Soziologe beleuchtet Netzwerke, Ideologien und Programmatik der AfD

Das Bündnis „Barsinghausen ist bunt“ hatte jetzt zu einem Vortragsabend in die Petrusgemeinde eingeladen

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Die Sprecherin von „Barsinghausen ist bunt“, Sybille Bruchmann-Busse, und der Soziologe, Andreas Kemper

BARSINGHAUSEN (ta). Den vorläufigen Entwurf für das Programm der sogenannten „Alternative für Deutschland“ haben die Wähler und Sympathisanten der Partei wohl kaum gelesen. Sollten sie aber mal tun, denn dann würden ihnen sehr wahrscheinlich die Haare zu Berge stehen. Das Bündnis „Barsinghausen ist bunt“ hatte jetzt den Publizisten und Soziologen, Andreas Kemper, eingeladen, der sich seit Jahren mit der AfD befasst und dazu auch ein Buch geschrieben hat. Er stufe die Partei keinesfalls als populistisch ein, meinte Kemper einleitend, denn die Vertreter der AfD würden in keinster Weise die Sprache der Bevölkerung sprechen. Vielmehr stehe die Partei für Ungleich-Ideologien, einen radikalen Wirtschaftliberalismus und völkischen Nationalismus. Der Aufstieg der AfD sei untrennbar mit der Wirtschaftskrise verbunden. Von Anfang an habe sich die zu Beginn als „Professorenpartei“ beschriebene Partei aus verschiedenen Milieus gespeist, dazu zählten laut Kemper privilegierte Gruppen, Euro-Skeptiker, christliche Fundamentalisten und Evangelikale, Teile des Kleinbürgertums und der Beamtenschaft, Rechte, Rassisten und klerikale Netzwerke. Seit der Spaltung der Partei sei nicht nur die „Neue Rechte“ auf dem Vormarsch, inzwischen würden auch ganz offen Allianzen mit der rechten FPÖ in Österreich geschlossen. In dieses Bild passten dann auch Sympathiebekundungen für die Pegida-Aufmärsche oder auch Sprüche zum Schusswaffengebrauch an der Grenze der AfD-Europaabgeordneten, Beatrix von Storch, Der Soziologe verwies zudem auf die Inhalte des AfD-Parteiprogrammentwurfs, denn ein wirkliches Grundsatzprogramm habe die AfD nicht. Gefordert würden darin unter anderem die Abschaffung von sozialen Errungenschaften, ein härteres Strafrecht, die Abschaffung des Asylrechts, die „Privatisierung“ von Arbeitslosengeld I und die Ablehnung von islamischen Religionspraktiken. Insgesamt versuche die AfD, auch mit ihrer Forderung nach mehr Volksabstimmungen, die Parteiendemokratie und die Parlamente zugunsten eines Obrigkeitsstaates zu schwächen, erklärte Andreas Kemper.

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Barsinghausen ist bunt.

Foto: ta