Neubau des Wasserwerks: „Verzögerungen durch den Bürgermeister bringen uns in riskante Ausnahmesituation“

Die Siedlergemeinschaften hatten zu einer Infoveranstaltung zum Thema Wasserversorgung eingeladen

BARSINGHAUSEN (red). Wie steht es um das Wasserwerk Eckerde und die Wasserversorgung von Barsinghausen? Dazu hatten die Siedlergemeinschaften jetzt zu einer Informationsveranstaltung mit Vertretern der Stadtwerke eingeladen. Der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft Barsinghausen Gavin Ennulat begrüßte als Moderator die Referenten und etwa 40 Interessierten Bürger, die trotz der warmen Temperaturen den Weg auf sich nahmen. Zu Beginn erläuterte der ortsansässige Hydrogeologe Ralf Ronschke, dass der Deister als Höhenzug und seine tektonischen Verwerfungen ein großes und auch vorgefiltertes Wasservorkommen bereitstellt. So müssten die Brunnen hier nur etwa 15 Meter tief angelegt werden, in der Lüneburger Heide dagegen im Vergleich etwa 150 Meter tief. Diese Bodenbeschaffenheit lasse so gut wie keine Phosphate oder andere Stoffe durch oberflächennahe Aufbringungen bis in das Grundwasser gelangen. Die Ausgangslage für eine Wasserversorgung sei also viel besser als anderorts. Wäre da nicht die technische Herausforderung der Wasserförderung bis in die Haushalte. Gleichwohl sei der Trend feststellbar, dass über die letzten Jahre hinweg die Wassermenge leicht abnahm. Zu der Wasserförderung nahm Torsten Holzhausen als technischer Leiter des Wasserwerkes Eckerde Stellung: Die Anlage in Eckerde sei mittlerweile über 55 Jahre in Betrieb. Durch die allmähliche Vergrößerung der Bevölkerung Barsinghausens und deren Wassernutzungsverhalten kann das Wasserwerk Eckerde an entnahmeintensiven Tagen nicht so viel Wasser fördern und aufbereiten wie entnommen wird. An diesen Tagen werden die im Deister verteilten Wasserreservoirs leergefahren. Wenn auch dieser Wasserpuffer erschöpft sein sollte, würde unweigerlich der Wasserdruck sinken und es würden Beeinträchtigungen bei der Wasserversorgung eintreten. Ein weiteres Problem stelle der technische Zustand der Anlage selbst dar. Die Anlage sei sehr reparaturanfällig geworden und jederzeit könne es zu Ausfällen kommen. Bislang konnte man meist schnell eine Reparaturlösung finden, die eine Unterbrechung der Trinkwasserversorgung verhinderte. Inzwischen arbeite man aber mit vielen provisorischen Hilfen, die keine Langlebigkeit garantierten. Erst kürzlich sei eine marode Rohwasserleitung geplatzt, die nun provisorisch geflickt worden sei, um die Wasserversorgung nicht vorübergehend einstellen zu müssen. Jochen Möller als Geschäftsführer der Stadtwerke Barsinghausen warf hierzu ein, dass in den letzten Jahren die Reparaturkosten im Wasserwerke deutlich in die Höhe gingen. So seien im letzten Jahr rund 800.000 Euro für Reparaturen aufgewendet worden. Der Neubau eines modernen Wasserwerkes hingegen koste nur etwa 10 Millionen Euro, eine Finanzierung dafür wäre gesichert und könne von den Stadtwerken mithilfe eines Kredits selbst getragen werden. Eine moderne Anlage wäre nicht nur in den ersten Jahren kaum reparaturanfällig, sondern wäre auch effizienter. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist ein Neubau überfällig. Ein solcher würde aufgrund der komplexen Ausschreibungen sicherlich nicht vor 2023 fertiggestellt, auch wenn man noch in diesem Jahr mit den Planungen und Ausschreibungen starte. Auf bohrende Nachfragen der Zuhörer, warum dann nicht gebaut würde, verwiesen Möller und Holzhausen auf die Stadtverwaltung und den Rat, die diese Entscheidung treffen müssten. Seitens der Stadtwerke gäbe es keine Zweifel oder offenen Fragestellungen, die einer sofortigen Umsetzung entgegenstünden. Bernhard Gromoll erklärte, dass der Rat mit großer Mehrheit und schon vor langer Zeit einen Neubau beschloss und auch aktuell auf einen Neubau dränge. Hier sei also nicht die Politik zu kritisieren, sondern ganz klar die Stadtverwaltung, allem voran der Bürgermeister selbst. Dem Bürgermeister sei klar, dass mindestens vier Jahre bis zur Inbetriebnahme vergehen, das Wasserwerk Eckerde aber evtl. keine vier Jahre Dienst mehr verrichten könne. Weil die Wasserzuleitungen einen vollständigen Ersatzbezug von Trinkwasser durch andere Versorger nicht mal ansatzweise gewährleisten würden, Holzhausen bestätigte dies, bringe uns der Bürgermeister mit den Verzögerungen schon jetzt in eine riskante Ausnahmesituation. Jede weitere Verzögerung wäre grob fahrlässig und spiele mit einem der Grundgüter der Barsinghäuser Bürger. Abschließend fasste Ennulat als Gesprächsergebnis zusammen, die Zielrichtung sei klar, realisierbar und bezahlbar. Es müsse nun der Druck der Bürger auf die Stadtverwaltung und den Bürgermeister dafür sorgen, dass eine Umsetzung schnellstmöglich vorangetrieben wird. Er appellierte daher an alle Anwesenden, aktiv zu werden, die Versorgungsgefahr zu kommunizieren und als Bürger unbequem zu werden. Die fünf Siedlergemeinschaften jedenfalls werden gemeinsam versuchen, einen schnellstmöglichen Neubau zu unterstützen.

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