Psychologische Auswirkungen der Corona-Krise rechtfertigen nicht die Zerstörung von Kunstwerken

BENTHE (red).

Grüne, riesige Köpfe, gestaltet von der Künstlerin Kristina Henze, stehen seit 2011 auf dem Landschaftskunstpfad Benthe-Ronnenberg. Sie scheinen aus der Erde hervorzuwachsen und wieder darin versinken zu wollen wie als ein Teil von ihr. Vorübergehende und Radfahrer sind vertraut mit ihrem Anblick, wundern sich aber, dass die Gruppe nicht mehr vollständig ist. Sie sei als eine Metapher für das Leben zu verstehen, erklärt die Barsinghäuser Künstlerin Kristina Henze. Die Menschheit stamme aus einem Garten. Von den sechs Tagen der Weltschöpfung beanspruchte der Mensch den sechsten Tag für sich. Mit dem Verlassen dieses paradiesischen Zustandes und Eintritt in eine chaotische Welt begann das normale Dasein mit seinem Streben nach dem Verlorenen. Obwohl die Objekte weit entfernt des Talweges in einer Wiese stehen, scheint ihre Präsenz bei manchen Personen Abneigungen zu erwecken. Immer mal wieder wurden sie beschädigt und von der Künstlerin sofort überarbeitet. In diesem Jahr allerdings wurden zwei Plastiken völlig demoliert. Als Ersatz hat Kristina Henze ein anderes Modell aufgebaut. Im nächsten Jahr solle die Sechsergruppe – dann wieder vollständig – zu den Spaziergängern herübergrüßen. Einen Grund für die zunehmende Zerstörungswut glaubt die Künstlerin in der verunsichernden Lebenssituation in diesem Jahr zu sehen. Ungewissheiten, nicht planbare Situationen, Einschränkungen sind schwer zu ertragen und können Enttäuschungen und Hass auslösen. Eine Form von Wut und Verzweiflung kann im Zerstören liegen, vermutet sie. Ihre Installation hat Kristina Henze „Grüne Gäste“ genannt als Verneigung vor dem „grünen Fürsten“ von Pückler-Muskau, dem Weltreisenden und Reiseschriftsteller, Pantheist und Landschaftsarchitekt. Ihrer Arbeit hat sie ein Zitat von 1834 des Hermann Fürst von Pückler vorangestellt: „Nur zu wahr ist es: Furchtbar und schnell ist die Macht des Menschen im Zerstören, schwach und gebrechlich im Aufbauen!“

Foto: privat