REGION (red).
Aktuell kommen beinahe täglich hilfsbereite Tierfreundinnen und Tierfreunde, die tagsüber einen Igel sichten, auf das Artenschutzzentrum zu. Ihre Sorge: „Der ist so klein und hilflos. Der schafft das doch gar nicht über den Winter.“ Doch nicht jeder Igel, der am helllichten Tag durch die Gegend wetzt, ist auf Hilfe angewiesen. Erst kürzlich habe jemand einen Igel in Leiferde abgegeben, erinnert sich die Geschäftsführerin des NABU-Artenschutzzentrums Bärbel Rogoschik: „Der Igel brachte jedoch bereits 800 Gramm auf die Küchenwaage.“ Es habe sich also um ein ausgewachsenes Tier gehandelt, bereit für den Winterschlaf, das weder Verletzungen aufwies noch von Fliegeneiern befallen oder von Maden durchfressen war. „Wir haben den Igel dem Mann wieder mitgegeben, damit das Tier wieder an seinem Fundort freigelassen werden konnte.“
Junger Igel tagsüber im Garten – ein Warnsignal? Aber was, wenn es sich bei dem gefundenen Igel noch um ein Jungtier handelt, welches tagsüber durch den Garten streunt? Rogoschik: „Ich verstehe, dass zunächst Bedenken aufkommen: ‚Ist das alles normal?‘ – Aber ja, gerade jetzt ist das nicht ungewöhnlich. Schließlich werden junge Igel noch bis Ende September geboren.“ Der Nachwuchs von Igeln könne bei milden Temperaturen sogar noch im Dezember draußen unterwegs sein und fresse sich Winterspeck für den Winterschlaf an. Auch einen Igel tagsüber zu finden, sei nicht unbedingt ein Warnsignal: „Das kann normal sein, wenn er zum Beispiel durch die eigene Gartenarbeit oder die der Nachbarschaft aus seinem Versteck aufgescheucht wurde“, so Rogoschik. Oft trauen sich Igel dann nicht direkt zurück in ihr Versteck und treten den Weg erst wieder am Abend an.
Wann sind Igel wirklich in Not? Doch ab wann benötigen Igel überhaupt Hilfe und wie sollte diese aussehen? Zunächst muss betont werden, dass der Igel zu den geschützten Tierarten gehört: „Er darf laut Bundesnaturschutzgesetz weder gefangen noch getötet werden. Nur in absoluten Notfällen, wenn ein Igel verletzt oder krank ist, dürfen Menschen ihn für eine kurze Zeit in ihre Obhut nehmen, gesund pflegen und alsbald wieder in die Freiheit entlassen“, erklärt Rogoschik. Deswegen sei es auch so wichtig, den Igel zunächst genau zu beobachten, erklärt die Naturschützerin: „Wo kommt das Tier her, bewegt er sich normal fort oder läuft er permanent nur im Kreis und fällt um? Hat er eine Verletzung? Blutet er? Hat er ganz viele weiße Pünktchen zwischen den Stacheln? Das sind dann Fliegeneier oder sogar Maden. Fühlt er sich kalt an?“ Trifft eines der Kriterien zu, ist der Igel wirklich auf Hilfe angewiesen und ein Tierarzt, eine gute Igelauffangstation oder das NABU-Artenschutzzentrum Leiferde sollten konsultiert werden.
Foto: ta / Text: NABU