Fledermäuse suchen Sommerquartiere
REGION/NIEDERSACHSEN (red). Augen auf, Fledermausdetektor an! Es ist wieder soweit: Die Fledermäuse sind aus dem Winterschlaf erwacht und in der Dämmerung zu beobachten. Denn die Flugkünstler der Nacht ziehen nun von ihren Überwinterungsorten in die Sommerquartiere. Für ihren Winterschlaf suchten die Tiere vor allem Höhlen, Stollen, Bunker oder Keller auf. Ende März/Anfang April beginnt die aktive Jahreszeit der Fledermäuse. Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen erwachen sie aus dem Winterschlaf und suchen dann ihre Sommerquartiere auf. Auf dem Zug zwischen Winterquartier und Sommerquartier können sie sehr weite Strecken zurücklegen, von einer Rauhautfledermaus weiß man, dass sie eine Zugstrecke von über 1900 Kilometer bewältigen kann. Im Sommerquartier werden die Fledermausweibchen trächtig – in Abwesenheit der Herren! Dies ist möglich, weil nach der Paarung im Herbst die Eizellen nicht sofort befruchtet werden, sondern die Spermien im Geschlechtstrakt des Weibchens viele Monate überdauern. Erst nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf kommt es zum Eisprung und zur Befruchtung. Das hat den Vorteil, dass die Jungen zu einer Zeit auf die Welt kommen, wenn der Tisch (mit Insekten) reich gedeckt ist.
Zur Jungenaufzucht schließen sich die Fledermausweibchen zu Wochenstubengesellschaften zusammen. Normalerweise bestehen diese Gruppen aus etwa zehn bis zwanzig Tieren. Die Jungen werden nach einer Tragzeit von etwa 50 Tagen geboren und wiegen bei kleinen Arten gerade einmal zwei Gramm! Sie werden gesäugt und beginnen bereits mit vier bis fünf Wochen eigenständig Insekten zu jagen. Derzeit suchen die ausfliegenden Fledermäuse Sommerquartiere. „Viele Menschen wissen inzwischen, dass bei uns einige Fledermausarten an Gebäuden leben“, sagt Ralf Berkhan, NABU-Fledermausexperte. „Die spaltenbewohnende Fledermäuse wie die Zwergfledermaus machen keinen Unterschied zwischen alten und neuen Gebäuden. Wichtig ist nur, dass sie einen passenden Spalt finden, der ihnen genug Platz lässt und auch die passenden klimatischen Bedingungen für die Jungenaufzucht bietet.“ Im Sommer lieben es Fledermäuse warm und trocken. Solche Bedingungen können ebenso hinter einer Holzverschalung an einem alten Bauernhaus herrschen wie an einem Plattenbau in der Großstadt. Es gibt aber auch Arten, die sich lieber auf Dachböden aufhalten. Diese Fledermäuse brauchen große und nicht ausgebaute Dachböden, die zugleich möglichst zugluftfrei sind. Solche Dachböden sind an modernen Häusern kaum noch zu finden, weshalb das Große Mausohr oder auch die beiden Langohrfledermaus-Arten (Braunes und Graues Langohr) häufig in Kirchen oder anderen historischen Gebäuden zu finden sind.
Keine Gefahr durch Corona-Virus: Unsere heimischen Fledermäuse sind keine Träger des Coronavirus SARS-CoV-2 und stellen für Menschen somit keine Gefahr dar! Vielmehr benötigen die Fledermäuse selbst unseren Schutz, indem wir ihre Quartiere erhalten oder neu erstellen, und manchmal auch unsere Hilfe, wenn sie sich verletzt haben. In solch einem Fall gilt für Fledermäuse das Gleiche, wie für alle anderen Wildtiere auch: niemals ohne Handschuhe anfassen und schnellstmöglich Sachverständige informieren, die sich um das Tier kümmern können. In Niedersachsen sind dies die Fledermaus-Regionalbetreuer, die über die Webseiten des NLWKN zu ermitteln sind. Hilfe bietet zudem die Fledermaus-Hotline unter 030 284984-5000.
Foto: Dietmar Nill