So kommen die Tiere durch die kalte Jahreszeit

Was ist der Unterschied zwischen Winterschlaf und Winterruhe?

Foto: Frank Derer

REGION/NIEDERSACHSEN (red). Winterschlaf ist eine faszinierende Strategie, um strenger Witterung und Nahrungsknappheit zu entgehen. Anstatt wie die Zugvögel abzuwandern, Futter zu deponieren oder sich ein dickes Fell anzulegen, verschlafen Winterschläfer einfach die kalte Jahreszeit und setzen alle Lebensfunktionen auf Sparflamme. Unterschieden werden Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre. Echte Winterschläfer sind Fledermäuse, Siebenschläfer, Hamster und Murmeltiere. Sie senken ihre Körpertemperatur und alle Körperfunktion drastisch ab. Winterruhe ohne Absenkung der Körpertemperatur halten Dachs, Eichhörnchen und Waschbär. Einen Sommer- oder Trockenschlaf bei Wärme und Wassermangel kennt man von Weinbergschnecken, Zieseln, Krötenfröschen und tropischen Igeln. Kleine Tiere mit hohem Stoffwechsel schieben bei Kälte und Nahrungsknappheit kurzfristige Schlafphasen ein, wie Mauersegler, Kolibris, Ziegenmelker, Meisen, Spitzmäuse oder Fledermäuse im Sommer. In Winterstarre fallen Amphibien und Reptilien. Ihr Körper passt sich der Umgebungstemperatur an – sie fallen in Kältestarre und können selbst aktiv nichts für ihren Wärmehaushalt tun. Wie Winterschläfer schlafen gehen, ist nicht eindeutig geklärt. Den Impuls zum Schlafen geben nicht herbstliche Temperaturen oder Nahrungsmangel. Vielmehr spielen der Jahresrhythmus der „inneren Uhr“, hormonelle Umstellungen und die Tageslänge eine Rolle. Letztere beeinflusst die Bildung von Fettdepots und diese wiederum die Schlafbereitschaft. Winterschlaf ist kein Tiefschlaf von Oktober bis März, er verläuft in Abschnitten. Meistens wechseln sich Ruhephasen ab mit kurzen Wachphasen, in denen die Tiere aktiv sind. Sie geben mitunter Kot und Urin ab oder wechseln den Schlafplatz. Winterruher sind häufig wach und wechseln die Schlafposition, Winterschläfer haben tage- bis wochenlange Schlafperioden.

Fledermäuse legen im Herbst 20 bis 30 Prozent an Gewicht zu. Schon am späten Nachmittag kann man oft große Scharen intensiv jagender Abendsegler sehen. Zum Schlafen suchen sie Höhlen und Verstecke auf, in denen es nicht kälter als ein bis zwei Grad Celsius wird. Obwohl Winterschläfer ihre Temperatur drastisch absenken, bleibt die Temperaturregulation erhalten. Und wenn die Umgebungstemperatur unter die Schlaftemperatur sinkt, springt der Thermostat an und gibt Signal zum „Nachheizen“ um nicht zu erfrieren – allerdings auf Kosten der begrenzten Fettreserven. Deshalb verkriechen sich viele Arten in Ritzen und Spalten und die kopfunter Freihängenden hüllen sich einem Mantel gleich in die Flughaut, um Oberfläche und Wärmeverluste zu verringern. Störungen können zum ungeplanten, energiezehrenden Aufwachen führen. Fledermäuse benötigten bis zum Normalbetrieb 30 bis 60 Minuten. Winterschläfer mobilisieren zunächst die Depots des braunen Fettgewebes im Schulter- und Nackenbereich um Energie bereitzustellen. Später kommt Muskelzittern zur Wärmeerzeugung hinzu. Ziemlich verschlafen sind Siebenschläfer. Von September bis Mai oder sogar Juni ruhen sie in Erdlöchern, Felsspalten und Wurzelstöcken. Ihre Schlafphasen dauern 20 bis 29 Tage. Werden Gebäude als Winterquartier gewählt, sind Winteraktivitäten möglich. Hamster haben eine lange Winterschlafperiode, erwachen aber häufiger um zu fressen. Ihre Nahrungsdepots hat man früher genutzt, indem man die Baue der damals weit verbreiteten Hamster aufgegraben und die Korndepots geplündert hat. Goldhamster dagegen bleiben in der Wohnung putzmunter, denn in der Wärme unterschreiten sie nie die niedrige schlafauslösende Temperaturschwelle. Um die begrenzten Fettspeicher zu schonen, sollten Winterschläfer möglichst wenig gestört werden. Aus diesem Grund werden viele Fledermaushöhlen über den Winter für Besucher geschlossen. Gartenbesitzer können mit Hecke, Wiese und Gartenteich dafür sorgen, dass sich Winterschläfer im Herbst Winterspeck anfressen können, sowie mit Stein- und Reisighaufen Winterquartiere für Amphibien, Reptilien und Igel schaffen.

Foto: Frank Derer