Neu: Region führt elterngeldähnliche Sonderleistungen für Pflegefamilien ein

Jugendhilfeausschuss gibt grünes Licht

REGION HANNOVER (red). Der Pflegekinderdienst der Region Hannover sucht in seinem Zuständigkeitsbereich regelmäßig Pflegeeltern für Kinder, die nicht in ihren Familien aufwachsen können. Doch gestaltet sich die Suche nach geeigneten Paaren oder Familien zunehmend schwieriger: Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sinkt kontinuierlich, während gleichzeitig der Bedarf  an Pflegefamilien – besonders für kleine Kinder im Alter von null bis zu sechs Jahren – steigt. Ein wesentlicher Faktor für den Rückgang der meist voll berufstätigen Interessenten sind die erheblichen finanziellen Einbußen im ersten Jahr der Aufnahme, wenn Pflegeeltern Elternzeit nehmen. Denn bisher gibt es keinen  gesetzlichen Anspruch auf Elterngeld. Die Region Hannover will daher künftig Pflegeeltern im ersten Jahr der Aufnahme mit elterngeldähnlichen Leistungen unterstützen. „Grundsätzlich erhalten Pflegepersonen natürlich Pflegegeld für den Lebensunterhalt des Pflegekindes. Doch nehmen sie Elternzeit im ersten Jahr, haben sie bisher keinen gesetzlichen Anspruch auf Elterngeld in dieser Zeit. Das schreckt viele geeignete Paare und Familien ab, da sie mit nur einem Einkommen nicht über die Runden kommen. Diese Hürde wollen wir potenziellen Pflegeeltern nehmen und die gesetzliche Lücke überbrücken“, so Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziale Infrastruktur der Region Hannover. „Denn gerade in dem ersten Jahr ist es wichtig, genug Kraft und Zeit für die Kinder zu haben, die in der Regel bisher in einem instabilem, oft vernachlässigenden Umfeld aufgewachsen sind.“ So sollen alle Vollzeitpflegepersonen, die nach Aufnahme eines Pflegekindes ihre Erwerbstätigkeit in den ersten sechs bis zwölf Monaten vollständig ruhen lassen, künftig 800 Euro monatlich von der Region Hannover erhalten, bis zu einem Jahr lang. „Grundsätzlich ist es für alle Kinder besonders in dem Alter bis zu sechs Jahren für die Entwicklung sehr wichtig, in einem familiären Umfeld aufzuwachsen. Wir würden uns wünschen, auf eine große Anzahl unterschiedlichster Familien zurückgreifen zu können, um eine möglichst passende Familie für die jeweiligen Kinder zu finden“, unterstreicht Claudia Weigel, Leiterin des Team Pflegekinder und Adoption der Region Hannover. „Wir sind immer auf der Suche nach geeigneten Pflegepersonen.“ So gab es im Jahr 2017 lediglich vier Bewerberpaare aus den 16 regionsangehörigen Kommunen, in denen die Region Jugendhilfeträgerin ist, in 2018 waren es fünf. Dem gegenüber stehen durchschnittlich 15 Vermittlungsanfragen pro Jahr. Das Modellprojekt der elterngeldähnlichen Sonderleistungen ist zunächst auf zwei Jahre angelegt und als Leistung zum Unterhalt des Kindes oder des Jugendlichen eingeordnet (§ 39 SGB VIII). Am Donnerstag gab der Jugendhilfeausschuss grünes Licht, über die Einführung der Sonderleistungen entscheidet abschließend die Regionsversammlung am 24. September. In regelmäßigen Informationsabenden stellt der Pflegekinderdienst der Region Hannover gemeinsam mit den Pflegekinderdiensten der Städte Laatzen und Langenhagen Interessierten vor, aus welchen Gründen Kinder in eine Pflegefamilie kommen, welche Rechte und Pflichten Pflegeeltern haben und wie sie vom Jugendamt unterstützt werden. Außerdem wird besprochen, wie sich das Leben mit Pflegekindern verändert, wie Besuchskontakte mit den leiblichen Eltern geregelt sind und für welche Kinder Pflegeeltern gesucht werden. Haben Interessierte das Bewerbungsverfahren erfolgreich durchlaufen, werden sie nach Aufnahme eines Kindes während der gesamten Betreuung engmaschig vom Pflegekinderdienst begleitet und unterstützt. Der nächste Infoabend ist am Dienstag, 22. Oktober, 18 Uhr, im Stadthaus Laatzen, Marktstraße 2 in Laatzen.