Milchviehbetriebe stehen wegen explodierender Energie- und Futterkosten unter Druck

Milchproduktion: Landwirtschaftskammer rechnet mit erheblichem Anstieg der Erzeugungskosten

REGION/NIEDERSACHSEN (red). Zwar können sich die niedersächsischen Milcherzeuger seit einigen Monaten über steigende Molkereiauszahlungspreise aufgrund eines global begrenzten Angebots freuen – aber: Derzeit wird ein Großteil der Erlöse durch die explodierenden Energie- und Futterkosten sowie steigende Düngemittelpreise aufgezehrt. Darauf weisen die Marktfachleute der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) hin. Die Kosteneffekte sind sowohl in der Futterwirtschaft, im Ackerbau als auch in der Nutztierhaltung zu beobachten. „Bei der Grundfuttergewinnung machen zum Beispiel beim häufig anzutreffenden Maisanbau die Treibstoffkosten in Abhängigkeit von der Erntemenge normalerweise zwischen 140 und 150 Euro je Hektar aus“, erklärt Dr. Albert Hortmann-Scholten, bei der LWK Leiter des Fachbereichs Betriebswirtschaft, Markt, Unternehmensberatung, „momentan müssen die Futterbaubetriebe mindestens mit einer Verdopplung der Dieselkosten auf circa 300 Euro je Hektar rechnen.“

Die Kostenexplosion bei zugekauften notwendigen Mineraldüngemitteln zur Ertragssicherung auch auf den Dauergrünlandflächen dürfte noch stärker ausfallen und ist momentan kaum zu quantifizieren. „Wohl den Betrieben, die im vergangenen Herbst auf einem wesentlich geringeren Preisniveau entsprechende Lieferkontrakte mit dem Landhandel abgeschlossen haben“, so der Marktexperte. Des Weiteren steigen in niedersächsischen Milchviehbetrieben auch vor allem die Kosten für Kraftfutter. Der aktuelle Preis für Milchleistungsfutter hat sich gegenüber dem Vorjahr in etwa verdoppelt, die Kosten für das zugekaufte Futter pro Kuh und Jahr von etwa 750 Euro werden vermutlich erheblich ansteigen.

Moderne Milchviehbetriebe benötigen des Weiteren unter anderem für die Arbeitsbereiche Kühlung, Melk- und Stalltechnik enorme Mengen an Strom. In den vergangenen Jahren lagen die Stromkosten pro Kuh bei ungefähr 85 Euro pro Jahr. Auch hier rechnet Hortmann-Scholten in Abhängigkeit der weiteren geopolitischen Entwicklungen mit erheblichen Preissteigerungen. Sollten sich die jetzt erreichten Preisniveaus auf dem außergewöhnlich hohen Plateau fortschreiben, werden sich bei einem Gros der Betriebe die vollkostendeckenden Milcherzeugerpreise im laufenden Wirtschaftsjahr schätzungsweise in einem Korridor zwischen 52 und 57 Cent je Kilogramm Milch bewegen. Die Auszahlungspreise der norddeutschen Molkereien bewegen sich für den Monat Februar 2022 zwischen 42 und 45 Cent. Vor einem Jahr lagen sie im Mittel noch bei rund 32 Cent.

Fotos: Gerheide Knüttel