So können Sie den Igeln im Herbst helfen

REGION/NIEDERSACHSEN (red).

Foto: Armin Dreisbach/www.naturgucker.de

Igelschutz funktioniert am besten durch Lebensraumschutz! Der NABU Niedersachsen appelliert an Gartenbesitzer, den Igel nicht zu vermenschlichen, sondern ihm nachhaltig und mit Sachverstand zu helfen. Wohl kaum ein anderes Wildtier ist bei den Menschen so beliebt wie der Igel. In Märchen wird ihm die Rolle des Schlauen gegeben; in Comics ist er der Humorvolle und Weise. Viele sind entsetzt, ihn als Straßenopfer zu finden. Und manche lieben ihn sogar zu sehr, vermenschlichen ihn und schaden ihm damit. „Igel sind Wildtiere, das darf nie vergessen werden. Und sie stehen unter gesetzlichem Schutz“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. Er hat in mehr als 25 Jahren Arbeit oft erlebt, dass der Igel häufig völlig missverstanden und sogar zum „Haustier“ erklärt wird. Das bedeutet oftmals das Todesurteil für das Tier. „Es gibt leider eine gewisse Einsammelmentalität, gerade im Herbst. In unserer NABU-Geschäftsstelle erhalten wir immer wieder Anrufe von Tierfreunden, die vermeintlich hilfsbedürftige Igel allerorten einsammeln, weil sie Angst haben, dass die Tiere den Winter nicht überstehen könnten“, berichtet er. Dies ist aber nur bei stark geschwächten oder stark untergewichtigen Tieren der Fall. Auf jeden Fall sollte dann immer ein Tierarzt das letzte Wort haben. Und es sollte eine anerkannte Igelstation einbezogen werden. Der reinen ‚Einsammelei‘ muss Einhalt geboten werden – übrigens auch, weil sie gegen Naturschutzrecht verstößt und in Tierquälerei übergehen kann! Wohlers nennt Beispiele aus der NABU-Praxis: „Wir hatten sogar Anrufe Anfang Juli, in denen vermeintliche Igelfreunde bereits Igel einsammeln wollten und regelrecht aggressiv reagierten, als wir sie davon abzubringen versuchten. Eine Dame hatte mal im September bereits acht Igel eingesammelt und wollte diese ‚unterbringen‘. Wir konnten sie zum Glück dazu bewegen, die Tiere sofort wieder an den Fundorten freizulassen.“

Ein naturnaher Garten ist ein igelfreundlicher Garten: Aber nicht der Winter, sondern die Sommerzeit ist eine besonders gefährliche Zeit für die tierischen Gartenbewohner. Denn zu dieser Jahreszeit rollen Rasenmäher und Mähroboter über den Rasen und machen alles kurz und klein, inklusive der Tiere. „Manche Mähroboter machen vor kleinen Tieren wie Igeln, Spinnen, Eidechsen oder Blindschleichen nicht Halt“, warnt Rüdiger Wohlers. Sie werden überrollt, verstümmelt und getötet. „Vor allem wenn die Mähroboter nachts oder in der Dämmerung unsachgemäß ohne Aufsicht laufen, sind die nachtaktiven Igel gefährdet.“ Der Naturschützer rät daher, lieber mehr Wildnis im Garten zuzulassen: „Nur ein naturnaher Garten kann ein echter ‚Igelgarten‘ sein“, sagt Wohlers. „Wer einen bürstenkurzen Rasen, viele versiegelte Flächen und immergrüne Exoten mit dem ökologischen Wert von Plastikblumen als Hauptbestandteile seines Gartens hat, muss sich nicht wundern, wenn der Igel einen großen Bogen um ihn macht. Im Garten sollte Vielfalt angesagt sein – heimische Sträucher, deren Laub auch im Herbst und Winter liegen bleiben darf, das der Igel im Winter für sein Schlafnest nutzen kann, Stauden, vielleicht auch eine ‚wilde Ecke‘ aus Holz, Ästen und Laub und eine kleine Wasserstelle gehören dazu. Wichtig ist, dass heimische Pflanzen eingebracht werden. Dann finden auch die Nahrungstiere des Igels einen Lebensraum.“ Igel haben ein Nahrungsspektrum, das fast ausschließlich aus tierischem Eiweiß besteht: Auf ihrem Speiseplan stehen Schnecken in großer Zahl, Regenwürmer, Käfer, Raupen, Ameisen, anderes Kleingetier, aber auch schon mal ein Ei einer bodenbrütenden Vogelart oder Aas, da sind sie nicht wählerisch.

Für den Igel aktiv werden: Um dem Igel über die kalte Jahreszeit zu helfen, kann man ihm eine hervorragend bewährte „Igelburg“ bauen. „Jetzt, kurz bevor der Herbst Einzug hält, ist die richtige Zeit, dem Igel seine Burg aus Holz zu zimmern. Das können sogar wenig handwerklich Begabte“, sagt Wohlers. „Mit Geäst und Laub abgedeckt ist die Igelburg ein idealer Überwinterungsplatz. Ganz wichtig ist jedoch, dass der Standort der Igelburg niemals in einer regenwassergefährdeten Senke liegt, sondern idealerweise auf etwas erhöhtem Terrain unter Sträuchern.“ Der Naturschützer hofft, dass viele Menschen in Niedersachsen Hand anlegen, um dem Igel im eigenen Garten zu helfen. „Dass Hilfe dringend notwendig ist, zeigt sich auch daran, dass die Bestände des Igels seit Jahren in ganz Europa rückläufig sind“, so der NABU-Mitarbeiter.

Foto: Armin Dreisbach/www.naturgucker.de