Nisthilfen dienen als Winterquartiere

REGION (red).

Foto: Helge May

Wenn Kälte und der damit einhergehende Frost Einzug in Niedersachsens halten, begeben sich viele Tiere auf die Suche nach geeigneten Winterquartieren. Da natürliche Quartiere Mangelware sind, greifen die Tiere oftmals auf vorhandene Nistkästen zurück. Der NABU Niedersachsen bittet Gartenbesitzer, jetzt keine Nistkästen mehr zu säubern und natürliche Winterquartiere im Garten von Aufräumarbeiten zu verschonen. Wer die Nistkastenreinigung bisher verpasst hat, sollte nun besser bis zum nächsten Frühjahr warten. Der Nutzen der alten Nester ist momentan größer, als ein möglicher Schaden durch Übertragung von Parasiten. „Ohne Probleme können auch jetzt noch Nistkästen aufgehängt werden, um der heimischen Tierwelt bei der Überwinterung unter die Arme zu greifen“, sagt Philip Foth, Pressesprecher des NABU Niedersachsen. Neben Rotkehlchen und Co. suchen viele Tierarten im Winter Schutz in künstlichen Nisthilfen. Tipps zum Bau von Nistkästen finden Sie hier.

Sobald das Laub von den Bäumen fällt, richten sich viele Kleintiere – darunter nützliche und bedrohte Arten – für das Winterhalbjahr in Vogelnistkästen ein. Dazu zählen Ohrwürmer, Florfliegen, Wespen- und Hummelköniginnen und Säugetiere wie verschiedene Mäusearten und Fledermäuse. Manchem Vogel kann die Nisthilfe im Winter sogar das Leben retten. Vögel haben eine höhere Körpertemperatur als Säuger, sie liegt zwischen 39 und 42 Grad. Um diese vergleichsweise hohe Temperatur zu halten, verbrennen die Vögel viel Körperfett. „Dadurch verlieren sie Gewicht und sind oft geschwächt“, erklärt Foth. „Eine kalte Nacht auf einem schutzlosen Zweig kann ihnen da zum Verhängnis werden.“ Der Spatz baut daher regelrechte Winternester, in die er sich bei Frost einkuschelt. Von Zaunkönigen weiß man, dass sie sich im Winter gegenseitig in Nistkästen wärmen.

Nistkästen erfüllen auch im Winter wichtige Aufgaben: Ob Sperlinge, Finken oder auch Eichhörnchen – selbst die wetterbeständigsten heimischen Winter-Profis schätzen eine warme Unterkunft. „Wer also noch einen Nistkasten im Keller hat, sollte ihn jetzt aufhängen“, rät der NABU-Pressesprecher. Der Kasten sollte dazu in zwei bis drei Meter Höhe aufgehängt werden. Eine Ausrichtung nach Osten oder Südosten ist ideal, da man so zu starke Sonnenbestrahlung während der nächsten Brutzeit vermeidet. Zudem sollte das Einflugloch nicht zur Wetterseite zeigen. Zur Befestigung an Bäumen eignen sich rostfreie Alu-Nägel oder feste Drahtbügel, die den Baum nicht schädigen. Besonders wichtig: Damit Katzen und Marder nicht zugreifen können, sollten möglichst unzugängliche Orte an Hauswänden, auf Balkonen oder an Schuppen und Gartenhäuschen gewählt werden. Gartenbesitzer bittet der NABU Niedersachsen zudem in einigen Ecken ihres Gartens natürliche Winterquartiere von den Aufräumarbeiten zu verschonen. Die hohlen Blütenstängel der Staudenpflanzen sind ein ideales Überwinterungsquartier für zahlreiche Insekten, darunter winzig kleine Wildbienen, Ohrwürmer und andere Tiere. So haben hier überwinternde Kleintiere auch ohne künstliche Nisthilfen eine Chance, die kalten Monate zu überleben. Dies kommt nicht nur den Überwinterungsgästen und Brutvögeln im nächsten Jahr zugute, sondern auch den Gartenfreunden selbst: Ohrwürmer beispielsweise regulieren in ihrem Jagdrevier den Bestand der Schadinsekten und Wildbienen spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen.

Foto: Helge May