Neugeborenes Wisentkalb bedeutet Hoffnung für die ganze Art

Die Freude im Wisentgehege Springe ist groß

SPRINGE (red). Am 14. April, ungewöhnlich früh, kam das erste Wisentkalb der Saison zur Welt. Der Name des Jungtiers „Nadzieja“ bedeutet auf Polnisch „Hoffnung“. Der Name ist Programm. Mutter Inga ist eine der letzten lebenden Vertreterinnen einer fast erloschenen Mutterlinie. Nur weibliche Kälber können dazu beitragen, diese Mutterlinie fortzuführen. „Deshalb ist die Freude im Wisentgehege aber auch in Polen, wo das internationale Zuchtbuch geführt wird, riesig groß“, sagt Wisentgehegeleiter Thomas Hennig. Alle heute lebenden Wisente gehen nur auf zwölf sogenannte „Gründertiere“ zurück. Das waren fünf blutsfremde, nicht verwandte Bullen und sieben Kühe. Von diesen sieben Mutterlinien existieren nur noch vier und die Gefahr ist groß, zwei weitere Linien zu verlieren. „Nadzieja verkörpert nun die Hoffnung, dass die Europäische Wisentzucht das Verschwinden dieser Mutterlinie noch auf den letzten Drücker vermeiden kann“, hofft Hennig.

Im Wisentgehege hat man den sowieso schon hohen Standard der Beobachtung und Überwachung von Jungtieren und ihren Müttern noch einmal erhöht, um im Falle eines Falles einzugreifen, oder frühzeitig den Tierarzt zu Rate ziehen zu können. Zur Dokumentation werden tägliche Beobachtungsprotokolle durch die jeweils zuständigen Tierpfleger geschrieben. Bei Gelegenheit werden auch Handyfotos aufgenommen. Für Wisentgehege-Chef Thomas Hennig ist es noch zu früh, eine echte Lebensplanung für Nadzieja zu erstellen. Klar ist für ihn allerdings, dass sie wegen ihrer enormen Bedeutung für die Tierart ihr Leben in Menschenhand verbringen wird, um unter kontrollierten Bedingungen hoffentlich als Mutter vieler weiblicher Kälber ihren Beitrag zur Erhaltung des Wisents zu leisten. Nachzutragen ist noch, denn darüber wurde schon häufig berichtet, dass der offizielle Zuchtbuchname „SP-Nadzieja“ lautet. Das SP steht für „Springe“ und ist eine Vorgabe des Zuchtbuches, die bereits seit der Gründung im Jahre 1928 existiert. Die Kleine ist bereits das 377. Kalb, das in Springe geboren wurde. Routine, sollte man meinen. „Aber im Ranking der genetischen Bedeutung steht Nadzieja ganz weit vorne“ freut sich der Wisentgehegeleiter.

Fotos: Hennig / Wisentgehege