GROßGOLTERN (red).
Mit folgendem offenen Brief richtet sich der Elternbeirat der Kita Großgoltern an Bürgermeister Henning Schünhof und Fachdienstleiter Claudius Reich: „Mit großem Bedauern wenden wir uns auf diesem Wege nun schon zum dritten Mal an Sie. Auf unsere bisherigen Kontaktaufnahmen und Anfragen per Brief vom 22.10.2021 und 07.11.2021 haben wir bisher keine Antwort erhalten. Zwar haben Sie, Herr Bürgermeister, in einer Sprechstunde mit dem Kitaster am 05.01.2022 auf nochmalige Nachfrage darauf Bezug genommen und Hilfe versprochen. Angeblich gäbe es ausreichend Bewerbungen und kontinuierliche Personaleinstellungen. Allerdings können wir keinerlei Verbesserung der Situation erkennen. Auch in 2022 kommt es aufgrund der dünnen Personalausstattung zu massiven Einschränkungen der Betreuung vor allem in der Krippengruppe, aber auch die anderen Gruppen der Einrichtung sind betroffen. Ein Schreiben in diesem Zusammenhang an Herrn Reich per E–Mail vom 28.03.2022 blieb ebenfalls unbeantwortet. Unserer Bitte auf Teilerstattung der Krippengebühr entsprechend der Schließungen und Kürzungen der Betreuungszeiten in diesem Jahr wurde bisher nicht nachgekommen.
Die Fakten: Im Krippenjahr 2021/2022 gab es aufgrund von (krankheitsbedingten) Personalausfällen an 64 % (Stand 11.05.2022) der Betreuungstage verkürzte Öffnungszeiten (Einschränkung der Betreuungszeit), eine Notbetreuung von nur 10 Kindern sowie komplette Schließungen. Die coronabedingten Ausfälle (u.a. zweiwöchige Schließung im März/April) sowie die vier Streiktage sind hier noch nicht mit eingerechnet. Bezieht man diese in die Betrachtung mit hinein, fand sogar an 72 % (Stand 11.05.2022) der Betreuungstage keine reguläre Betreuung statt. Darüber hinaus wurden wir von unserer Kitaleitung darüber in Kenntnis gesetzt, dass aufgrund der derzeitigen Personalsituation und des engen Personalschlüssels viele pädagogische Elemente nicht durchgeführt werden können. Wir haben daraufhin das Gespräch mit unserer Kitaleitung gesucht und dabei erfahren, dass unter anderem der hohe Krankenstand immer wieder zu den Problemen führt. Da auch andere Einrichtungen in ähnlicher Weise betroffen seien, wäre es schwierig von dort eine Vertretung zu bekommen. Unsere Einrichtung verfüge zwar nominell über dieselbe Anzahl an Personal wie im Vorjahr, jedoch leiste dieses zehn Wochenstunden weniger. Durch eben diese Stundenreduzierung falle es schwer dem Bildungsauftrag der Kita gerecht zu werden. Auch die Vorschularbeit für die Kinder, welche im nächsten Jahr in die Schule gehen sollen, würde nur sehr eingeschränkt stattfinden. Hinzu kommt, dass der Kitaleitung aktuell wöchentlich ca. 100 Arbeitsstunden in der Betreuung fehlen. Das Personal ist auf dem Papier zwar vorhanden, aber nicht im Dienst (Langzeiterkrankte und eine Schwangere). Aber auch die Kurzzeiterkrankten kehren häufig zu früh aus dem Krankenstand zurück und würden sich dementsprechend wenig Zeit zur Genesung nehmen. Geplante Urlaube würden immer wieder verschoben, um den Betrieb der Einrichtung aufrechtzuerhalten.
Wir fordern:
1. Ein tragfähiges Vertretungskonzept für die gesamte Stadt Barsinghausen aufzustellen, welches sofort greift. Notfalls muss das benötigte Personal über Personalagenturen beschafft werden. Die dabei entstehenden Mehrkosten stellen eine Investition in die Zukunft dar, denn wie es so schön heißt: „Die Kinder sind unsere Zukunft!“
2. Die fehlenden zehn Wochenstunden in unserer Einrichtung umgehend auszugleichen. Auch hier muss das Personal notfalls über externe Quellen beschafft werden. Hier gelten in unseren Augen Mehrkosten nicht als Argument die Situation so zu belassen, wie sie aktuell ist. Dies würde das bis an seine Grenzen, teilweise sogar über diese hinaus, belastete Personal entlasten und sicherlich auch mittelfristig dazu führen, dass sich der Krankenstand verringert. Als verantwortungsvoller Arbeitgeber sind Sie unserer Meinung nach dazu sogar verpflichtet.
3. Personal, welches längerfristig ausfällt zu kompensieren und vertreten zu lassen. Die Verzweiflung aller Eltern, insbesondere aber der Eltern mit Kindern in der Krippe wächst. Wir sind an unserer Belastungsgrenze angekommen und können nicht mehr länger warten. Die ersten Arbeitgeber werden bereits ungeduldig und der Druck von dieser Seite steigt zusehends an. Wir brauchen eine verlässliche Betreuung! Bisher haben wir aber leider nicht das Gefühl gehört zu werden, obwohl wir bereits mehrfach auf die Missstände hingewiesen haben.
Im Klartext:
Wir sind Ausreden und leere Versprechungen leid und erwarten umgehend eine Verbesserung der Betreuungssituation! Es hilft uns nicht weiter, wenn nur Verständnis geäußert und Hilfe versprochen wird! Auch der Verweis auf Maßnahmen, die erst in ein oder zwei Jahren zum Tragen kommen hilft uns nicht weiter! Wir können keine Geduld mehr aufbringen (auch nicht im Hinblick auf die Pandemielage oder irgendeine andere Krise)! So wie sich die Welt derzeit entwickelt werden wir aus dem Krisenmodus so schnell nicht herauskommen! Dies kann aber nicht auf dem Rücken der Eltern und vor allem der Kinder ausgetragen werden. Es muss endlich gehandelt werden! Wir fordern kurzfristige Lösungen, die eine verlässliche Betreuung sicherstellen“
Foto: ta