lernen, um sich mit den Menschen zu verständigen. Aber das braucht Zeit. Die besten Sachen, die ich hier gefunden habe, sind der Respekt vor Regeln und Gesetzen. Der Respekt vor Menschenrechten, besonders der Respekt für Frauen und Kinder. Für mich ist die Zukunft meiner Kinder das Wichtigste. Zum Glück sind sie gut in ihren Schulen. Wir haben hier genug Liebe und Respekt bekommen. Jetzt sollten wir diesem Land das Beste zurückgeben. Ich liebe meine Heimat sehr,  aber leider ist es zurzeit unmöglich, zurück zu gehen. In Zukunft möchte ich auch in Deutschland gerne als Grundschullehrerin oder Erzieherin in einem Kindergarten arbeiten, damit ich meine vier Kinder hier vernünftig groß ziehen kann.

Foto: privat