Ist das Problem des Insektensterbens tatsächlich im Rathaus angekommen?
BARSINGHAUSEN (red). ‚Ein Grünstreifen mit einer Breite von bis zu 8 Metern, auf dem das Gras wachsen darf, ist ein kleines Refugium für Insekten, auch wenn dieser neben einer wenig befahrenen Straße liegt‘, sagt Hannelore Owens, Naturschützerin aus Barsinghausen, die unmittelbar an dem Streifen wohnt. An warmen Sommerabenden im August sei das Zirpen der Grillen zu hören, Schmetterlinge, z.B. Zitronenfalter, Kohlweißling oder Distelfalter, tanzten manchmal über den hohen Grashalmen, es seien nur wenige, aber immerhin, seien sie wieder da. ‚Schwalben und Mauersegler finden sich tagsüber ein und bei anbrechender Dunkelheit sind es Fledermäuse, die sich über dem Streifen auf Jagd nach Insekten einfinden. Es war nicht immer so. Aber seitdem das Gras wachsen darf, hat sich die Natur ein wenig erholt‘, berichtet Owens weiter. ‚Dafür sind wir Anwohner der Stadtverwaltung, die diesen Streifen unterhält, auch dankbar‘, führt Owens weiter aus.
Durch die Trockenheit der letzten Sommer hätten es die Bäume schwer gehabt anzuwachsen und Bewässern seitens der Stadtverwaltung sei vonnöten gewesen. ‚Leider gibt es auch bei der Stadtverwaltung noch Mitarbeiter, denen Gras nichts bedeutet, schon gar nicht im Zusammenhang mit Naturschutz‘, bedauert die Naturschützerin. Der Fahrer eines Tankwagens sei bereits im vergangenen Jahr durch das hohe Gras bis an die von der Straße nur ca. 2 Meter entfernten Bäumchen herangefahren, sodass er im Wagen sitzend, den Schlauch aus dem Fenster haltend, diese bequem hätte bewässern können. Sie habe seinerzeit den Fahrer gebeten, nicht durch das hoch gewachsene Gras zu fahren, sei aber mit einer flapsigen Antwort belohnt worden. In diesem Jahr sei der städtische Mitarbeiter bei der ersten Bewässerung vor ein paar Wochen auf einer langen Strecke sogar mittig des Streifens durch das hohe Gras von Baum zu Baum gefahren. ‚Eine Bitte um Abhilfe bei den Zuständigen der Stadtverwaltung ist anscheinend nicht von Erfolg beschieden gewesen, denn heute war der Tankwagen war wieder zum Bewässern vor Ort und, wie zuvor, fuhr er wieder mittig durch das Grass, welches sich von der ersten Durchfahrt noch nicht wieder hatte aufrichten können‘ so Owens. ‚Bei so wenig Achtung seitens der Stadtverwaltung vor unserer Natur und vor uns Bürgern, die sich um den Schutz der Natur vor Ort bemühen, fragt man sich, ob der Naturschutz und das Insektensterben im Rathaus tatsächlich angekommen sind und ernst genommen werden.“
Foto: Hannelore Owens